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UNO: "Wir müssen einen Dialog mit den Taliban führen"

Von nachrichten.at/apa   10.September 2021

Um friedliche Proteste gegen ihre Herrschaft aufzulösen, setzten die radikalen Islamisten Stöcke, Peitschen und scharfe Munition ein, erklärte das UNO-Menschenrechtsbüro am Freitag in Genf. Mindestens vier Demonstranten seien dabei ums Leben gekommen. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sprach sich unterdessen für Gespräche mit den Taliban aus.

Das UNO-Menschenrechtsbüro verfügt über Berichte über Hausdurchsuchungen, um Teilnehmer von Protestmärschen aufzuspüren. Gefangene der Taliban würden geschlagen und zum Teil mit Enthauptung bedroht. Auch würden Pressevertreter eingeschüchtert.

"Solidarität mit dem afghanischen Volk"

"Wir müssen einen Dialog mit den Taliban führen, in dem wir unsere Grundsätze auf direktem Wege bekräftigen", sagte Guterres im Interview. Es gehe dabei um die "Solidarität mit dem afghanischen Volk". Auf alle Fälle müsse ein wirtschaftlicher Kollaps Afghanistans verhindert werden. Die Bevölkerung leide jetzt bereits enorm, "Millionen und Abermillionen sind vom Hungertod bedroht", warnte der Portugiese. Er sprach sich nicht explizit für die Rücknahme internationaler Sanktionen gegen die Taliban-Herrschaft oder die Freigabe eingefrorener afghanischer Staatsgelder im Ausland aus. Aber gewisse "Finanzinstrumente" könnten dazu beitragen, das Land über Wasser zu halten und der Wirtschaft "Luft zu verschaffen".

Besorgnis bei Schallenberg

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich über die neue Taliban-Regierung besorgt. Es sei "besorgniserregend, wenn man das Gefühl hat, dass die Taliban bereits bei der ersten Weggabelung falsch abbiegen. Von einer inklusiven Regierung kann hier nicht die Rede sein", so Schallenberg in einem Interview mit dem "Standard" (Freitag). Berichte der UNO über schwere Menschenrechtsverletzungen wie Hinrichtungen in Afghanistan bezeichnete der Außenminister als "alarmierend".

Die Taliban hatten Mitte August die Macht übernommen und sich zunächst öffentlich um ein moderateres Auftreten bemüht. Am Dienstag stellten sie eine Übergangsregierung vor, über deren Zusammensetzung sich Deutschland und die USA besorgt zeigten. So wurde Mullah Hassan Akhund zum amtierenden Regierungschef bestimmt. Er war enger Weggefährte von Mullah Omar, einem der Gründer der Taliban und Staatsoberhaupt während der ersten, von großer Brutalität geprägten Taliban-Herrschaft 1996 bis 2001. Der Posten des Innenministers wurde an Sirajuddin Haqqani vergeben. Er soll an Selbstmordanschlägen beteiligt gewesen sein und über enge Kontakte zum Extremisten-Netzwerk Al-Kaida verfügen.

Unterdessen ist ein zweiter Passagierflug von Qatar Airways am Freitag in Kabul gelandet. Wie der TV-Sender CNN unter Berufung auf Fernsehbilder des arabischen Senders Al-Jazeera berichtete, seien Hilfsgüter entladen worden. Es sei unklar, ob Passagiere mit dem selben Flug das Land verlassen könnten. Am Donnerstag hob der erste internationale Passagierflug aus Kabul ab seit dem Ende der chaotisch verlaufenen militärischen Evakuierungsflüge für Ausländer und schutzbedürftige Afghanen Ende August.

Taliban-Anhänger am Flughafen Kabul

Im Rahmen dieses ersten Evakuierungsflugs am Donnerstag waren laut CNN mehr als 100 ausländische Staatsbürger ausgeflogen worden. Der Flug war mit Hilfe der Regierung Katars organisiert worden.

Dem deutschen Auslandssender DW (Deutsche Welle) gelang es indes, zehn Mitarbeiter auf dem Landweg nach Pakistan zu evakuieren. Neun Korrespondenten und die einzige Korrespondentin der DW in Afghanistan konnten am Donnerstag mit ihren Familien nach Pakistan ausreisen, wie der deutsche Auslandssender am Freitag mitteilte. Die Evakuierung auf dem Luftweg sei nicht gelungen. Nach mehreren gescheiterten Anläufen sei dann die Möglichkeit geprüft worden, die Gruppe von 72 Menschen auf einem anderen Weg aus dem Land zu bekommen.

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