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Hunderte Festnahmen bei Frauenprotesten in Weißrussland

Von nachrichten.at/apa, 19. September 2020, 17:22 Uhr
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Bildergalerie Hunderte Festnahmen bei Protesten in Weißrussland
Bild: afp

MINSK. Bei Frauenprotesten gegen den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko haben Polizisten am Samstag in Minsk Hunderte Menschen festgenommen.

Die Sicherheitskräfte stellten sich den Frauen in den Weg und zerrten sie in Einsatzfahrzeuge, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Rund 2.000 Frauen nahmen an dem Protestzug unter dem Titel "Glitzermarsch" teil.

Sie trugen die rot-weißen Fahnen der Protestbewegung sowie glitzernde Accessoires. "Wir vergessen nicht! Wir vergeben nicht!" und "Lukaschenko w Awtosak" - zu Deutsch: "Lukaschenko, in den Gefangenentransporter", skandierten die Demonstrantinnen am Samstag am zentralen Komarowski-Markt. An mehreren Stellen standen Gefangenentransporter bereit. Autofahrer hupten den Frauen solidarisch zu, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete.

Wie am Samstag vor einer Woche kam es einmal mehr zu zahlreichen Festnahmen. Die Frauen schrien laut und riefen "Posor!" ("Schande!"). Auch die 73 Jahre alte Nina Baginskaja, eine Veteranin der Protestbewegung und eine seit ihrem Kampf gegen die Kommunisten zu Sowjetzeiten bekannte Dissidentin, wurde in einen Transporter gezwungen. Vor einer Woche waren maskierte Uniformierte ohne Erkennungszeichen das erste Mal mit brutaler Gewalt gegen die Frauen vorgegangen. Es gab damals mehr als 100 Festnahmen.

Seit der Präsidentenwahl am 9. August kommt es in Weißrussland täglich zu Protesten. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren im Amt zum Wahlsieger erklären lassen. Der 66-Jährige strebt eine sechste Amtszeit an. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin.

Der "Marsch der weiblichen Solidarität", wie er hieß, war am Samstag zunächst ohne Polizeieinsatz durch mehrere Straßen gezogen. "Lang lebe Belarus!", riefen Frauen, während sie die historischen weiß-rot-weißen Fahnen trugen. Teils spannten sie Regenschirme in den Farben der Revolution auf, weil Sicherheitskräfte die Fahnen immer wieder beschlagnahmen. Die Dissidentin Baginskaja verlor am Samstag ihre inzwischen siebente Fahne - sie näht die Teile selbst.

Die Demonstrantinnen fordern Neuwahlen ohne Lukaschenko, die Freilassung aller politischen Gefangenen und die strafrechtliche Verfolgung der Polizeigewalt. Auch in anderen Städten des Landes waren die Frauen wie an den vergangenen Samstagen aufgerufen, friedlich gegen "Europas letzte Diktatur" zu demonstrieren. Das teilten die Organisatorinnen von Girl Power Belarus in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram mit.

Tichanowskaja lobte aus ihrem Exil in der EU den Mut der Frauen. "Sie gehen, obwohl ihnen ständig Angst gemacht und Druck auf sie ausgeübt wird", teilte die 38-Jährige mit. Zugleich warf sie dem "Regime" Lukaschenkos einen neuen Tiefpunkt vor, in dem es nun auch Kinder instrumentalisiere. Die Behörden hatten den sechsjährigen Sohn der Minsker Aktivistin Jelena Lasartschik am Freitag in ein Heim gesteckt. Hunderte Menschen forderten am Samstag vor der Einrichtung, den Eltern ihren Sohn zurückzugeben. Lasartschik verließ mit dem Kind am Vormittag das Heim - unter "Hurra"-Rufen und Applaus der Menge. Der Fall war auch Thema bei dem Frauen-Protest am Samstag.

Schockiert reagierte der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki. Wieder nutze die Führung des Landes Kinder als "politische Geiseln". Die Praxis ist bekannt aus kommunistischen Zeiten der Sowjetunion, als versucht wurde, den politischen Willen von Frauen auf diese Weise zu brechen. "Diese Barbarei muss aufhören", schrieb der polnische Politiker bei Twitter.

Im Wahlkampf hatte auch Tichanowskaja berichtet, dass ihr gedroht worden sei, ihre Kinder zu verlieren. Sie hatte Sohn und Tochter daraufhin in das benachbarte EU-Nachbarland Litauen bringen lassen. Auch ihre Mitstreiterin Viktoria Zepkalo hatte ihre Kinder auf diese Weise vor dem Zugriff der Behörden geschützt.

