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Der Mann der Woche: Christian Liebhauser-Karl

06.August 2011

Wie wird man binnen eines Tages zum Feindbild der FPÖ? Zum Beispiel mit einem Gerichtsurteil. Am Dienstag verurteilte Christian Liebhauser-Karl den Kärntner FPK-Obmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Uwe Scheuch in der „Part of the game“-Affäre zu 18 Monaten Haft, sechs davon unbedingt. Die blauen Reaktionen, bis hinauf zu Parteichef H.-C. Strache, waren ebenso fast wortgleich wie vorhersehbar: „Schandurteil“ bis „Politjustiz“ polterten die FPÖ-Granden. Scheuchs Verteidiger, Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer, berief umgehend. Christian Liebhauser-Karl hat sicher das Einfühlungsvermögen in den österreichischen Polit-Kosmos (und in den blaustichigen Kärntner Mikrokosmos), um diese Reaktionen erwartet zu haben. Nachträglich kommentiert hat er sie nicht, sondern sich nach dem Urteil mit Ehefrau und Tochter in den (geplanten) Urlaub verabschiedet.

Mild war dieses Urteil auch aus Sicht des Richters nicht, bemerkenswert ist dabei die grundsatzpolitische Aussage in seiner Urteilsbegründung: „In diesem Fall ist eine Generalprävention nötig, um andere von solchen Taten abzuschrecken und das Geschwür der Korruption zu bekämpfen.“

Juristisch sattelfest, parteipolitisch nicht zuordenbar und im Verhandlungssaal selbstbewusst wird der am 28. September 1967 in Wolfsberg geborene Richter, der sein Jus-Studium in Graz in Mindestzeit absolvierte und seit 1997 am Landesgericht Klagenfurt tätig ist, von Kollegen bezeichnet. Mit dem Scheuch-Urteil erreichte er plötzlich Bekanntheit in Österreich, obwohl andere Prozesse, die er kürzlich leitete, nicht weniger spektakulär waren: Liebhauser-Karl verurteilte nicht nur im Juni den früheren Hypo-Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer wegen Bilanzfälschung zu 140.000 Euro Geldstrafe. Er saß auch dem Schöffensenat vor, der dem Investor Wolfgang Auer-Welsbach, dem die Schädigung von 12.500 Anlegern vorgeworfen wurde, in erster Instanz acht Jahre Haft aufbrummte.

Seine musische Begabung ist die andere Seite des Kärntners. Seit seinem sechsten Lebensjahr lernte er Klavier und Cello auf dem Klagenfurter Konservatorium, war mehrmaliger Preisträger des Bewerbs „Jugend musiziert“. Eine Karriere als professioneller Orchestermusiker wäre ohne weiteres möglich gewesen, er entschied sich für die professionelle Juristerei.

Musik prägt allerdings einen großen Teil seiner Gerichts-Freizeit – als Leiter und Dirigent des Klagenfurter Kammerchores. Ein „Bilderbuch-Kärntner“ also, den deshalb auch kürzlich der Klagenfurter Bürgermeister Christian Schneider auszeichnete. Der übrigens ein FPK-Politiker ist.

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