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348.000 Erstwähler – der Wettstreit um die unberechenbare Jugend

Von Lucian Mayringer   07.September 2013

Wahlkampf heißt für die Parteien auch das Buhlen um die Gunst der Jungwähler. Rund 348.000 Österreicherinnen und Österreicher dürfen am 29. September erstmals bei einer Nationalratswahl abstimmen. Diese Neuwähler ab dem 16. Lebensjahr machen damit knapp sechs Prozent aller Wahlberechtigten aus.

Besondere Hoffnungen dürfen sich in dieser mangels Vergleichsdaten kaum erforschten Gruppe die FPÖ und die Grünen machen. Heinz-Christian Straches Blaue „ziehen vor allem bei den männlichen Jungen vom Pflichtschul- bis zum Lehrabschluss“, weiß der Politologe Peter Filzmaier aus Studien. Eva Glawischnigs Grüne seien wiederum für Jungwählerinnen höheren Bildungsgrades (AHS, BHS, Anm.) besonders attraktiv.

Zumindest für die Gruppe der 16- bis 18-Jährigen, die zwar nur knapp 100.000 Wahlberechtigte umfasst, offenbarte eine Sora-Umfrage nach der Nationalratswahl 2008 Überraschendes. Demnach erlitt die SPÖ, gesamt mit 29,3 Prozent stärkste Partei, mit nur zwölf Prozent ein Debakel und landete in dieser Gruppe noch hinter den Grünen (14 Prozent) auf Platz vier. An der Spitze lag damals die ÖVP mit 22 Prozent, gefolgt von der FPÖ (18 Prozent).

Es geht nicht um Disko-Besuche

Als entscheidend für die Zugkraft bei den Jungen gilt übrigens nicht die Häufigkeit von Disko-Besuchen, das sklavische Setzen auf die „social media“ oder ein bis zur Peinlichkeit reichender jugendlicher Habitus, wie er bei Spitzenkandidaten schon vorgekommen sein soll. Auch die Formel „Junge wählen Junge“ greift zu kurz. Es gehe darum, durch die richtige Themensetzung „den Jungen glaubhaft den Bezug zu ihren Alltagssorgen zu vermitteln“, betont Filzmaier. Wie die Kampagnen der sechs Parlamentsparteien (siehe Kasten) zeigen, gibt es thematisch mehrere gemeinsame Nenner: Bessere Bildung, billigeres Wohnen und mehr Mobilität spielen in allen Kampagnen eine tragende Rolle.

In der Wahl der Mittel unterscheiden sich die Parteien umso mehr. Sie reichen von mehr oder weniger originellen Geschenken (Jo-Jo, Kondome) über Facebook-Aktionen und traditionellen Broschüren bis hin zum hochdotierten Ideen-Preisausschreiben.

Als widerlegt sehen die Meinungsforscher die Annahme, dass Jungwähler ihr Wahlrecht seltener ausüben als Altere. In Untersuchungen zum Wahlverhalten liegen sie bei der Beteiligung im Durchschnitt.

Kipferl, Kondome und ein 100.000-Euro-Scheck

SPÖ „Jetzt entscheiden wir“, heißt der SP-Slogan. Auf Facebook können Wähler ihr Plakat gestalten, erklärt die bestplatzierte Jung-Rote Katharina Kucharowits (29). Im Web und in „Chill-Out“-Zonen in ganz Österreich geht es um Wohnen, Arbeit und Bildung.
 
GRÜNE Auf Wahl-Tour sind die jungen Grünen um Julian Schmid (24). Themen ebenfalls Bildung, leistbares Wohnen und öffentliche Mobilität. Aufsehen erregte das „Grüne Mädchenmagazin“, in dem die zweideutig zu verstehende Forderung nach „mehr öffentlichem Verkehr“ durch ein beigelegtes Öko-Kondom belegt wurde.
 
ÖVP Mit Staatssekretär Sebastian Kurz (27) hat die JVP den prominenten Jungpolitiker als Zugpferd. Die JVP ist mit einer Waage auf Tour, um das „Gewicht der Jungen“ zu erheben. Beworben werden Schuldenabbau, Bildung, Wohnen, Integration sowie ein österreichweites Studententicket.
 
BZÖ Mit orangen Jo-Jos („Alles dreht sich um die Jugend“) kämpft das Team um Michael Hatvan (28, Listendritter) um den Verbleib des BZÖ im Parlament. Nicht um Sex, wie bei den Grünen, sondern um den Euro geht es in einem Jugendmagazin. Auf Bahnhöfen werden bei Frühstücksaktionen Kipferl und Broschüren verteilt.
 
FPÖ Blaue Kondome mit Sprüchen wie „stark im Kommen“ oder „um Längen voraus“ verteilen die Werber um RFJ-Chef Udo Landbauer (27) bei Clubbings oder wenn Obmann HC Strache auftritt. Die Kernthemen wie Bildung oder „Verdrängung“ durch Zuwanderer am Arbeitsmarkt sind auch auf einer App abrufbar.
 
TEAM STRONACH Mit einem 100.000-Euro-Gewinnscheck ködert das Team Stronach Jungwähler. Der geht an den Sieger des Ideenwettbewerbs „Was würdest du als Kanzler tun“. Einen Jugendkandidaten in dem Sinn gibt es nicht. Thematisch will Stronach mit Bildung, Pensionen und Jugendschutz landen.
 
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