Labour-Abgeordnete verließ Partei aus Protest gegen Starmer
LONDON. Wenige Monate nach dem Amtsantritt der britischen Regierung ist eine erste Labour-Abgeordnete aus Protest gegen Premier Keir Starmer aus freien Stücken aus der Partei ausgetreten.
In ihrem Rücktrittsschreiben warf Rosie Duffield dem Regierungschef am Wochenende "Heuchelei" sowie "grausame und unnötige" politische Entscheidungen vor. Die Abgeordnete aus Canterbury, deren Beziehung zur Labour-Spitze seit langem als angespannt galt, will nun als Unabhängige im Unterhaus sitzen.
Duffields scharfe Kritik richtete sich unter anderem gegen Starmers Umgang mit Geschenken an ihn und andere hochrangige Labour-Politiker. Sie sprach von "Filz, Günstlingswirtschaft und offensichtlicher Habgier", all das habe maßlose Ausmaße erreicht. "Ich schäme mich so sehr für das, was Sie und Ihr innerer Kreis getan haben, um einen Schatten auf unsere einst stolze Partei zu werfen und sie zu erniedrigen", so die 53 Jahre alte Abgeordnete.
Der Premierminister und andere Politiker in der Parteispitze stehen wegen ihres Umgangs mit Spenden und Geschenken seit Tagen im Kreuzfeuer der Kritik. Starmer nahm seit Dezember 2019 so viel an wie kaum ein anderer Unterhaus-Abgeordneter. Der Wert belief sich auf mehr als 100.000 Pfund (rund 120.000 Euro). Dabei handelte es sich unter anderem um Kleidung, Brillen sowie VIP-Tickets für Fußballspiele in der Premier League und ein Taylor-Swift-Konzert.
Für Starmer und seine Partei sind die Vorgänge pikant. Starmer, der erst seit Anfang Juli im Amt ist, hatte sich stets als politischer Saubermann inszeniert, der mit den Eskapaden der konservativen Vorgängerregierung aufräumen wolle.
Das wird auch nix mehr mit den Briten.