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Nationalratswahlen: Alle Spitzenkandidaten im Portrait

Von nachrichten.at/apa   31.August 2017

  1. Christian Kern tritt an, für die SPÖ zum vierten Mal in Folge Platz eins zu erobern. Der gebürtige Wiener startete seine politische Karriere jung bei einer grün-nahen Liste, wechselte danach zu den roten Studenten. Das politische Handwerk lernte der verheiratete Vater von vier Kindern aus zwei Verbindungen beim ehemaligen Staatssekretär und Klubchef Peter Kostelka. Im Verbund arbeitete sich der studierte Kommunikationswissenschafter danach bis in den Vorstand hoch, ehe er Mitte 2010 die Führung der ÖBB überantwortet bekam. Nachdem die eigene Partei Regierungschef Werner Faymann zum Rücktritt gedrängt hatte, übernahm der heute 51-Jährige im Mai 2016 zunächst Kanzlerschaft und danach auch die Führung der österreichischen Sozialdemokraten.
     
  2. Mit Sebastian Kurz setzt die ÖVP auf einen 31-Jährigen als Hoffnungsträger. Der Wiener zeigte schon in Schülertagen Interesse an einer Mitarbeit in der Jungen Volkspartei, deren Wiener Teilorganisation er ab 2008 anführte. Gefördert vom früheren Wiener ÖVP-Chef Johannes Hahn kam Kurz 2010 zu einem Mandat im Wiener Landtag. Ein Jahr später wurde er von Neo-ÖVP-Obmann Michael Spindelegger überraschend ins neu gebildete Integrationsstaatssekretariat geholt. Bei der Neuauflage von Rot-Schwarz stieg Kurz - seit einigen Jahren mit seiner Lebensgefährtin liiert - sogar zum Außenminister auf. Nach dem Rückzug von Reinhold Mitterlehner im vergangenen Mai wurde er zum neuen Chef der Volkspartei und kündigte die Koalition mit der SPÖ auf. Seinen Posten als Vorsitzender der Jungen ÖVP hat er mittlerweile aufgegeben.
     
  3. Heinz-Christian Strache steht bereits zum vierten Mal an der Spitze der freiheitlichen Kandidatenliste für die Nationalratswahl. Der 48-jährige gelernte Zahntechniker war dereinst mit 21 jüngster Bezirksrat in Wien und galt folgerichtig früh als Hoffnungsträger. Als sich Jörg Haider mit dem BZÖ von der FPÖ lossagte, musste Strache die um die Parteiprominenz geschrumpfte Partei übernehmen. Bei seinem ersten Antritt 2006 konnte er das BZÖ klar hinter sich lassen und kam mit den Freiheitlichen auf elf Prozent. Seither steigerte Strache mit einem scharfen Rechtskurs die Ergebnisse der FPÖ auf 20,5 Prozent. In Wien kamen die Freiheitlichen zuletzt bei der Landtagswahl mit Spitzenkandidat Strache auf 30,8 Prozent. Seit dem Vorjahr ist Strache zum zweiten Mal verheiratet. Aus einer früheren Ehe hat er zwei Kinder.
     
  4. Mit 60 Jahren rückte Ulrike Lunacek in die Riege der Spitzenkandidaten, die sie bisher nur von EU-Wahlen kannte. Die Kremserin ist diplomierte Dolmetscherin für Englisch und Spanisch. Bei den Grünen kam sie 1996 als Bundesgeschäftsführerin erstmals in eine bedeutende Funktion. Von 1999 an war Lunacek ein Jahrzehnt Mitglied des Nationalrats, ehe sie ins Europaparlament wechselte, wo sie es bis zur Vizepräsidentin brachte. Bei ihrem zweiten Antritt als Spitzenkandidatin für eine EU-Wahl erzielten die Grünen im Jahr 2013 14,5 Prozent und damit das historisch beste Ergebnis bei einem bundesweiten Urnengang. Nach dem Rückzug von Bundessprecherin Eva Glawischnig erklärte sich Lunacek zur Spitzenkandidatur bereit. Sie will nach der Wahl Brüssel verlassen und Klubobfrau werden. Lunacek ist seit vielen Jahren mit ihrer Lebensgefährtin liiert.
     
