"Können uns nicht demütigen lassen und dann um Gnade winseln"
TEHERAN. Die aktuelle Krise mit den USA stärkt Irans Hardliner – speziell die Revolutionsgarden haben einen Popularitätsschub erfahren
Es war aus iranischer Sicht Majestätsbeleidigung, als US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen den iranischen Revolutionsführer Ali Khamenei verhängte. Entsprechend hart und gleichzeitig pflichtschuldig reagierte Staatspräsident Hassan Rohani, der die nach Ansicht von Experten wirkungslosen Strafmaßnahmen als "Zeichen für die geistige Behinderung im Weißen Haus" wertete.
An eine Einigung mit den USA glauben im Iran nur wenige. Die Zeichen stehen weiter auf Konfrontation, bei der man offenbar den eigenen Kräften vertraut. Die zuletzt stark gefallene Landeswährung Rial verbesserte sich nach dem Abschuss der US-Drohne gegenüber dem Dollar um fast sechs Prozent. Nicht wenige Iraner seien stolz, dass es den Revolutionsgardisten gelungen sei, mit einer "Home-made"-Rakete eine 140 Millionen Dollar teure Hightech-Drohne abzuschießen, berichtete die Korrespondentin des katarischen Newsportals "Middle East Eye".
Iranischer Durchhaltewillen
Im sich verschärfenden Konflikt mit den USA, so die weitverbreitete Ansicht, müsse das Land jetzt Stärke und Entschlossenheit zeigen. Eine von Trump angestrebte Kapitulation sei für den Iran unmöglich. "Wir können uns nicht jahrzehntelang von den USA demütigen lassen und dann in Washington um Gnade winseln", stellte Simin Alisadeh, eine Physikstudentin in Isfahan, klar. Nutznießer des iranischen Durchhaltewillens, betonte die junge Frau, seien die Revolutionsgardisten, die einen enormen Popularitätsschub zu verzeichnen hätten.
Die Tatsache, dass die USA nach dem Drohnenabschuss ihren militärischen Gegenschlag abgeblasen hätten, spiele einmal mehr den Hardlinern im Iran in die Karten, kommentierten EU-Diplomaten in Teheran. Ihre – lange Zeit umstrittene – Konfrontationsstrategie werde von der Bevölkerung nun als "richtig und adäquat" bewertet.
Dass sich "die iranische Bevölkerung bei Druck von außen hinter das Regime stelle, sei sowohl historisch als auch empirisch belegbar", analysiert die Kölner Islamwissenschafterin Katajun Amirpur. Das zentrale Argument laute: "Wir wollen vielleicht nicht dieses Regime, aber wir wollen mit Sicherheit keine Einmischung von außen, wir wollen Unabhängigkeit."
Die "Fusion zwischen Nationalismus und Islamismus" sei im Iran nach dem irakischen Überfall 1980 "besiegelt worden", sagte der französische Politologe Bernard Hourcade. Die universellen Ansprüche der Revolution hätten damals hinter die Notwendigkeit zurücktreten müssen, die nationalen Grenzen zu verteidigen. Revolutionsgardisten und schiitische Milizionäre seien nach der Rückeroberung der von Saddam Hussein besetzten Grenzregionen zu Helden des Vaterlandes geworden.
"Es gab nichts, was so regimestärkend war wie der iranisch-irakische Krieg", betont auch Amirpur. Er führte zu einer immensen Stärkung des Regimes und machte Opposition auf Jahrzehnte unmöglich. Die Hardliner im Iran wissen und spüren, dass sie im Konflikt mit dem US-Erzfeind die Rückendeckung der Bevölkerung haben. Ihre Zuversicht sei nach dem Drohnenabschuss noch gewachsen, berichten westliche Beobachter in Teheran. Dementsprechend selbstbewusst treten sie auf.
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cit:"stellte Simin Alisadeh, eine Physikstudentin in Isfahan, klar."
Na sowieso! In Esfahan sind die schönsten und klügsten Frauen Asiens daheim...