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Im EU-Parlament gab es nach dem letzten Akt im Brexit-Drama Tränen

Von Sylvia Wörgetter, 30. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Im EU-Parlament gab es nach dem letzten Akt im Brexit-Drama Tränen
Bewegender Abschied für die Briten im EU-Parlament Bild: APA/AFP/JOHN THYS

BRÜSSEL. Der Austrittsvertrag wurde ratifiziert – die 73 britischen Abgeordneten packten ihre Koffer

Eigentlich wollte Brüssel den letzten Akt im Scheidungsdrama so nüchtern wie möglich halten: kein feierliches Einholen des Union Jack, nichts, was den Brexit-Fans Gelegenheit zum Triumph gegeben hätte. Doch Gefühle lassen sich nicht einfach unterdrücken. Viele EU-Abgeordnete hatten Tränen in den Augen, als es am Mittwoch im Parlament ans Abschiednehmen ging.

Es war der letzte formelle Akt im Brexit-Drama. "It’s not goodbye, it’s au revoir", gaben die Sozialdemokraten ihren britischen Kollegen tröstend mit auf den Weg. Dabei wissen alle: Ein Wiedersehen unter EU-Mitgliedern wird es mit den Briten so schnell nicht geben. In der Nacht auf Samstag, um Mitternacht in Brüssel, um 23 Uhr in London, wird Großbritannien die Union verlassen.

Große Mehrheit für Abkommen

Das stimmt nicht nur den Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses im EU-Parlament, David McAllister, traurig. Im großen Plenarsaal erfolgte der letzte Akt in dem Drama, das seit dem Brexit-Referendum im Sommer 2016 die Union beherrschte. Kurz vor 19 Uhr stimmten 621 Abgeordnete für den Austrittsvertrag, 49 dagegen, 13 enthielten sich der Stimme.

Für die 73 britischen Abgeordneten heißt es Abschied nehmen. Die meisten hatten bereits vor dem Beschluss ihre Büros geräumt. Darunter fanden sich Veteranen wie der Labour-Mandatar Richard Corbett, der seit 1996 sein Land in Brüssel vertrat, aber auch Neulinge, die erst nach den EU-Wahlen im Mai eingezogen waren. Zum Farewell stimmten die Abgeordneten das alte Lied "Auld Lang Syne" an. Es gilt als traditionelle Abschiedsweise.

Auszug mit dem Dudelsack

"Nehmt Abschied, Brüder!", wie die deutsche Bezeichnung lautet, wird traditionell zum Ende eines alten Jahres gesungen. Hier galt es dem Ende von 47 Jahren britischer Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

Die Abgeordneten der schottischen Nationalpartei, die zu den Grünen gehörten, ließen sich von einem Dudelsackpfeifer ins Freie begleiten. Zu den Klängen der Europahymne "Ode an die Freude", auch wenn vielen zum Heulen war.

Nur Brexit-Cheerleader Nigel Farage von der britischen Brexit-Partei und seine Truppe sahen einen "Traum vollendet", wie der Parteichef meinte. Und da gehe es mitnichten gegen Europa, betonte eine Kollegin. Vielmehr sei mit dem Brexit endlich der Wille des britischen Volkes geachtet worden, der so viele Jahrzehnte lang unterdrückt worden sei.

Farage meinte, er kenne niemanden, der sich wegen des Brexits Sorgen mache. Es sei nur der erste Stein, der aus der Mauer des europäischen Projektes herausgelöst werde. Guy Verhofstadt, Brexit-Berichterstatter im Parlament, erinnerte daran, dass die Briten in zwei Weltkriegen "ihr Blut vergossen haben, um Europa zu befreien". Er dankte einer "großartigen Nation".

Selbstkritisch an die Adresse der EU meinte er: "Der Brexit hat nicht vor dreieinhalb Jahren begonnen, sondern vor langer Zeit, als wir damit angefangen hatten, dem Vereinigten Königreich Ausnahmen zu gewähren." Das habe die Europäische Union ineffizient gemacht: "Der Brexit ist auch auf das Versagen der Union zurückzuführen."

Vorerst ändert sich nichts

Ändern wird sich freilich vorerst nichts. Großbritannien wird zwar weder Sitz noch Stimme in der EU haben, bis Jahresende aber trotzdem alle Regeln und Vorschriften einhalten. Bis 1. Jänner 2021 wollen Brüssel und London einen umfassenden Handelsvertrag abschließen, um die künftigen Beziehungen zu klären.

