30.000 Stimmen entschieden gegen die Atomkraft

LINZ. 40 Jahre Volksabstimmung Zwentendorf: Appelle an Europas Energiepolitik, Ausstellung im Wissensturm.
Es war extrem knapp: 30.000 Stimmen entschieden darüber, dass das Atomkraftwerk (AKW) Zwentendorf im Bezirk Tulln nicht in Betrieb genommen wurde. Die Gegner hatten mit 50,47 Prozent die Nase vorne (52,3 Prozent in Oberösterreich). Die Volksabstimmung jährt sich am 5. November zum 40. Mal. Heute, Freitag, wird um 18.30 Uhr eine Ausstellung im Linzer Wissensturm eröffnet, die einen Monat läuft.
In den 1970er-Jahren galt die Atomkraft als Technik der Zukunft. Ohne Atomenergie würden die Lichter ausgehen, es käme zu einem Rückfall in die wirtschaftliche Steinzeit, hieß es. Atomindustrie, Politik und große Teile der Bevölkerung waren pro Atomkraft.

Demonstration im Jahr 1977
Ausgehend von Vorarlberg entstand aber eine Anti-Atom-Bewegung, die vor Gefahren und Umweltproblemen warnte. Sie erfasste langsam ganz Österreich. Mit Friedrich Witzany aus St. Florian bei Linz an der Spitze war Oberösterreich ab Ende 1973 ein Treiber der Bewegung. Es wurde auch gegen das zweite geplante AKW in St. Pantaleon-Erla (Bezirk Amstetten), 25 Kilometer von Linz entfernt, protestiert.
"Dass die Volksabstimmung so ausging, war doch unerwartet", sagt Witzany. Kanzler Bruno Kreisky hatte mit seiner Drohung, bei einem Nein zurückzutreten, sogar Rückenwind geleistet, weil dadurch viele gegen das AKW stimmten, die eigentlich dafür gewesen waren. Kreisky trat später doch nicht zurück. Am 15. Dezember 1978 beschloss der Nationalrat dann das Atomsperrgesetz. Heute herrscht in Österreich Konsens über Energieerzeugung ohne Atomkraft. "Die Erinnerung gibt uns Kraft für aktuelle Herausforderungen wie den drohenden Ausbau von Temelin, Laufzeitverlängerungen von Grenz-AKW und Subventionen für Neubauten in Europa", sagt Umweltlandesrat Rudi Anschober.
Die Ausstellung im Wissens-turm, die von weiteren Aktionen begleitet wird, wurde federführend von "atomstopp_atomkraftfrei leben" organisiert. Deren Vertreterin Gabriele Schweiger sagt, dass eine komplette Reform der Euratom-Verträge notwendig sei. Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee kritisiert, dass Österreich immer noch 15 Prozent seines Stromes importiere, nachweislich auch aus Temelin. Erwin Leitner von "mehr demokratie!" sagt, dass sich die Volksabstimmung ins kollektive Gedächtnis eingeprägt habe, aber nur eine von wenigen Errungenschaften der Zivilgesellschaft geblieben sei. (az)
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