Immer mehr Tote: Krieg um Berg-Karabach weitet sich aus
ERIWAN/BAKU. Trotz internationaler Friedensappelle weiten sich die seit drei Tagen tobenden Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan aus.
Beide Seiten warfen sich gestern gegenseitig vor, auch Gebiete deutlich jenseits der umkämpften Region Berg-Karabach unter Beschuss zu nehmen. Es gab erneut Tote und Schwerverletzte.
Das Ausmaß der Kampfhandlungen habe eine neue Stufe erreicht, verlautete aus dem armenischen Verteidigungsministerium. Laut armenischen Angaben habe die Türkei rund 4000 Kämpfer aus Nordsyrien nach Aserbaidschan geschickt und gestern mit einem F-16-Kampfflugzeug einen einen armenischen Kampfjet abgeschossen. So sei auch das armenische Militär gezwungen, Waffensysteme mit größerer Schlagkraft einzusetzen, hieß es.
- Video: UNO-Sicherheitsrat soll über Kämpfe in Berg-Karabach beraten
Aserbaidschans Präsident Alijew wiederum wies alle Vorwürfe zurück und bekräftigte die Absicht, das Berg-Karabach zurückzuerobern. Er warf der internationalen Gemeinschaft "zuviel Geduld" mit Armenien vor. Seit 30 Jahren reagiere Armenien nicht auf Resolutionen der UNO, sich aus dem besetzten Gebiet Aserbaidschans zurückzuziehen, sagte er in Baku.
Unterdessen laufen die diplomatischen Bemühungen um eine Waffenpause auf Hochtouren: Nicht nur Deutschlands Kanzlerin Merkel forderte beide Seiten zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. "Ich bin sehr beunruhigt über die Todesfälle", sagte auch UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. Auch der UN-Sicherheitsrat beschäftigte sich gestern Nacht mit dem Konflikt. Denn international wächst die Befürchtung, dass sich die Kämpfe in der Region ausweiten könnten. Im Südkaukasus ringen Russland und die Türkei um Einfluss.
Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach mit geschätzt mehr als 145.000 Einwohnern gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Seit Sonntag gibt es dort wieder blutige Kämpfe. Baku hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kontrolle über das Gebiet verloren. Seit 1994 gilt in der von christlichen Karabach-Armeniern bewohnten Region eine Waffenruhe. Das völlig verarmte Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, die dort Tausende Soldaten sowie viele Waffen stationiert hat. Das öl- und gasreiche und militärisch hochgerüstete Aserbaidschan wiederum hat die Türkei als verbündeten Bruderstaat.
Über die armenische Terrortruppe schreibt niemand etwas!
Sehr einseitige Berichterstattungen!
https://rp-online.de/politik/deutschland/vor-export-des-kaukasus-konfliktes-nach-deutschland-gewarnt_aid-52417381