Leicht wird das nicht. Der britische Premierminister Boris Johnson will wie seine Vorgängerin Theresa May nur die Rosinen aus dem Kuchen: freien Marktzugang, aber keine Verpflichtungen, EU-Standards einzuhalten. Aus Brüsseler Sicht ist das ein Ding der Unmöglichkeit.

Im Parlament mischte sich aber Zuversicht in all die Wehmut. Oft war zu hören, dass Großbritannien zwar auf lange Zeit, aber nicht auf ewig Europa den Rücken kehre. "Wir werden euch immer lieben und wir werden nie weit weg sein", versprach Kommissionschefin Ursula von der Leyen.

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Autorin
Sylvia Wörgetter
Brüssel-Korrespondentin

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7  Kommentare
7  Kommentare
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( Kommentare)
am 30.01.2020 15:40

Europa wurde durch die Briten nicht zu dem Europa, zu dem es immer schon geplant war, ein Freies Bündnis unterschiedlicher Kulturen mit gegenseitiger Akzeptanz. Großbritannien hat sich nie als ein Teil dieses gemeinsamen Europas gefühlt. Großbritannien fühlte sich immer und fühlt sich jetzt erst recht wieder als ein eigener Kontinent.
Europa hat jetzt die Chance zu einer gemeinsamen Einheit zu werden. Europa muss diese Chance jetzt für sich nutzen und nicht bei den weiteren Verhandlungen daran denken, ob die Briten doch wieder zurückfinden könnten.

Nein, aus is vorbei is und goar ist's weil's woa ist. Europa wurde durch diesen Brexit jahrelang blockiert jetzt gilt es für die Verantwortlichen nur mehr an einem gemeinsamen Europa zu arbeiten. Lange genug haben wir uns das Brexit Theater anschauen müssen. Lange genug hat Europa darunter gelitten. Jetzt heißt es einzig an der Zukunft Europas, ohne Großbritannien zu arbeiten.
Weil, aus is vorbei is und goar ist's weil's woa ist.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.01.2020 13:35

Selbstkritisch an die Adresse der EU meinte er: "Der Brexit hat nicht vor dreieinhalb Jahren begonnen, sondern vor langer Zeit, als wir damit angefangen hatten, dem Vereinigten Königreich Ausnahmen zu gewähren." Das habe die Europäische Union ineffizient gemacht: "Der Brexit ist auch auf das Versagen der Union zurückzuführen."

steht im Artikel

S T I M M T !!!

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hasta (2.848 Kommentare)
am 30.01.2020 10:20

Der Anfang vom Ende der EU! Wer ist der nächste Austrittskanditat?

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( Kommentare)
am 30.01.2020 10:45

We'll see. Suicide is painless.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 30.01.2020 07:59

"It’s not goodbye, it’s au revoir"

... das wird nicht möglich sein, denn die EU besteht nicht so lange!

Die Briten weinen nur um das leicht verdiente Geld im EU-Parlament, welches ihnen vor die Füße geschmissen wurde und so leicht nicht mehr in GB zu verdienen ist.

GB wird allen beweisen müssen, dass es "draußen" besser ist als in dieser "Vorschriften" - EU und wenn sie erfolgreich sind, werden Nachfolger finden!

Der Rest der Nettozahler, die noch kreditwürdig sind und mehr einzahlen als sie herausbekommen, ist sehr begrenzt, wir gehören leider dazu!

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Ottokarr (1.722 Kommentare)
am 30.01.2020 09:52

Na super - es gibt keinen Vertrag und die EU entlässt sie aus ihren verpflichten ab 2021 -super !!! Die EU gibt wieder ein Druckmittel aus der Hand bei denn Verhandlungen ! GB vergisst halt eins - es ist kein Weltreich mehr sondern nur ein mittelgroßer Staat mit wenig Industrie -ich bezweifle das sie bessere Handelsverträge als die EU aushandeln kann !!

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.327 Kommentare)
am 30.01.2020 14:29

Im bisherigen Vertrag sind Zahlungsverpflichtungen enthalten, für "Folgekosten" des Beitrittszeitraums.

Jetzt geht es "nur" noch um Ausgestaltung der zukünftigen Beziehung.

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