Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Lukaschenko geht gegen Opposition und EU in die Offensive

Von nachrichten.at/apa, 16. August 2020, 07:20 Uhr
Belarusian President Lukashenko takes part in the celebrations of Independence Day in Minsk
Staatschef Lukaschenko stimmte der Zusammenarbeit mit Putin zu. Bild: Reuters

MINSK. Angesichts neuer Massenproteste in Weißrussland (Belarus) gegen Machthaber Alexander Lukaschenko organisiert der Staatsapparat am heutigen Sonntag erstmals Unterstützungskundgebungen für den Langzeit-Präsidenten.

Medien berichteten, dass aus vielen Teilen des Landes Staatsbedienstete gedrängt würden, in der Hauptstadt Minsk an den Demonstrationen für Lukaschenko teilzunehmen.

Seit der Präsidentenwahl vor einer Woche gibt es landesweit Proteste empörter Bürger, die nicht an einen Wahlsieg Lukaschenkos glauben. Die Kundgebung soll nun ein anderes Bild vermitteln. Journalisten des Staatsfernsehens drohten dagegen mit einer Arbeitsniederlegung.

Der seit 26 Jahren mit harter Hand regierende Lukaschenko hatte sich bei seiner inzwischen sechsten Wahl mit gut 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Seine Gegner, die im ganzen Land demonstrieren, fragen seit Tagen, wo diese 80 Prozent seien und warum niemand für Lukaschenko auf die Straße gehe.

Die Opposition wiederum erwartet Zehntausende Menschen allein im Zentrum der Hauptstadt. Auch in anderen Städten sind den achten Tag in Folge neue Aktionen geplant.

Gegen Mittag wird ein zweites Todesopfer zu Grabe getragen - in der Stadt Gomel. Die Mutter des 25-Jährigen hatte den Sicherheitskräften Willkür vorgeworfen und sie für den Tod ihres Sohnes verantwortlich gemacht. Der junge Mann, der eine Herzkrankheit gehabt habe, sei am Wahlsonntag auf dem Weg zu seiner Freundin festgenommen worden und in Polizeigewahrsam im Krankenhaus gestorben. Die Polizei bestätigte dies erst am Mittwoch und teilte mit, dass die Gerichtsmedizin die Todesursache klären müsse.

Lukaschenko lehnt Dialog ab

Der als "letzter Diktator Europas" kritisierte Lukaschenko zeigt sich bisher weitgehend unbeeindruckt von den Protesten. Er lehnt einen Dialog mit der Opposition oder eine Vermittlung aus dem Ausland ab. Den Sieg bei der Wahl beansprucht die 37 Jahre alte, aus Sicherheitsgründen nach Litauen ausgereiste Swetlana Tichanowskaja für sich. Ihre Unterstützer fordern einen Rücktritt Lukaschenkos, die Freilassung aller Gefangenen und Neuwahlen.

Der 65-jährige Lukaschenko hatte die Demonstranten als vom Ausland manipuliert und bezahlt sowie als Menschen mit krimineller Vergangenheit und als Arbeitslose bezeichnet. Danach traten auch Arbeitskollektive in vielen Staatsbetrieben in den Streik. Lukaschenko spricht immer wieder auch von einer Gefahr aus dem Ausland, ohne Details zu nennen.

Am Samstagabend ordnete er die Verlegung von Fallschirmjägern nach Grodno im Westen des Landes an. In der Region sei die Lage gespannt, sagte er bei einer vom Staatsfernsehen übertragenen Sitzung des Generalstabs. Lukaschenko wies zudem das Verteidigungs- und das Innenministerium sowie den Geheimdienst KGB an, keine "ungesetzlichen Aktionen" im Land zuzulassen. Konkret planten seine Gegner eine Menschenkette vom EU-Land Litauen durch Belarus in die Ukraine. Diese Solidaritätsaktion für die Proteste müsse verhindert werden.

"Ich habe keine anderen Ziele, als einen unabhängigen und stabilen Staat zu erhalten", sagte Lukaschenko. Er hatte auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Telefonat um Hilfe gebeten. Staatsmedien korrigierten am Samstagabend Aussagen Lukaschenkos, wonach Russland militärisch einschreiten könnte. In einer Mitteilung des Kreml zu dem Telefonat war keine Rede von irgendeiner Hilfe in der jetzigen Situation.

Der weißrussische Analyst Artjom Schraibman hält eine russische Militärintervention zur Unterstützung Lukaschenkos für äußerst unwahrscheinlich. "Russland rettet keine stürzenden Regimes mit Streitkräften", teilte er mit. Möglich sei, dass ein Präsident herausgeholt werde aus dem Land. "Aber ein Regime retten, das keine Basis an Unterstützern mehr hat - Nein." Schraibman meinte auch, Russland sei schon jetzt wegen des Ukraine-Konflikts mit Sanktionen belegt und habe kein Interesse an einer weiteren Eskalation auf internationaler Bühne.

Ähnlich sieht das die weißrussische Oppositionelle Maria Kalesnikawa. "Ich glaube nicht, dass Putin eingreift, es wäre auch ein dummer Schritt", sagte sie der deutschen Zeitung "Bild am Sonntag". "Die Unterstützung in Belarus ist groß, wir wollen in einem freien und europäischen Land leben." EU-Sanktionen gegen die Verantwortlichen für die Misshandlung von Demonstranten lehnt die Oppositionelle indes ab. Die Betreffenden müssten "nach belarussischem Recht" bestraft werden, sagte die Oppositionelle der Zeitung. "Die Bestrafung muss hier stattfinden."

