„Nicht sofort wieder in Koalitionsverhandlungen gehen“

LINZ. Man dürfe sich das Wahlergebnis nicht schönreden, warnt die scheidende SP-Abgeordnete Sonja Ablinger ihre Partei und die ÖVP.
Die SPÖ dürfe nach dem Minus bei der Wahl nicht zur Tagesordnung übergehen, sagt die scheidende SP-Abgeordnete Sonja Ablinger. Bevor die SPÖ Koalitionsgespräche aufnehme, müsse zuerst parteiintern offen diskutiert werden.
SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos hat das SP-Wahlergebnis „respektabel“ genannt. Teilen Sie diese Einschätzung?
Ablinger: Nein. Bei einem historischen Tiefststand kann man nicht von einem respektablen Ergebnis reden. Wir haben 170.000 Stimmen an die Gruppe der Nichtwähler verloren. Die Große Koalition hatte 2006 gemeinsam noch 69 Prozent, jetzt sind es gerade mal 51 Prozent. Das darf man nicht schönreden – das gilt auch für die ÖVP.
Wie soll es jetzt weitergehen?
Wir sollten nicht sofort wieder in Koalitionsverhandlungen gehen, sondern uns zuerst einmal Zeit nehmen, parteiintern offen zu diskutieren und festzulegen, was inhaltlich besonders wichtig ist. Das was jetzt sowohl in SPÖ als auch ÖVP als ein Rezept für eine neue Zusammenarbeit genannt wird – schneller Entschlüsse fassen, weniger streiten – ist zu wenig. Das heißt ja noch lange nicht, dass die politischen Entscheidungen dann auch mehr Gehalt haben.
Waren Sie vom Wahlergebnis überrascht? Viele Funktionäre der SPÖ waren in der Endphase des Wahlkampfs ja durchaus optimistisch.
Die positive Stimmung in der Partei rührte daher, dass die ÖVP im Wahlkampf eine Reihe von Fehlern gemacht hat. Ich habe diesen Optimismus nicht recht verstanden. Ich habe während des ganzen Wahlkampfs – ob bei Hausbesuchen oder auf der Straße – das Gefühl gehabt: Die Stimmung ist wie 1999 – und zwar was Desinteresse, Verunsicherung, Ausländerfeindlichkeit betrifft. Insofern haben mich das Wahlergebnis und das Erstarken des rechtspopulistischen Lagers dann auch nicht überrascht.
Sie haben Ihr Mandat aller Voraussicht nach verloren. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich werde wieder unterrichten. Ich bin ja Englisch- und Geschichtelehrerin sowie ausgebildete Streitschlichterin an meiner Schule.
Streitschlichterin? Parteiintern gelten Sie ja als durchaus streitbar.
Eine völlige Fehleinschätzung (lacht).
Spätestens im Frühjahr 2014 wird in Oberösterreich ein SP-Landesratssitz frei. Wollen Sie Landesrätin werden?
Nein. Was nicht heißt, dass ich landespolitisch nicht aktiv bin. Ich bin ja SP-Landesfrauenvorsitzende.