Deutschförderklassen im Ministerrat beschlossen
WIEN. Der Ministerrat hat am Mittwoch eine Punktation zu Deutschförderklassen für Schüler mit fehlenden Sprachkenntnissen beschlossen.
Gelten soll diese Maßnahme ab kommendem Schuljahr, und zwar verpflichtend mit 15 (Volksschule) bzw. 20 (Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe) Wochenstunden. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sprach im Pressefoyer von einem "durchdachten und ausgewogenen Konzept".
Faßmann verteidigt Begriff "Ghettoschulen"
Hier den Begriff "Ghettoschulen" zu verwenden, sei nicht zutreffend, so der Minister, denn der Unterricht finde nicht irgendwo, sondern in den jeweiligen Schulen statt. Man wolle den getrennten Deutschunterricht semesterweise installieren und so kurz wie möglich halten. Ziel sei der möglichst rasche Umstieg in den Regelunterricht. Faßmann verwies auch auf Beispiele anderer Länder (Deutschland, Kanada), in denen bereits so vorgegangen werde.
Schützenhilfe erhielt er von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ). "Die Praxis hat jede ideologische Debatte überholt", verwies sie auf den großen Flüchtlingszustrom nach Österreich ab dem Jahr 2015. Es gebe eine "praktische Notwendigkeit" für die Klassen, auch weil sich das Deutschniveau der neu Zugewanderten seit den 1980er-Jahren verschlechtert habe. Kneissl machte dafür die starke Verbreitung von Satelliten-TV aus den Herkunftsländern verantwortlich.
Vor dem Ministerrat hatte sich auch Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hoch erfreut über den Beschluss gezeigt. Mit "Deutsch vor Schule" werde ein Wahlversprechen der FPÖ auf den Weg gebracht. Man folge dem Beispiel Finnlands, wo dies erfolgreich funktioniere. Den Kindern bringe dies bessere Bildungs- und Berufschancen. Auch Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) ortete einen Meilenstein.
Standardisierter Test vor Schuleinschreibung
Durch das neue Modell sollen zunächst alle Kinder, denen bei der Schuleinschreibung Deutschmängel attestiert werden, einem einheitlichen standardisierten Test unterzogen werden. Ergibt dieser, dass dem Unterricht nicht ausreichend gefolgt werden kann, wird das Kind als sogenannter außerordentlicher Schüler eingestuft und kommt in eine eigene Deutschförderklasse. Dort wird dann in 15 bis 20 Wochenstunden nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet - für Gegenstände wie Zeichnen, Musik oder Turnen werden die Kinder dann aber altersgemäß den normalen Regelklassen zugeteilt.
Nach jedem Semester soll dann nach einem österreichweit einheitlichen Test überprüft werden, ob die Kinder dem Regelunterricht mittlerweile ausreichend folgen können. Ist dies der Fall, können sie unmittelbar in die Regelklassen wechseln. Ansonsten bleiben sie maximal vier Semester in der Deutschförderklasse. Nach dem Wechsel in die Regelklasse erhalten sie außerdem noch sechs Stunden pro Woche parallel zum Unterricht Förderung in einem Deutschförderkurs. Flankierend werden Deutschkenntnisse explizit als Schulreifekriterium verankert.
Aufsteigen in nächste Schulstufe nur ausnahmsweise
Schüler, die nach der erfolgreichen Absolvierung einer Deutschförderklasse in den Regelunterricht wechseln, sollen künftig nicht wie bisher automatisch, sondern nur mehr "in begründeten Fällen bzw. Ausnahmen" in die nächste Schulstufe aufsteigen dürfen. "Dadurch sollen das Auf- und Nachholen des in den Lehrplänen vorgesehenen Lernstoffes und ein entsprechender Lernfortschritt sichergestellt werden", heißt es weiter. Wer also etwa in der ersten Schulstufe eine Deutschförderklasse erfolgreich absolviert, steigt anschließend nicht in die zweite Klasse auf, sondern muss zunächst das reguläre erste Schuljahr wiederholen.
Die Lehrergewerkschaft hält das von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vorgelegte Konzept für "grundvernünftig". Dieses enthalte einen "vernünftigen Mix aus sozialer Integration und sinnvoller Differenzierung", so der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Herbert Weiß, in einer Aussendung.
"Viel zu lange wurde das Problem der sprachlichen Integration von den bildungspolitischen Verantwortungsträgern vernachlässigt und die Lehrerinnen und Lehrer sehr oft alleingelassen", meinte der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft und der ARGE Lehrer/innen in der GÖD, Paul Kimberger. Vorschusslorbeeren gab es für den neuen Minister: Dieser zeige "gleich zu Beginn seiner Amtszeit Realitätssinn und Verständnis für pädagogische Notwendigkeiten".
Ein bisschen erinnert mich die jetzige Situation an die 1970er Aufbruchsstimmung - "alte-Zöpfe-abschneiden". Diesmal halt die 1970-er alten Zöpfe.
Mir ist wieder ganz mulmig dabei.
