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"Lukaschenko kann seine Macht nur mit einem monströsen Betrug retten"

Von Stefan Scholl, 06. August 2020, 00:04 Uhr
Lukaschenko
Diktator Lukaschenko ist seit 26 Jahren an der Macht und will dort bleiben. Bild: APA

Die weißrussische Opposition rechnet nach der Präsidentschaftswahl mit Massenprotesten.

Waleri Zepalko, nach Moskau geflohener Oppositionskandidat, spricht im Interview mit den OÖNachrichten über Weißrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko, die Chancen auf einen Machtwechsel und über mögliches Blutvergießen nach den Präsidentschaftswahlen am Sonntag.

OÖNachrichten: Glaubt man Präsident Alexander Lukaschenko, dann wollten die 33 Russen, mutmaßlich Söldner der Gruppe "Wagner", die unlängst bei Minsk festgenommen wurden, in Weißrussland Massenunruhen anzetteln.

Waleri Zepalko: Das ist lächerlich. Was können 30 Mann erreichen, die keine Waffen bei sich haben? Mit denen macht man keine Revolution.

Auf der Krim und im Donbass setzte Russland ähnlich kleine Söldnertrupps ein.

Aber diese Leute zeigten überall ihre Pässe vor. Ich glaube, sie waren auf der Durchreise.

Manche Leute glauben, Lukaschenko habe die Wagner-Kämpfer selbst angeheuert.

Das schließe ich nicht aus. Die Weißrussen haben sich daran gewöhnt: Wenn Lukaschenko Probleme hat, gibt es irgendeine Explosion oder man fängt Guerilleros.

Vielleicht kommt es bei einer der nächsten Kundgebungen zu einer Massenschlägerei, und Lukaschenko verschiebt die Wahlen im letzten Moment.

Durchaus möglich. Als einzige Oppositionskandidatin hat der Präsident Sergej Tichanowskis Ehefrau Swetlana zugelassen. Und es zeichnet sich ab, dass er ehrliche Wahlen auch gegen sie verlieren wird.

Wie viele Anhänger hat Lukaschenko noch?

Unabhängige Meinungsumfragen sind bei uns inzwischen ein Straftatbestand. Aber bei Internetumfragen landete er bei drei Prozent. Offline mag seine Popularitätsrate bei acht bis maximal zehn Prozent liegen.

Ist es also möglich, diese Wahl legal an den Urnen zu gewinnen?

Es gibt bei uns inzwischen viele Bürgerinitiativen, die darauf abzielen, drohende Wahlfälschungen zu verhindern. Denn Alexander Lukaschenko kann seine Macht nur mit einem monströsen Betrug retten.

Wenn sich also Lukaschenko zum Sieger erklärt, könnte das in Weißrussland die kritische Masse für eine Straßenrevolution mobilisieren?

Natürlich.

Werden die Weißrussen Zelte aufstellen und Bauhelme aufsetzen wie die Ukrainer, oder sich mit gewaltfreien Demos begnügen wie die Armenier?

Ich glaube an ein friedliches Szenario. Bei uns will niemand Maidan.

Könnten die Sicherheitskräfte, wenn es eng wird, auch Schusswaffen einsetzen?

Nein, unsere Rechtsschutzorgane besitzen ausreichend Vernunft. Einzig Lukaschenko würde einen Schießbefehl geben – mündlich. Aber er selbst wäre zu feige, ihn auszuführen. Ich glaube an eine serbische Lösung: Die Einsatzpolizei wirft die Schilde weg und weigert sich, gegen das Volk vorzugehen.

Lukaschenko ist jetzt 26 Jahre an der Macht. Warum wenden sich so viele von ihm ab?

Er war Kolchosbauer und ist es geblieben, aber die Weißrussen haben sich verändert, sind gebildeter und weltoffener, kommunizieren mit ihren polnischen oder baltischen Nachbarn. Früher punktete Lukaschenko, indem er Beamte grob beschimpfte. Aber nach neun entlassenen Regierungen glaubt niemand mehr, dass nur die Minister und nicht er selbst die Verantwortung für die Probleme tragen.

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Autor
Stefan Scholl
Russland-Korrespondent
Stefan Scholl
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