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Kein Ende der Proteste: Die US-Armee verlegt Truppen nach Washington

Von Thomas Spang, 04. Juni 2020, 00:04 Uhr
Kein Ende der Proteste: Die US-Armee verlegt Truppen nach Washington
Präsident Donald Trump Bild: REUTERS

Unterdessen präsentiert sich der Demokrat Joe Biden als Schattenpräsident

Trotz der Drohungen von Präsident Donald Trump ebbt die Welle der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA nicht ab. Erneut haben am Mittwoch landesweit Demonstrationen das brutale Vorgehen von Polizisten gegen Afroamerikaner angeprangert. Sie setzten sich dabei auch über Ausgangssperren hinweg, zudem gab es erneut gewalttätige Auseinandersetzungen.

Während das US-Militär rund 1600 Soldaten auf Stützpunkte rund um die Hauptstadt Washington verlegte, kam aus dem In- und Ausland scharfe Kritik an der Androhung Trumps, die Armee gegen die Demonstranten einzusetzen. "Demokraten dürfen nie eskalieren – auch nicht durch Worte. Mit Gewalt zu drohen löst nur weitere Gewalt aus", twitterte Deutschlands Außenminister Heiko Maas. Papst Franziskus äußerte sich erstmals zu den Protesten. "Wir können keine Art von Rassismus oder Ausgrenzung tolerieren oder unsere Augen davor verschließen", sagte er und kritisierte zugleich die gewaltsamen Ausschreitungen.

Unterdessen meldete sich Trumps Gegenkandidat bei den Präsidentschaftswahlen, Joe Biden, zu Wort. "Ich kann nicht atmen", sagt er, nachdem er mit ruhiger Hand die weiße Schutzmaske von seinem Gesicht abgenommen hat. Vor einem Meer an Sternenbannern blickt er entschlossen in die Kamera. "Ich kann nicht atmen", wiederholt der 77-Jährige die letzten Worte George Floyds. "Sie schallen wie ein Echo überall in der Nation zurück."

Kein Ende der Proteste: Die US-Armee verlegt Truppen nach Washington
Demonstrationen auch vor dem Weißen Haus in Washington, dem Amtssitz des US-Präsidenten. Bild: APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Hautfarbe als Lebensrisiko

Dann schlägt der Redner im Rathaus von Philadelphia eine assoziative Brücke zwischen dem Covid-19-Erreger, der den Opfern die Luft nimmt, und der Pandemie des Hasses, die das Leben eines schwarzen Mannes unter dem Knie eines weißen Polizisten vorzeitig beendete. "Zu oft wird Ihre Hautfarbe allein zu einem Lebensrisiko." Unter den mehr als 100.000 Covid-19-Toten, den mehr als 40 Millionen Arbeitslosen wie auch den rund 1000 Opfern von Polizeigewalt seien Schwarze nicht zufällig überproportional betroffen. "Ich kann nicht atmen" sei das, "was Millionen Amerikaner nicht in ihren letzten Momenten des Lebens, sondern in ihrem Alltag erleben". Es sei Zeit, darauf zu hören.

Die Kommentatoren sind sich einig: So klingen die Worte eines Führers, der die Nation angesichts einer beispiellosen Doppelkrise tröstet, aufbaut und führt.

"Wir brauchen keinen Präsidentschaftswahlkampf, sondern einen Präsidenten", bringt Chris Truax in einer Kolumne für das Massenblatt "USA Today" die Erwartung auf den Punkt. Trump sei nicht nur abwesend, sondern gieße Öl ins Feuer. Er habe den letzten Funken an moralischer Autorität verloren, als er die friedlichen Demonstranten für ein Foto mit Bibel vor der St.-John’s-Kirche vertrieb.

"Ein Führer muss Risiken eingehen", sagt Senator Chris Coons aus Bidens Heimatstaat Delaware. Und wünscht sich, mehr von Biden in der Öffentlichkeit zu sehen. Sicher ist, dass Biden auf Einladung der Familie kommenden Dienstag nach Houston reisen wird, um an der Beerdigung George Floyds teilzunehmen. Eine unübersehbare Geste, die einen Kontrast zum Amtsinhaber schafft, der damit droht, das Militär gegen Amerikaner einzusetzen, die großteils friedlich grundlegende Veränderungen verlangen.

In Umfragen liegt Biden zehn Prozent vor Trump
Kandidat Joe Biden Bild: APA/AFP/JIM WATSON

In Umfragen liegt Biden zehn Prozent vor Trump

Joe Biden liegt in einer aktuellen Umfrage der Washington Post national mit zehn Punkten vor Donald Trump. Unter registrierten Wählern bekäme er 53 Prozent der Stimmen, während der Präsident auf 43 Prozent käme. Vor Beginn der Doppelkrise lagen die Kandidaten statistisch nicht behutsame zwei Punkte auseinander.

Die Zahlen müssen allerdings mit Vorsicht genossen werden, da in den USA nicht national, sondern in den 50 Bundesstaaten gewählt wird. Darüber hinaus stellen die Meinungsforscher eine Enthusiasmuslücke fest. Während Trumps Anhänger zu 84 Prozent sicher sind, den Präsidenten erneut zu wählen, kommt Biden nur auf 68 Prozent. Bei den schwarzen Wählern darf der Demokrat dagegen mit einem Heimspiel rechnen. 89 Prozent wollen ihm die Stimme geben. Allein bei den Afroamerikanern unter 30 Jahren muss er noch Überzeugungsarbeit leisten. In dieser Gruppe hat er erst zwei von drei Wählern überzeugt.

Bush kritisiert Nachfolger Trump
Bild: REUTERS

Bush kritisiert Nachfolger Trump

Ex-US-Präsident George W. Bush beklagt ein „schockierendes Versagen“ der US-Gesellschaft, weil viele Afroamerikaner „in ihrem Land schikaniert werden“. Zugleich kritisiert er Präsident Donald Trump. Der Fall werfe die überfällige Frage auf, wie die USA systemischen Rassismus beenden können. Es komme darauf an, „die Stimmen jener zu hören, die leiden und trauern. Jene, die diese Stimmen zum Schweigen bringen wollen, verstehen die Bedeutung Amerikas nicht – oder wie daraus ein besserer Ort werden kann.“

 

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Autor
Thomas Spang
US-Korrespondent
Thomas Spang

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3  Kommentare
3  Kommentare
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jack_candy (7.818 Kommentare)
am 04.06.2020 15:46

Wenn sich ein Irrer in seinem Haus verschanzt und von dort aus Gewaltdrohungen tweetet und postet, ist es eigentlich ganz normal, dass dort Polizeikräfte zusammengezogen werden.
Bei extrem gefährlichen Tätern kann's dann schon mal das Militär sein.

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( Kommentare)
am 04.06.2020 12:51

Ich sehe das Thema von der praktischen Seite.

Das US-Militär ist in Afghanistan, im Irak und Syrien derzeit unterbeschäftigt, d.h., dass es bei Trump sicherlich eher darum geht, den Soldaten "Arbeit" zu beschaffen!

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LASimon (11.221 Kommentare)
am 04.06.2020 10:47

In der Nacht vom 3. auf den 4.Juni 1989 hat die Führung der Volksrepublik China unter dem Parteichef Deng Xiaoping das Militär in das Zentrum Pekings beordert, um die Demonstrationen der Studenten gewaltsam aufzulösen.
Am Nachmittag des 3.Juni 2020 hat der Präsident der USA Donald J. Trump das Militär ins Zentrum der Hauptstadt Washington D.C. beordert, um das Weisse Haus vor den friedlich protestierenden Demonstranten zu beschützen.

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