Das bedeutet einfach Sitzenbleiben wird institutionalisiert. Gleichgültig wie gut er in Mathematik und anderen Gegenständen ist. ,Ich dachte ja letztes Jahr, dass man diese Verschwendung beenden will. Man stiehlt den Kindern Zeit und uns Steuergeld. Das erinnert mich sehr an den B-Zug. Wenn du dort einmal gelandet bist, war es mit deiner höheren Bildung vorbei. Dieser Kelch ist an mir vorbei gegangen, weil ich eine streitbare nicht obrigkeitshörige Mutter hatte. So habe ich nun einen doppelten akademischen Abschluss. Obwohl sich meine Volksschullehrerin gar nicht vorstellen könnte trotz meiner guten Noten. Aber wir waren einfach zu viele Kinder, das war zuviel für sie.
Dass diese Kinder eine Förderung erhalten ist gut, warum müssen sie dann Sitzenbleiben? Da sind die Kinder doch Kinder 2. Klasse also Ghettoklassen.
Nur zur Information.
Es gibt auch jetzt schon eine Sprachförderung für Kinder nichtdeutscher Muttersprache.
Möge es tatsächlich so sein, dass alles besser wird - es würde mich freuen.
Aber die vorliegenden Informationen lassen nicht zwingend eine Verbesserung erkennen.
Im Gegenteil (größere Gruppen, kürzere Förderung,...), es ist Skepsis angebracht, dass das neue System tatsächlich besser ist als das bisherige.
...hört sich für mich sinnvoll und notwendig an...
Finde ich auch. Ohne Sprachkenntnisse können die Kinder auch keine anderen Kenntnisse erwerben.
Endlich......vielleicht bekommen unsere Kinder wieder etwas vom Unterricht ab!
Auch unsere Kinder mit Behinderung werden von engagierten Lehrern gut gefördert.
Vielleicht können sie dann auch die Liedertexte der Germania lesen.
Die Herren Gewerkschafter sollten sich, bevor sie in grenzenlosem Jubel ausbrechen, die Details näher ansehen.
VERBESSERUNG:
Die Stunden werden von 11 auf 15 Stunden erhöht (VS).
1. VERSCHLECHTERUNG
Es wird ein neues Testverfahren geben. Das Ziel ist evident: Die Anzahl der ao-Schüler sollte reduziert werden.
2. VERSCHLECHTERUNG
Die Dauer der Förderung wird reduziert. Minister Fassmann spricht davon, dass für 50 % der Schüler ein Semester (!) ausreichen wird.
3. VERSCHLECHTERUNG
Die Gruppengröße wird erhöht. Das Ministerium geht von durchschnittlich 17 Schülern pro Deutschförderklasse aus.
Ob die Gewerkschaft in dieser Frage nicht allzu blauäugig ist?
geh bitte.... ich seh nur verbesserungen
Ich freue mich mit Ihnen, wenn es zu Verbesserungen kommt.
Aber die angesprochenen VERSCHLECHTERUNGEN sollten nicht ignoriert werden.
„Es wird ein neues Testverfahren geben. Das Ziel ist evident: Die Anzahl der ao-Schüler sollte reduziert werden. “ --- das ist schon sehr negativ gedacht.
zu langes wegbleiben von der Regelklasse ist auch nicht erstrebenswert.
Deshalb: eine längere integrative Förderung (wie bisher) erscheint sinnvoller zu sein.
Fassmann ist Gewerkschafter?
Weiß und Kimberger
Siehe Text - letzte Absätze!
Deutschförderklassen im Ministerrat beschlossen.
Das unlesbare buch, lesen sie es.
Aber sagt niemals Ghettoklassen zu den Ghettoklassen !!
15 - 20 (deutsch-)stunden zusätzlich zum regelunterricht???? hab ich das richtig verstanden?? wird da den kids nicht zviel zugemutet????
statt, nur zu Musik und Turnen sind die Kids anfangs beisammen, erst nach Übergang in die Regelstufe sind dann zusätzliche 6 WSt Deutschförderung dran.
arbeitslosenquote nach Migrationshintergrund:
ohne Migrationshintergrund 4,2 Prozent
Migranten der ersten Generation 10,7 prozent
Migranten der zweiten Generation 14,9 Prozent
erschreckend
Frau Kneissl ihre Aussagen bringen vieles auf den Punkt.....ohne Satellitenfernsehn würde man besser deutsch lernen bzw. die Propagandasender von der Türkei und von Russland wären auch nicht da...schade
Nicht alles ist Propaganda. Vieles liegt auch an der Motivation, wie sehr die Eltern Deutsch lernen wollen und versuchen, auch im Alltag Deutsch anzuwenden. Und da gab es in den letzten Jahrzehnten schon gewaltige Unterschiede zwischen Migranten jenseits und diesseits des Bosporus.
Wenn man noch positiv besetzte Sprachregelungen finden würde, wie "Welcome-Class" in Finland und die "Sitzenbleib-Automatik" durch eine Regelung "Aufsteigen nur bei ausreichender Beherrschung des Lernumfangs des vergangenen Schuljahrs"...
ja genau...mit einer positiven Überschrift ist ja alles getan...oh mein gott...