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Neues Brexit-Abkommen steht - Widerstand im Londoner Unterhaus

Von nachrichten.at/apa, 17. Oktober 2019, 18:10 Uhr
BRITAIN-EU-POLITICS-BREXIT
Bild: TOLGA AKMEN (AFP)

LONDON/BRÜSSEL. Der EU-Gipfel in Brüssel hat den neuen Brexit-Vertrag gebilligt. Das teilte ein Vertreter der EU am Donnerstagabend mit. Unklar bleibt aber, ob Johnson im britischen Unterhaus eine Mehrheit für die Vereinbarung bekommt.

Die Zitterpartie um den Brexit geht trotz des neuen Abkommens zwischen London und Brüssel in die nächste Runde. Kaum war die Einigung über den britischen EU-Austritt am Donnerstag in Brüssel verkündet, kam erbitterter Protest aus dem britischen Unterhaus.

Der Durchbruch war unmittelbar vor dem EU-Gipfel gelungen, zu dem Johnson und die 27 Staats- und Regierungschefs der EU nach Brüssel kamen. Johnson wandte sich am Nachmittag in der ersten Gipfelsitzung an seine Kollegen. Doch schienen sich die Staats- und Regierungschefs schon vorher weitgehend einig, nun eine gute Lösung gefunden zu haben.

"Es ist eine faire und ausgewogene Vereinbarung für die EU und Großbritannien und es steht für unseren Einsatz, Lösungen zu finden", schrieb EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker auf Twitter. EU-Parlamentspräsident David Sassoli versprach eine rasche Abstimmung im Parlament über den Vertrag. Die designierte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zeigte sich am Donnerstag in Brüssel "froh und erleichtert" über die neue Vereinbarung.

Video: OÖN-Korrespondentin Sylvia Wörgetter zur Stimmungslage in Brüssel.

Aus Sicht von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein ist es beim Brexit gelungen, eine Lösung zu finden, die einen harten Brexit vermeide - zumindest soweit man dies bisher beurteilen könne. Das sei aus rechtsstaatlicher Sicht und im Sinne der Friedensmission der EU sehr bedeutend, sagte sie am Donnerstag in Brüssel. Inhaltlich verlässt sich Bierlein vor allem auf die genaue Prüfung des Brexit-Deals durch Experten. "Ich denke, dass das sehr genau geprüft worden ist und wir werden das nochmals checken." Sie hofft nach eigener Aussage sehr, dass das britische Unterhaus dem Deal am Samstag zustimmen wird.

++ HANDOUT ++ EU-GIPFEL IN BR?SSEL: JUNCKER / BIERLEIN
Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein rechts im Bild. Bild: ANDY WENZEL (BUNDESKANZLERAMT)

Ganz anders waren die Reaktionen in London. Nicht nur die Labour-Opposition attackierte die Vereinbarung, sondern auch Johnsons parlamentarischer Partner, die nordirische Protestantenpartei DUP. Sie werde bei der Abstimmung im Unterhaus nicht zustimmen, kündigte die DUP an. Die vereinbarte Lösung sei dem wirtschaftlichen Wohl Nordirlands nicht zuträglich und untergrabe die Einheit des Vereinigten Königreichs.

Hoffen auf Einigkeit im Parlament

Zum Schwur kommen könnte es bei einer Sondersitzung des Parlaments am Samstag. Johnson hat im Unterhaus ohnehin keine Mehrheit und kann nur auf Unterstützung aus der Opposition hoffen. "Ich hoffe sehr, dass meine Abgeordneten-Kollegen in Westminster jetzt einig werden, um den Brexit zu vollziehen, um diesen hervorragenden Deal über die Ziellinie zu bringen und den Brexit ohne weitere Verzögerung zu liefern", sagte Johnson an Junckers Seite in Brüssel.

Der britische Premier will sein Land unbedingt zu Halloween, am 31. Oktober, aus der Staatengemeinschaft führen. Lange hatte er versichert, Großbritannien werde auch ohne Deal aussteigen. Ein britisches Gesetz verpflichtet ihn aber, bei der EU um Aufschub zu bitten, falls bis Samstag kein Abkommen vom Parlament gebilligt ist. In dem Fall dürften die EU-Staaten dies auch gewähren.

In Brüssel beharrte Johnson auf einem pünktlichen Austritt. Juncker sprang ihm bei und sagte: "Wir haben einen Deal. Und dieser Deal bedeutet, dass es keine Notwendigkeit für irgendeine Verlängerung gibt." Auch EU-Unterhändler Michel Barnier hält die zwei Wochen bis zum Termin für ausreichend für die Ratifizierung. Auch er appellierte an das britische Unterhaus, Verantwortung zu übernehmen.