Die EU hatte am Freitag wegen der Polizeigewalt in Weißrussland neue Sanktionen gegen Unterstützer Lukaschenkos in die Wege geleitet, Es soll auch Strafmaßnahmen gegen Personen geben, die für eine Fälschung der Präsidentenwahl verantwortlich gemacht werden.

Russland und Weißrussland sind traditionell verbündet. Doch vor der Wahl waren die Beziehungen angespannt, nachdem Russland Subventionen zugunsten von Lukaschenkos Regierung gekürzt hatte. Putin dringt seit längerem auf eine engere Verbindung in einem gemeinsamen Staat, was Lukaschenko bisher abgelehnt hat. Er wirft Russland vor, sein Land mit 9,5 Millionen Einwohnern schlucken zu wollen. Russland betrachtet Weißrussland als Puffer gegenüber der NATO und dem Westen.

Am Samstag gingen in der Hauptstadt Minsk erneut Zehntausende Menschen gegen das Lukaschenko-Regime auf die Straße. Einige legten Blumen an der Stelle nieder, wo vergangene Woche ein Demonstrant getötet worden war. Die Menge skandierte "Lukaschenko ist ein Mörder" und "Verschwinde".

US-Außenminister Mike Pompeo erklärte bei einem Besuch in Polen, die Washingtoner Regierung beobachte die Entwicklung in Weißrussland genau. Darüber werde auch mit der Europäischen Union beraten.

mehr aus Außenpolitik

Ist Trump immun gegen Strafverfolgung?

Frankreichs Präsident Macron fordert "glaubhafte" europäische Verteidigung

Biden kündigt neues Paket mit Militärhilfe für die Ukraine an

Russischer Vize-Verteidigungsminister wegen Korruption verhaftet

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

12  Kommentare
12  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Gugelbua (31.935 Kommentare)
am 16.08.2020 11:23

hat er sein Vermögen schon in Sicherheit gebracht, das wäre interessant😉 und könnte weitere Hinweise geben

lädt ...
melden
observer (22.216 Kommentare)
am 16.08.2020 09:48

Für L. und Weissrussland wäre es wahrscheinlich besser, wenn L. nicht in die Offensive, sondern ins Exil ginge. Am besten wohl nach Russland.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 16.08.2020 09:22

Warum jetzt verpflichtete Gegendemonstrationen? Ist Putin doch nicht so gewillt, Lukaschenko zu helfen?
Lukaschenko hat sich die Treue zu Russland, dem Putin immer sehr teuer abgekauft. Russland tendierte dazu Weißrussland durch Verstaatlichteneinfluss in die Wirtschaft Macht in diesem Land zu erreichen. Lukaschenko reagierte mit einer Annäherung an die EU. Es stimmt, Lukaschenko gab Putin den kleinen Finger, doch Putin wollte laufend mehr. So wollte Putin den Rubel als Zahlungsmittel einführen. Russland steht u.a. mit Militärbasen sehr stark in Weißrussland.
Ist Putin jetzt an einem schwachen Lukaschenko interessiert? Diese Gelegenheit der derzeitigen Unruhen käme Putin sehr gelegen. Putin ist ein schlauer Fuchs und ein sehr guter Taktiker, welcher mit der Zeit rechnet, welche für ihn und seine Wünsche spricht.

lädt ...
melden
cochran (4.047 Kommentare)
am 16.08.2020 08:29

Wenn die Demonstranten weiterhin aktiv sind wird die Wirtschaft in den Bach runtergehen und viele Weissrussen verarmen dank der grünen kummerl Opposition.
Die Russen sind schon startbereit und greifen an wie 1968.

lädt ...
melden
vinzenz2015 (46.286 Kommentare)
am 16.08.2020 08:54

Unterwerfung unter eine Brutale Diktatur
oder
Wirtschaft?

Das ist keine Alternative, sondern dumme , menschenverachtende Demagogie!

lädt ...
melden
vinzenz2015 (46.286 Kommentare)
am 16.08.2020 08:54

Cochran entlarvt sich selbst!

lädt ...
melden
penunce (9.674 Kommentare)
am 16.08.2020 05:25

Der orf berichtet in seinem Teletext, dass Lukaschenko den Putin zu Hilfe gerufen hat!

Was/wobei soll er den helfen?
Soll er ganz Belarus besetzen mit seiner Armee, um die meist minderjährigen Demonstranten zur Ordnung zu rufen?

Mir scheint, dass der orf den Namen Putin zu eigenen Zwecken benutzt!

Im Übrigen erwähne ich noch einmal, dass wir selbst genug Sorgen haben und uns nicht um andere Staaten kümmern sollten!

"Russland verhandelt nicht mit Terroristen. Es vernichtet sie."

(Wladimir Putin.)

lädt ...
melden
kpader (11.506 Kommentare)
am 16.08.2020 06:55

Kasperl!

lädt ...
melden
vinzenz2015 (46.286 Kommentare)
am 16.08.2020 08:58

Pence
ORF-Interessen?? Wöchane??

VT- poster!

lädt ...
melden
Einheizer (5.398 Kommentare)
am 16.08.2020 07:34

Angesoffen oder eingeraucht ?

lädt ...
melden
jago (57.723 Kommentare)
am 16.08.2020 00:07

Ob das den NATO- und den EU-Regierungsoberlehrern passt oder nicht:

DER DIKTATOR VERHÄLT SICH LOGISCH

Nicht wie ein eitler Journalist.

lädt ...
melden
vinzenz2015 (46.286 Kommentare)
am 16.08.2020 09:01

Eitler Journalist???
Wer, wann , wo?

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen