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„Demokratie ist der Garant, nicht in die Barbarei abzugleiten“

Von Heinz Niederleitner   12.März 2012

Der Europaparlamentarier (SP) und Linzer Hochschullehrer zeichnete den Weg biologistischer Deutungsversuche und der Klassifizierung von Menschen seit Beginn der Moderne nach. Den traurigen Höhepunkt dieser Entwicklung bildete das NS-Regime, das behinderte Menschen massenhaft ermordete.

Aber, so Weidenholzers Feststellung, Eugenik und biologistische Denkmuster haben die NS-Zeit überlebt. In den westlichen Staaten seien sie vom Staat in den Bereich des Individuums gewandert, zum Beispiel im Zusammenhang mit pränatalen Untersuchungen (Stichwort Test auf Down-Syndrom).

Weidenholzer verweist neben anderen drastischen Beispielen dann auch auf das Buch „Deutschland schafft sich ab“ des Bankers und Ex-Politikers Thilo Sarrazin.

Dieser spekulierte darin über Zusammenhänge zwischen gescheiterter Integration und den Erbanlagen muslimischer Zuwanderer. Solche Thesen würden laut Weidenholzer aber dazu führen, Menschen in zwei Klassen aufzuteilen. Nur die freie Diskussion in einer Demokratie schütze vor der Verabsolutierung biologistischer Thesen, resümierte Weidenholzer. Die Demokratie sei der beste Garant dafür, dass wir nicht in die Barbarei abgleiten.

„Unhaltbare Behauptungen“

Sarrazin und sein Buch kamen mehrmals auf der Konferenz zur Sprache, sie hatten auch zu dem Thema „Biologisierung des Sozialen“ geführt. Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) ging in seinen Eröffnungsworten darauf ein: Sarrazin stelle zwar richtige Fragen in der Integrationsdebatte. „Bei seinen Antworten versteigt er sich aber in unhaltbare Behauptungen.“ Wenn Sarrazin behaupte, menschliche Intelligenz sei zu 50 bis 80 Prozent erblich, unterstelle er, es sei illusorisch, man könne geistige Fähigkeiten durch Förderung wesentlich vermehren. Dabei habe die Wissenschaft festgestellt, dass Intelligenzunterschiede nahezu völlig auf sozioökonomische Faktoren zurückgehen.

Sarrazins These, wonach Deutschland durch Migration dümmer würde, sei eine haltlose Beleidigung aller Zuwanderer in Deutschland und Österreich. Allerdings dürfe man es sich nicht so einfach machen, Sarrazins Buch als das Werk eines gewohnheitsmäßigen Provokateurs zu verurteilen, denn es handle sich um das meistverkaufte Sachbuch der letzten zehn Jahre. Man müsse sich daher auch damit auseinandersetzen.

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28. März 2024