Selenskyj: Mindestens 485 Kinder seit Kriegsbeginn getötet
KIEW. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mindestens 485 Kinder getötet worden.
Es handle sich dabei ausschließlich um Opfer, deren Daten offiziell erfasst worden seien, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache am Sonntag. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher. Selenskyj verwies zudem auf die mehr als 19.500 ukrainische Kinder, die aus besetzten Gebieten nach Russland deportiert worden seien.
Bisher sei es erst in rund 370 Fällen gelungen, die "kleinen Ukrainer" zurückzuholen, so der Staatschef. Russland hat das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Mit Blick auf Berichte über Deportationen ukrainischer Kinder hatte Mitte März dieses Jahres der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Russlands Präsident Wladimir Putin und die russische Beauftragte für Kinderrechte, Maria Lwowa-Belowa, erlassen. Der juristische Vorwurf lautet auf "Kriegsverbrechen".
Selenskyj sagte weiter, dass er denke, dass Moskau internationale Waffensanktionen umgehe. Einige Länder und Unternehmen seien Russland dabei behilflich, Technologie mit dem Schwerpunkt Raketenproduktion zu erwerben, meinte der ukrainische Präsident in seiner Ansprache. Russland hat seit dem vergangenen Oktober Hunderte Raketen auf ukrainische Ziele abgefeuert. Russland gelinge es, mit einem Netzwerk an Lieferanten die Strafmaßnahmen zu umgehen.
Die Ukraine wisse über alle russischen Bemühungen zur Umgehung der Sanktionen Bescheid. Kiew werde sicherstellen, dass es "keine Produkte der freien Welt in russischen Raketen gibt". Im April hatte ein hochrangiger Berater Selenskyjs gesagt, dass die ukrainischen Streitkräfte eine zunehmende Zahl von chinesischen Bauteilen in russischen Waffen gefunden hätten, die in der Ukraine verwendet würden.