Massenimpfungen in Israel zeigen Wirkung
JERUSALEM. Zahl der Corona-Neuinfektionen in Gruppe der Geimpften schon nach erster Dosis um bis zu 60 Prozent gesunken
Israel impft seine Bevölkerung im weltweit einzigartigen Tempo: Ein spezieller Deal mit dem Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer hat dem Land eine Sonderlieferung verschafft. Dafür bezahlt Israel laut einem Bericht der Deutschen Presse Agentur (dpa) mehr für die Impfdosen und teilt zudem Daten seines Gesundheitssystems mit den Herstellern.
Einen Monat nach Beginn der Impfkampagne haben bereits mehr als zwei Millionen Menschen in Israel zumindest die erste Impfdosis erhalten, rund eine Viertelmillion auch schon die zweite Dosis. Bis Ende März, wenn erneut Parlamentswahlen stattfinden, sollen so alle fünf Millionen Israelis über 16 Jahren eine Impfung angeboten bekommen.
Schon jetzt können Israels Krankenkassen vergleichen, wie sich die Zahl der Corona-Infektionen entwickelt. Auf der einen Seite stehen Patienten, die bereits mindestens eine der beiden Impfdosen erhalten haben und aus verschiedenen Gründen trotzdem Corona-Tests machen mussten. Auf der anderen stehen noch nicht geimpfte Menschen.
Clalit, eine der größten Kassen, verglich 200.000 Geimpfte über 60 Jahren mit ebenso vielen Nicht-Geimpften. "Das ist die interessanteste Altersgruppe, was die Wirksamkeit des Impfstoffs angeht", sagt Ran Balicer, Vorsitzender eines Corona-Expertenteams, das die Regierung berät. In der geimpften Gruppe lag demnach die Zahl der Infektionen bereits zwei Wochen nach der ersten Dosis um 33 Prozent niedriger.
Bei Maccabi, einer weiteren Kasse, waren es sogar 60 Prozent weniger positive Corona-Tests zwei Wochen nach der Verabreichung der ersten Impfung.
Israels Gesundheitsministerium sprach von insgesamt 50 Prozent weniger Fällen. Noch nicht mitgeteilt wurde, ob und falls ja, wie viele schwere Infektionen es bei den Geimpften gab. Bekannt gegeben wurde allerdings, dass in der Gruppe der Über-60-Jährigen jedenfalls schon 75 Prozent geimpft wurden.
Der Epidemiologe spricht von einem "ermutigenden Ergebnis, das zeigt, dass der Impfstoff auch bei älteren Menschen wirksam ist". Er rechne daher damit, dass die Zahl der schwerkranken Corona-Patienten in Israel schon in Kürze sinken werde. Auch die Regierung hofft, dass durch den raschen Fortschritt die Zahl der schwer an Covid-19 erkrankten Patienten rasch zurückgehen werde.
Modellland Israel
Als Modellland will Israel zudem Daten bereitstellen, die zeigen, wie sich die Pandemie beim Anstieg der Impfrate verändert und so der Wissenschaft Hinweise liefern, ob und falls ja, wann sich eine Herdenimmunität erreichen lässt.
"Wir verstehen, wie wichtig es ist, der Welt schnelle und verlässliche Informationen über die Impfkampagne in Israel zu übermitteln", sagt Balicer. "Wir verfolgen die Wirksamkeit des Impfstoffs unter Echtbedingungen."
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