  5. Parteigründer Matthias Strolz geht auch beim zweiten Antreten der NEOS bei einer Nationalratswahl als deren Spitzenkandidat ins Rennen. Der in Bludenz geborene 44-Jährige machte erste politische Gehversuche als Landesschulsprecher. An der Uni Innsbruck brachte er es später zum Vorsitzenden der örtlichen Hochschülerschaft. Beruflich war Strolz als Trainer und Berater tätig, in die Parlamentspolitik schnupperte er als Mitarbeiter des ÖVP-Abgeordneten Karlheinz Kopf. Seine unternehmerischen Tätigkeiten stellte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler ein, als er sich der Gründung der NEOS im Jahr 2012 widmete. Dass er es mit der liberalen Liste im Jahr darauf in den Nationalrat schaffte, galt als die größte Überraschung dieses Urnengangs. Strolz ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.
     
  6. Zwei Urgesteine der Innenpolitik stehen an der Spitze der Freien Liste Österreich: Listengründer Karl Schnell und Spitzenkandidatin Barbara Rosenkranz. Beide haben eine lange Karriere in der FPÖ hinter sich. Diese endete für Schnell 2015 mit dem Rauswurf, Rosenkranz ging Anfang August d.J., weil die FPÖ sie nicht mehr für den Nationalrat aufstellte. Die 59-jährige zehnfache Mutter wurde immer dem rechten Rand zugerechnet. Sie galt als "standhafte" Blaue, harrte sie doch 2006 nach der Spaltung als letzte blaue Bastion im orange umgefärbten Klub aus. Dies wurde 2010 mit der Präsidentschaftskandidatur belohnt - bei der Rosenkranz als Gegenkandidatin Heinz Fischers allerdings das schlechteste Ergebnis aller FPÖ-Hofburg-Kandidaten einfuhr. 2013 brachte die nächste Wahlschlappe bei der Landtagswahl in Niederösterreich; sie trat als Landesparteichefin zurück und kam wieder in den Nationalrat. Dort war sie bisher mehr als neun Jahre FPÖ-Abgeordnete, von 2002 bis 2008 und dann, nach dem NÖ-Zwischenspiel, wieder ab 2013, jetzt ist sie freie Abgeordnete.
     
  7. Peter Pilz hat sich nach Verpassen seines Wunschplatzes auf der Liste der Grünen entschlossen, lieber eigene Wege zu gehen und mit der Liste Pilz den Weg Richtung Nationalrat einzuschlagen. Der 63-jährige Kapfenberger ist ein parlamentarischer Saurier. Mit der ersten Riege der Grünen zog er 1986 in den Nationalrat ein, dem er beinahe 23 Jahre angehört. Einzig zwischen 1991 und 1999 pausierte er, da Pilz in dieser Zeit im Wiener Landtag saß, die größte Zeit davon als Klubobmann. Neu ist die Rolle als Parteichef für ihn nicht. Von 1992 bis 1994 lenkte Pilz die Grünen als Bundessprecher. Vor seinem Engagement dort war der verheiratete Doktor der Sozialwissenschaften auch bei den SP-Studenten und der Gruppe Revolutionärer Marxisten aktiv. Inhaltliche positioniert sich Pilz seit drei Jahrzehnten als Korruptionsbekämpfer von Noricum bis Eurofighter.
     
  8. Mit Mirko Messer versucht die KPÖ, nach fast 60 Jahren Pause wieder den Einzug in den Nationalrat zu schaffen. Der Kärntner Slowene, geboren vor 68 Jahren im damals jugoslawischen Slovenj Gradec, leitet die Kommunisten bereits seit 2006. Schon drei Mal führte er die KPÖ in eine Nationalratswahl, freilich mit überschaubarem Erfolg. Die 1,03 Prozent aus dem Jahr 2013 waren das beste Ergebnis für den promovierten Slawisten, der sich auch schon als EDV-Unternehmer und Publizist versuchte.
     