"Sie versuchen, uns vor die Wahl zu stellen: entweder den eigenen Kindern treu zu sein oder dem Land", schrieb Tichanowskaja in einer Mitteilung. Aber solche Absichten liefen ins Leere, weil die Entschlossenheit der Frauen unterschätzt werde. "Es gibt nichts Stärkeres als eine Mutter, die um die Zukunft ihres Kindes, ihrer Familie und ihres Landes kämpft." Tichanowskaja hatte so ihre Kandidatur bei der Präsidentenwahl begründet: Sie wolle bis zum Schluss für ein Leben in Freiheit für ihre Kinder in Weißrussland kämpfen.

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11  Kommentare
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GunterKoeberl-Marthyn (17.942 Kommentare)
am 20.09.2020 10:38

Diese Polizisten in Weißrussland haben verlernt, selbständig zu denken, sie gehorchen wie Roboter den falschen Befehlen und sind eigentlich selber Opfer geworden, so schließt sich der Kreis in einer Diktatur! Diese Bilder auf europäischen Boden sind erschütternd, die Bilder zeigen auch die unschuldigen und hübschen Frauen und ich habe Angst um sie, das sind echte Peiniger und weiteres will ich gar nicht denken!

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Elenakaya (2.853 Kommentare)
am 20.09.2020 12:57

Die Bilder der Anti Corona Massnahmen Demonstrationen in Deutschland waren die gleichen.

Es gab dreihundert brutalste Festnahmen durch die deutsche Polizei mit hunderten Verletzten.

Gegen die vier deutschen Polizisten die eine Demonstranrin halb tot geprügelt haben blieb ihre Empörung aus.

Aber wahrscheinlich filtert ihre ideologische Blase die internationale Berichterstattung entsprechend.

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 20.09.2020 15:22

Besonders die hübschen Frauen haben es dem alten gailen Troll angetan, weniger hübsche sind also weniger wert ?

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GunterKoeberl-Marthyn (17.942 Kommentare)
am 21.09.2020 10:21

Bitte genau lesen, die "Unschuldigen" und "hübschen" Frauen, damit sind alle Frauen gemeint, die hier Opfer der Gewalt werden. Lassen wir immer einen kleinen Freiraum und werden wir nicht so pingelig! Die Wortwahl "Dem alten geilen Troll" freut und ehrt mich sogar, noch im Leben beteiligt zu sein. Wir dürfen auch heiter sein, wenn wir Probleme ansprechen, das Lockert und man findet leichter eine Lösung! Schönen Wochenstart und Gesund - und Heiterkeit! Dein Oida

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 21.09.2020 17:56

Passt! 👍

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Gruenenfreundin (3.291 Kommentare)
am 20.09.2020 09:02

Wieder mal Russen-Bashing im Auftrag der im Hintergrund die Medien bestimmenden, sich selbst als ach so edel darstellenden Amerikaner?

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 19.09.2020 19:35

Wieder will ein Land, wie auch die Ukraine, mit allen Mitteln in die EU- wo ja bekanntlich Milch und Honig im Überfluss vorhanden sind.

Putin wird das verhindern, mit allen Mitteln !

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LASimon (11.221 Kommentare)
am 20.09.2020 12:04

Woher nehmen Sie diese Behauptung? Lukaschenko kokettierte mit der EU - wie einst Janukowitsch. Dieser wollte damit Putin zu besseren Bedingungen "motivieren". Was jener will, weiss ich nicht. Die Opposition hat bis jetzt keine Bewegung in Richtung EU gemacht. Im Gegenteil: Sie haben die wichtigen Beziehungen zu RU betont.

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jopc (7.371 Kommentare)
am 19.09.2020 18:37

Es wäre ein Jux wenn Lukaschenko Neuwahlen ausrufen würde um die Lage zu beruhigen.
Zusätzlich Wahlbeobachter einladen.
Und wenn er trotzdem die Wahl mit 70% gewinnen würde.
Wird aber nicht eintreten.
Weil er keine Newahlen ausrufen wird, obwohl es politisc klug wäre. Weil es dem Rest der Welt den Wind aus den Segeln nehmen würde.
Außerdem wird der Westen keine Wahlbeobachter schicken. Schließlich müßte man womöglich eine korrekte Wahl melden.

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ReaderI (1.675 Kommentare)
am 19.09.2020 19:19

Wer's glaubt.....

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fastlinzer (990 Kommentare)
am 20.09.2020 08:25

Korrekte Wahl? LOL Hatten Sie einen Tagtraum?

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