2003 fuhren für 66 Stunden keine Züge
WIEN. 2003 war das Jahr der Streiks in Österreich: Es kam – laut Statistik des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) – zu so vielen Streikstunden wie seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950 nicht.
Alleine bei den ÖBB wurde dreimal gestreikt: In der Nacht von 5. auf 6. Mai fuhren für zwölf Stunden keine Züge, am 3. Juni stand für 23 Stunden der gesamte Personenverkehr der ÖBB still. Und dann kam der 12. November. Ab Mitternacht standen für insgesamt 66 Stunden sämtliche Züge.
Die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft Österreich (vida) schreibt, dass in diesen drei Tagen 3500 Personenzüge, 2500 Güterzüge und 1500 betriebsinterne Züge ausgefallen waren. Es war der bis dahin längste Eisenbahnerstreik in der Geschichte des Landes. Am 14. November lenkte die Regierung teilweise ein.
Einmal noch war es davor zu einem Streik gekommen, nämlich am 23. März 1965, als die Eisenbahner ihre Arbeit niederlegten, um für einen höheren Gehaltsabschluss zu kämpfen. Einen Warnstreik gab es auch 2018 – 100.000 Fahrgäste waren von dem zweistündigen Streik zur Mittagszeit am 26. November betroffen. Grund dafür war der Streit über einen Bahnkollektivvertrag.
Der Grund für den Streik im November 2003, den der damalige Chef der Bahngewerkschaft, Wilhelm Haberzettl, ausrief, war anders gelagert: Es waren die Pläne der schwarz-blauen Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) – Teilprivatisierung der ÖBB sowie Eingriff ins Dienstrecht –, die die Gewerkschaft auf den Plan gerufen hatten. Ein zwölfstündiger Warnstreik wenige Tage davor hatte keine Einigung zwischen Regierung und Gewerkschaft gebracht. Ein Kompromiss wurde nach dem Streik Mitte November erzielt. (wm)
ÖGB-Streikstatistik
in Millionen Stunden
2003: 10.443.727
1962: 5.181.762
1950: 4.042.368
1965: 3.387.787
1952: 1.283.150