Mike Pence: Geburtstagskerzen und eine Kampfansage an früheren Chef
WASHINGTON. Die Kapitol-Erstürmung 2021, bei der Trum-Sympathisanten es auch auf Pence abgesehen hatten, hatte zum Bruch zwischen den beiden Republikanern geführt. Jetzt fordert Pence Trump im Präsidentschaftsrennen 2024 heraus.
Für sein Verhältnis zu seinem früheren Chef Donald Trump hat Mike Pence eine griffige Formulierung. "Wir hatten vier Jahre lang eine enge Arbeitsbeziehung", schreibt der frühere US-Vizepräsident in seinen Memoiren. "Es hat kein gutes Ende genommen." Die Kapitol-Erstürmung 2021, bei der von Trump angeheizte Angreifer es auch auf Pence abgesehen hatten, hatte zum Bruch zwischen den beiden Republikanern geführt. Jetzt fordert Pence Trump im Präsidentschaftsrennen 2024 heraus.
Der erzkonservative Politiker und evangelikale Christ will am Mittwoch seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner verkünden, die notwendigen Dokumente hat er schon bei der Bundeswahlkommission eingereicht. Für die Bekanntgabe ausgesucht hat Pence sich den Bundesstaat Iowa, wo Anfang kommenden Jahres traditionell die Republikaner-Vorwahlen beginnen. Für den früheren Vizepräsidenten ist der Mittwoch ohnehin ein besonderer Tag: Er wird dann 64 Jahre alt.
Viel Zeit zum Feiern wird der einstige Gouverneur des Bundesstaates Indiana allerdings nicht haben, der Tag ist gut gefüllt mit einer Rede vor Anhängern in Iowas Hauptstadt Des Moines und einem Auftritt beim Nachrichtensender CNN. Pence wird dann versuchen, die Wähler davon zu überzeugen, dass er der richtige Mann für den Kampf ums Weiße Haus ist.
Der einstige Radiomoderator und langjährige Kongressabgeordnete steht für einen gesellschaftspolitischen Konservatismus und für wirtschaftsliberale Politik. "Ein Christ, ein Konservativer, ein Republikaner, in dieser Reihenfolge", sagte der Abtreibungsgegner einmal. Bei der Präsidentschaftswahl 2016 spielte er eine wichtige Rolle, weil er ein Bindeglied zwischen dem mehrfach geschiedenen Immobilienmogul Trump und der politisch einflussreichen religiösen Rechten darstellte.
Die Parteibasis aber ist Trump auf einen deutlich populistischeren Kurs gefolgt - und viele halten Pence wegen seines Verhaltens nach der Präsidentschaftswahl 2020 sogar für einen Verräter.
Der damalige Vizepräsident und in dieser Rolle auch Senatspräsident hatte sich Trumps Forderung verweigert, eine Bestätigung des Wahlsiegs des Demokraten Joe Biden durch den Kongress wegen angeblichen Wahlbetrugs zu stoppen. Trump attackierte seinen Stellvertreter dafür öffentlich. Als radikale Trump-Anhänger am 6. Jänner 2021 das Kapitol stürmten, riefen einige von ihnen auch "Hängt Mike Pence". Personenschützer mussten Pence im Kongress in dramatischen Szenen in Sicherheit bringen.
„Hat uns in Gefahr gebracht“
Pence ging deswegen später hart mit Trump ins Gericht. "Seine rücksichtslosen Worte haben meine Familie und alle im Kapitol an diesem Tag in Gefahr gebracht", sagte er im März bei einer Rede. "Und ich weiß, dass die Geschichte Donald Trump zur Verantwortung ziehen wird." Inzwischen grenzt sich Pence auch bei konkreten politischen Fragestellungen von Trump ab, unter anderem wirbt er für eine weitere entschlossene Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland.
Dabei war Pence Trump in den gemeinsamen vier Jahren im Weißen Haus zwischen 2017 und 2021 stets ein loyaler Stellvertreter gewesen, ungeachtet aller Skandale und Exzesse des umstrittensten Präsidenten der jüngeren Geschichte. Bis heute wirbt Pence mit der gemeinsamen Regierungsbilanz.
Er muss sich nun von Trump distanzieren, ohne die Trump-treue Basis zu verprellen. Umfragen zeigen, wie schwer diese Gratwanderung ist: Im Schnitt der spezialisierten Website FiveThirtyEight kommt Pence nur auf 5,4 Prozent - das ist zehn Mal weniger als Trump. Er liegt auch deutlich hinter Floridas Gouverneur Ron DeSantis mit rund 21 Prozent, der wie Trump einen populistischen und scharf rechten Kurs fährt.
Im Nacken hat Pence gleich mehrere Bewerber mit einem ähnlich traditionell-konservativen Profil wie er, unter ihnen die frühere UNO-Botschafterin Nikki Haley und der afroamerikanische Senator Tim Scott. Pence gilt auch nicht als besonders charismatisch, immer wieder wird er als Langweiler verspottet.
Zuletzt aber gab es zumindest aus juristischer Sicht gute Nachrichten: Das Justizministerium stellte Ermittlungen nach dem Fund von Geheimdokumenten aus seiner Zeit als Vizepräsident in seinem Privathaus ein. In einer ähnlichen Dokumentenaffäre von deutlich größerem Ausmaß könnte Trump noch angeklagt werden. Den einst so treuen Trump-Verbündeten dürfte das vermutlich wenig stören.
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