Prag: Corona bringt Führung unter Druck
PRAG. Die "zweite Corona-Welle", von der Gesundheits-Experten in Tschechien längst sprechen, hat ihr erstes politisches Opfer gefordert.
Der tschechische Gesundheitsminister Adam Vojtech hat gestern wegen den dramatisch steigenden Corona-Neuinfektionen seinen Rücktritt eingereicht. Auf einer kurzfristig angekündigten Pressekonferenz erklärte er, er wolle den "Raum für eine neue Lösung der Corona-Situation" schaffen. Der wahre Hintergrund seines Rücktritts dürfte jedoch ein Streit mit Regierungschef Andrej Babis sein. Der milliardenschwere Unternehmer gerät wegen seines Krisenmanagements zweieinhalb Wochen vor den Regional- und Teilsenatswahlen zunehmend unter Druck. Der Gesundheitsminister war da ein willkommenes Bauernopfer, um Kritik in der Öffentlichkeit ruhig zu stellen, heißt es aus den konservativen und liberalen Oppositionsparteien.
Statt Vojtech soll nun mit Roman Prymula ein ausgewiesener Gesundheitsexperte und Epidemiologe das Krisenmanagement im Gesundheitsministerium übernehmen. Prymula hatte sich zuletzt für die erneute Ausrufung des Ausnahmezustands in Tschechien ausgesprochen. Auch bezeichnet er den russischen Impfstoff "Sputnik V", dessen Zulassung von westlichen Experten wegen fehlender Tests scharf kritisiert wird, als "nicht schlecht".