Reform-Katholiken verlieren Vordenker: Hans Küng ist tot
Weil Küng die Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes anzweifelte, ließ Papst Johannes Paul II. ihm 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entziehen. Der Theologie-Professor prangerte aber auch danach immer wieder die mächtige Position des Papstes an und bezeichnete die Kirche deshalb als Diktatur. In seinen Büchern und Vorträgen trieb er den Dialog zwischen den Weltreligionen voran.
"Die katholische Kirche ist krank, vielleicht sterbenskrank", diagnostizierte er mit Blick auf den Priestermangel und den Mitgliederschwund. Den Päpsten und nicht zuletzt seinem früheren Weggefährten Benedikt XVI. warf er vor, den biblisch bezeugten Jesus durch ein "selbstfabriziertes Kirchenrecht" verdrängt zu haben. Seine Forderungen wie die Abschaffung des Zölibats, also des Heiratsverbots für Priester, die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und die Stärkung der Laien machten ihn für viele Reformkatholiken zu einem Vordenker.