Irland als großer Streitpunkt

Streitpunkt war bis zuletzt die ursprünglich vereinbarte Garantieklausel für eine offene Grenze zwischen dem EU-Staat Irland und dem britischen Nordirland, der sogenannte Backstop. Derzeit gibt es keine Kontrollen zwischen beiden Teilen der irischen Insel. Diese Situation wollen Dublin und Brüssel erhalten, um den zerbrechlichen Frieden in dem ehemaligen Bürgerkriegsgebiet nicht zu gefährden.

Nach Barniers Worten umfasst die Einigung nun vier Punkte: Nordirland hält sich weiter an bestimmte EU-Warenstandards; Nordirland bleibt sowohl in einer speziellen Zollpartnerschaft mit der EU als auch in der Zollunion des Vereinigten Königreichs; es gibt eine Vereinbarung über die Mehrwertsteuer, um Marktverzerrungen zu vermeiden; und die nordirische Volksvertretung kann vier Jahre nach Inkrafttreten der Vereinbarung und dann nach bestimmten Zeiträumen immer wieder darüber abstimmen, ob sie weiter gelten soll.

Der vom Brexit besonders betroffene EU-Staat Irland trägt dies mit. "Wir haben eine einzigartige Lösung für Nordirland gefunden, die der einzigartigen Geschichte und Geografie Rechnung trägt", schrieb Regierungschef Leo Varadkar auf Twitter. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte die Unterstützung Varadkars ein "ganz wichtiges Zeichen" und die Einigung vom Donnerstag "eine gute Nachricht".

Geändert wurde auch die politische Erklärung über die künftigen Beziehungen der EU zu Großbritannien, wie Barnier erläuterte. Darin gebe Großbritannien "solide Garantien", dass EU-Standards etwa bei Umwelt- oder Sozialauflagen nicht unterboten werden. Das sei das bestmögliche Ergebnis gewesen, sagte Barnier.

Labour-Chef Jeremy Corbyn sieht trotzdem die Sicherheit von Lebensmitteln, den Umweltschutz und die Rechte von Arbeitnehmern nach dem EU-Austritt in Gefahr und spricht von einem "Ausverkauf". Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei erklärte: "Es scheint, dass der Premierminister einen noch schlechteren Deal verhandelt hat als (seine Vorgängerin) Theresa May." Die Briten hatten vor gut drei Jahren mit knapper Mehrheit für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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gerfis (192 Kommentare)
am 18.10.2019 07:42

Es ist erschütternd, daß man den(m) Chaoten auch noch entgegenkommt!
Ich habe schon vor mehr als 20 Jahren gesagt, die sollen auf ihrer Insel bleiben und glücklich werden.
Nach dem ganzen Kasperltheater wünsche ich ihnen viel Spaß mit Trump, der ist wohl einer der wenigen die so beschränkt denken - wobei "Denken" nicht gerade sein Metier ist....
Trotzdem eine Bitte an die EU:
Falls die auf die Idee kommen sollten, doch wieder rein zu wollen, dann sagt bitte NEIN - endlich sind wir diese Bande los, also sollte zumindest bei einem eventuellen Wiedereintritt das für die EU gelten, was die unsägliche Mrs. Thatcher zu ihrer Parole gemacht hatte: I want my money back! - Welches Geld bitte? - Die Briten haben zwar viel eingezahlt, aber auch noch mehr von den Brüssler Weicheiern herausbekommen.
Wales und Schottland müssen jetzt mit diesem Unsinn leben und der Chaot von Johnson erweckt auch noch die IRA zu neuem Leben - wie gesagt: viel Spaß und schön, daß uns das dann nichts mehr angeht zwinkern

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kawox (583 Kommentare)
am 18.10.2019 06:57

Wird, sollte der Vorschlag tatsächlich vom britischen Parlament durch gewunken werden, ein durchaus spannender Präzendenzfall zum Thema Grenzschutz an den EU Außengrenzen.
Bin schon gespannt was da dann noch folgen könne?!

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jopc (7.371 Kommentare)
am 17.10.2019 18:56

Fakt ist, die Eliten WOLLEN nicht. Da kann die EU sonstwas auf den Tisch legen.
Jetzt ist es ja wunderbar für sie gelaufen. Jedesmal wenn sie ablehnen ist der Premier verpflichtet um Aufschub zu bitten.
So kann man auch ein Referendum unterlaufen.
Frage dazu, was hat May die 2 Jahre gemacht?
Hätte sie sich mehr um den Brexit gekümmert und weniger um Russland und die Skripals wäre das höchstwahrscheinlich unter Dach und Fach.

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KentBrockman (1.420 Kommentare)
am 17.10.2019 19:17

Es könnte so sein. Es könnte aber natürlich auch sein das des alles a bisserl komplizierter ist als es sich so ein einfaches RechtsPOPOlistenopfer vorstellen kann.

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CCO (97 Kommentare)
am 18.10.2019 06:48

Könnte auch sein, dass wir alle, auch die LinksPOPOlistenopfer nur am Schmäh gehalten werden.

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