Claus Raidl gegen Frank Stronach: „Er wird ziemlich rasch entzaubert werden“
Bei Claus Raidl, dem Präsidenten der Oesterreichischen Nationalbank, erntet Stronach heftigen Widerspruch. Raidl am Montag im OÖN-Gespräch: „Jeder halbwegs Begabte weiß, dass wir mit dem Schilling sofort den internationalen Spekulanten ausgesetzt wären. Wer die Abkehr vom Euro verlangt, ist für Wirtschaftsleute nicht wählbar. Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben große Exporterfolge und seit zehn Jahren Leistungsbilanzüberschüsse.“
Natürlich gebe es Probleme, räumt Raidl ein. „Aber das ist keine Frage der Währungsunion. Es ist eine Bankenkrise und eine Staatsschuldenkrise.“
Fürchtet Raidl, der seit Jahren ÖVP-Politiker berät, eine neue Wirtschaftspartei unter Stronachs Führung? Immerhin gab es Stimmen aus Industrie und Wirtschaft, die mit einer neuen Interessenpartei sympathisierten.
„Das wird sicher keine neue Wirtschaftspartei“, ist der Notenbankboss überzeugt. „Als Person wird Stronach ziemlich rasch entzaubert werden. Für mich ist er politisch eine Enttäuschung. Er liegt mit seiner Euro-Gegnerschaft sachlich falsch und ist im Parteienspektrum mit seiner Positionierung auch inhaltlich daneben. Nur weil er jetzt zwei parlamentarische Desperados aufgesammelt hat, wird er keinen Erfolg haben.“
Stronach gehe in die Politik „wie ein Unternehmer, der glaubt, ein paar neue Mitarbeiter und Marketingleute genügen. Doch das funktioniert nicht.“ Nach Raidls Analyse ist der Wählermarkt, den Stronach anpeilt, „zweifach besetzt (mit FPÖ und BZÖ, Anm.). Also wird er keine Anhänger finden.“
Kritik an Stronach kam gestern auch von Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger, dem Vorsitzenden des Wiener Pensionistenverbandes der SPÖ. Ein Ausstieg aus dem Euro würde österreichische Waren im Ausland „dramatisch verteuern“, 100.000 Arbeitsplätze könnten verloren gehen. Das könne den Wohlstand der älteren Generation gefährden, warnte Edlinger.
Ted:
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