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Iran räumt Flugzeugabschuss ein

Von nachrichten.at/apa, 11. Jänner 2020, 07:15 Uhr
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Bildergalerie 173 Tote nach Flugzeugabsturz im Iran
Bild: AFP

TEHERAN. Der Iran hat den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs eingeräumt.

Die am Mittwochfrüh abgestürzte Maschine mit 176 Passagieren an Bord sei nahe an ein sensibles Militärgelände herangeflogen und für ein "feindliches Flugzeug" gehalten worden. Es habe sich um "menschliches Versagen" gehandelt, hieß es in einer im Staatsfernsehen am Samstag verlesenen Mitteilung des Militärs.

Die Verantwortlichen würden innerhalb des Militärs zur Rechenschaft gezogen, hieß es. Die iranischen Streitkräfte bedauerten den Vorfall und sprachen den Familien der Opfer ihr Mitleid aus. Zuvor hatte der Iran einen Abschuss der Maschine vehement bestritten und erklärt, eine technische Ursache habe zu der Katastrophe geführt.

Ein Abschuss sei technisch und wissenschaftlich absurd, hatte der Leiter der iranischen Luftfahrtbehörde, Ali Abedsadeh, erklärt. Die Untersuchungen würden bald erweisen, dass die Amerikaner mit solchen Gerüchten nur versuchten, das international angekratzte Image von Boeing nicht noch weiter zu beschädigen. Regierungssprecher Ali Rabiei hatte gesagt, die US-Regierung solle bei der technischen Aufklärung der Absturzursache mithelfen, statt Lügen zu verbreiten und "Psychospielchen" zu betreiben.

Iranischer Außenminister USA Teilschuld

Der iranische Außenminister Mohammad Jawad Zarif gab am Samstag den USA eine Teilschuld an dem versehentlichen Abschuss. Sie seien für die aufgeheizte Atmosphäre verantwortlich, die zu dem menschlichen Fehler geführt habe, twitterte er. Die USA haben vergangene Woche den iranischen General Qassem Soleimani getötet.

Bei dem Crash waren alle 176 Menschen an Bord gestorben. Kurz vor dem Absturz am Mittwoch hatte der Iran zwei von US-Soldaten genutzte Stützpunkte im Irak angegriffen. Danach war die ukrainische Maschine abgestürzt. Am Freitag hatten sich bereits mehrere EU-Staaten, die USA und Kanada davon überzeugt gezeigt, dass es sich um einen wohl versehentlichen Abschuss durch den Iran handeln müsse. Unter den Absturzopfern waren 57 Kanadier.

Ermittlungen begannen am Freitag

Am Freitag hatten die Ermittlungen zur Ursache des Absturzes begonnen. Iranische und ukrainische Experten nahmen ihre Arbeit in einem Labor am Flughafen Mehrabad in der Hauptstadt Teheran auf, wie Abedsadeh bekannt gab. Ihr Ziel sei die Auswertung der beiden schwer beschädigten Flugschreiber - des Flugdatenschreibers und des Aufzeichners der Geräusche in der Pilotenkanzel. Laut Regierungssprecher Ali Rabiei hatte der Iran auch Boeing eingeladen, an den Untersuchungen teilzunehmen.

Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hatte nach dem Absturz von Flügen über den Iran abgeraten. Zuvor hatte die EASA bereits empfohlen, Flüge über den Irak zu vermeiden

Indes standen die Zeichen im Konflikt zwischen den USA und dem Iran nach den gezielten Militärschlägen vorerst auf Entspannung. Die Lage am Persischen Golf war eskaliert, nachdem die USA den iranischen Top-General Qassem Soleimani Ende vergangener Woche in Bagdad gezielt getötet hatten. Nach dem Angriff des Irans auf die von den USA genutzten Militärbasen im Irak hatten US-Präsident Donald Trump und Irans Präsident Hassan Rouhani angekündigt, den Konflikt zunächst auf politischer Ebene führen zu wollen.

Ukrainischer Präsident fordert Entschädigung 

Die Ukraine fordert vom Iran Entschädigung für den Abschuss des Passagierflugzeugs. Zudem erwarte das Land ein vollständiges Eingeständnis der Schuld, eine offizielle Entschuldigung sowie eine umfassende Untersuchung, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Maschine war strikt auf Kurs

Die ukrainische Fluggesellschaft, deren Passagiermaschine abgeschossen wurde, hat Andeutungen zurückgewiesen, wonach das Flugzeug von seiner normalen Route abgewichen sein könnte. Der Jet sei strikt auf Kurs gewesen, sagte der Vizepräsident der Airline am Samstag. Vor dem Start habe es keine Warnung aus Teheran über eine mögliche Bedrohung gegeben. Der Iran hätte den Flughafen schließen sollen.

Der ukrainische Staatschef Selenskyj will heute Samstag gegen 16.00 Uhr MEZ mit dem iranische Präsident Rouhani telefonieren. Danach soll eine Videobotschaft Selenskyjs veröffentlicht werden, in dem er über die aktuelle Lage nach dem Raketenabschuss der Passagiermaschine durch den Iran informiert 

Im Iran stieß das Einräumen des Abschusses nach tagelangen Leugnen jedweder Schuld auch auf Kritik. "Es ist eine nationale Tragödie. Die Art, wie sie gehandhabt wurde und mehr noch, wie Behörden das bekannt gegeben haben, ist noch tragischer", sagte der als moderat geltende Geistliche Ayatollah Ali Ansari nach einem Bericht der halboffiziellen Nachrichtenagentur ILNA. Viele Iraner fragten in sozialen Medien, warum der Flughafen Teherans nicht geschlossen worden sei, nachdem die iranische Armee zwei US-Stützpunkte im Irak mit Raketen beschossen hatte.

In einigen Tweets wurde Außenminister Mohammad Javad Zarif zum Rücktritt aufgefordert. "Dies ist die Endstation, Herr Minister! Sie ruinieren alles", twitterte etwa Bita Razaqi unter dem Account @bitarazaqi. Zarif hatte den USA vorgeworfen, den Absturz für Propaganda gegen den Iran auszunutzen. Auch am Samstag gab er dem Erzfeind eine Mitschuld an dem Abschuss.

Insbesondere die USA und Kanada äußerten verstärkt den Verdacht, dass die Absturzursache ein versehentlicher Raketenbeschuss gewesen sein könnte. Doch noch am Freitag wies der Iran dies vehement als "psychologische Kriegsführung" zurück. Die zivile Luftfahrtbehörde des Iran hatte am Donnerstag überraschend schnell einen vorläufigen Bericht vorgelegt, worin von einem technischen Problem kurz nach dem Start die Rede war.

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