Israel vor Bodenoffensive im Libanon?
TEL AVIV. Die "Washington Post" berichtet von einer begrenzte Bodenoperation, die in Kürze beginnen solle.
Israel plane eine begrenzte Bodenoperation im Libanon. Das berichtet die "Washington Post". Den USA habe Israel das Vorhaben bereits mitgeteilt, schrieb die Zeitung unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten US-Beamten.
Zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass israelische Einheiten bereits kleinere Vorstöße auf libanesischem Gebiet unternommen hätten, um Stellungen der Hisbollah auszukundschaften. Dies diene der Vorbereitung einer größeren Offensive.
Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte bei einer Rede vor Truppen nur, Israel werde alle "notwendigen Mittel" zum Einsatz bringen, damit der Raketenbeschuss durch die Hisbollah ende und die geflüchteten Israelis im Norden wieder in ihre Häuser zurückkehrten könnten – bei Bedarf umfasse das auch Bodentruppen.
Biden fordert Waffenruhe
Sowohl Frankreich als auch die USA appellierten an Israel, von einer Bodenoffensive abzusehen. US-Präsident Joe Biden bekräftigte seine Forderung nach einer Waffenruhe. Darüber wolle er auch mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprechen.
Die israelische Luftwaffe setzte ihre Angriffe im Libanon in der Nacht auf Montag fort. Allein seit Sonntag seien dabei 125 Menschen im Libanon ums Leben gekommen, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Die Behörde unterscheidet in ihren Angaben nicht zwischen Zivilisten und militanten Hisbollah-Mitgliedern.
Biden fordert Waffenruhe - dabei ist er der größte Zündler.
Zumindest für einen militärischen Laien sieht die Entwicklung der letzten Wochen wie ein akribischer und über Wochen umgesetzter Plan aus: schon lange vor der Pager Attacke sind offensichtlich Einsatzkommandos über die Grenze zur Vorbereitung einer Bodenoffensive. Auch die für die Offensive benötigten Truppen wurden schon seit August sukzessive im Grenzgebiet aufgebaut. Die Pager Attacke sieht nun im Nachhinein wie der Auftackt der Hauptoperation aus.
Erstaunlich ist dabei die Naivität und Selbstgefälligkeit der Hisbollah Führung: spätestens mit der Pager Attacke würde man glauben, wären sie sich bewußt geworden, was da auf sie zukommt. Statt dessen veranstalteten sie unmittelbar danach eine Versammlung, die es Israel erlaubte, auf einen Schlag ein gutes Dutzend höchster Kommandeure auszuschalten. Anscheinend ließen sie sich nur zu gerne von den wohl von Israel selbst gestreuten Gerüchten überzeugen, die Pager Attacke war eine Verlegenheitsaktion, weil man Entdeckung fürchtete.