  9. Per Casting, Online-Test und Los hat Robert Düringers Liste GILT ihren Spitzenkandidaten gekürt. Als Sieger hervorgegangen ist eigentlich der 70-jähriger Pensionist, Günther Lassi. Der Esoteriker zog sich allerdings wieder zurück, nachdem er in die Kritik geraten war, weil auf seiner Homepage eine PDF-Datei mit einem antisemitischen Pamphlet verlinkt war. Er selbst spricht von Rufmord. Da die eingereichte Liste aber nicht mehr zurückgezogen werden kann, bleibt Lassi auf Platz eins, ins Scheinwerferlicht rückt jedoch der Listenzweite Josef Schelling. Der 65-jährige Pensionist ist in Vorarlberg aufgewachsen, ist Vater eines Sohns und lebt in Baden bei Wien. Er hat ein Wirtschaftsstudium an der Universität St. Gallen absolviert und 26 Jahre lang in der Schweiz gearbeitet. Nach dem Vorbild der Schweiz will Schelling die direkte Demokratie in Österreich ausbauen.
     
  10. Neu dabei sind heuer die "Weißen". Von der Liste selbst weiß man bisher wenig, Listenerste Isabella Heydarfadai (52) ist aber schon in Erscheinung getreten - als Obfrau des Kreditopfervereins und im Rahmen der "Mutbürger". Zum bundesweiten Antritt verholfen haben den "Weißen" drei Team Stronach-Abgeordnete. Auf der Liste findet sich auch einer von ihnen, Leo Steinbichler. Politische Überzeugungen spielen bei den "Weißen" jedoch eine untergeordnete Rolle: Sie verstehen sich nicht als Partei, sondern als "direktdemokratisches Instrument" - und versprechen, im Nationalrat so abzustimmen, wie per Handy-App befragte "interessierte Menschen" wollen. Und sie werden auch nicht von der Spitzenkandidatin allein, sondern von einem Spitzenteam (dem auch Thomas Rathammer und Karl-Heinz Plankel angehören) ins Rennen geführt.
     
  11. Schon lang dabei ist die Sozialistische Linkspartei (SLP), heuer aber mit neuem Spitzenkandidaten, dem 28-jährigen Linzer Pflegehelfer Florian Klabacher. Seine Chancen auf ein Mandat sind sehr gering, steht die SLP doch nur in Wien und Oberösterreich am Stimmzettel. Bei früheren Wahlen kandidierten die Links-Linken meist nur in Wien; ihr bisher bestes Ergebnis waren mit Parteichefin Sonja Grusch an der Spitze 0,08 Prozent bei der NR-Wahl 2002.
     
  12. Schon einen gewissen Bekanntheitsgrad hat - auch durch seine (erfolglosen) Wahlanfechtungen - Robert Marschall (51), der Spitzenkandidat und (seit 2011) Obmann der EU-Austrittspartei EUAUS. Sie schaffte es heuer als Plattform "Für Österreich, Zuwanderungsstopp, Grenzschutz, Neutralität, EU-Austritt" nur in Wien auf den Stimmzettel. Bei der NR-Wahl 2013 holte Marschall (nur in Vorarlberg) 510 Stimmen, also 0,01 Prozent, bei der EU-Wahl 2014 2,76 Prozent. Für die Bundespräsidenten-Kandidatur 2016 bekam der Hausausgeber der Website wien-konkret.at nicht genug Unterstützungserklärungen.
     
  13. Auch nicht neu dabei ist der Vorarlberger Techniker Hannes Hausbichler (46) mit seiner "Männerpartei - für ein faires Miteinander" (M). Diese wurde 2008 von Oliver Peter Hoffmann gegründet, seit seinem Rückzug 2013 ist Hausbichler Parteichef. Damals wie heuer bekam die Männerpartei nur in Vorarlberg genug Unterstützungserklärungen - womit sie bei der NR-Wahl 2013 nur 0,28 Prozent holte.
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