Herzog: "Wir dürfen in Gaza kein Vakuum hinterlassen"

TEL AVIV. Israels Präsident fürchtet sonst ein Wiedererstarken der Hamas
Während die Kämpfe im Gazastreifen in aller Härte weitergeführt werden, wird in Israel über eine mögliche Nachkriegsordnung debattiert. Es dürfe "kein Vakuum" entstehen, sagte Israels Präsident Jitzhak Herzog in einem Interview mit der "Financial Times". Es müsse dort in Zukunft eine "sehr starke Kraft" verbleiben, um ein Wiedererstarken der islamistischen Terrororganisation Hamas zu verhindern.
Wie diese Kraft aussehen könnte, ließ er jedoch offen. Herzog sagte, er gehe davon aus, dass die USA und "unsere Nachbarn in der Region" in der Nachkriegsordnung eine Rolle spielen würden.
Zu den hohen Opferzahlen bei dem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen sagte Herzog: "Ich sorge mich um die palästinensischen Todesfälle, es bricht mir das Herz." Er erinnere sich jedoch immer daran, dass er vor allem die Sicherheit seines eigenen Volkes verteidigen müsse. Israels Hauptziel sei gegenwärtig die Befreiung der rund 240 Geiseln aus der Gewalt der Hamas und anderer Terroristen.
Gestern hat die israelische Armee nach eigenen Angaben die "operative Kontrolle" über den Hafen der Stadt Gaza übernommen. Bei dem Militäreinsatz mit Unterstützung der Marine und der Luftwaffe seien zehn Terroristen getötet worden, teilte die Armee mit. Bei dem Einsatz seien zehn Tunnelschächte und weitere Terror-Infrastruktur zerstört worden, hieß es weiter.
Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben im Gazastreifen auch das Haus des Hamas-Chefs Ismail Hanija an. Das Gebäude sei als Terror-Infrastruktur benützt worden und habe oft als Treffpunkt für ranghohe Hamas-Führer gedient, teilte das israelische Militär mit.
Netanjahu unter Druck
Israels Oppositionsführer Jair Lapid hat ein Abtreten von Regierungschef Benjamin Netanjahu gefordert. Netanjahus Likud, die größte Partei, solle einen neuen Ministerpräsidenten wählen, und gemeinsam werde man an die Arbeit gehen, schrieb Lapid gestern auf der Plattform X, vormals Twitter. "Die Zeit ist gekommen – wir brauchen eine nationale Regierung des Wiederaufbaus."
Die Likud-Partei wies die Aussagen Lapids zurück. Sie warf ihm vor, eine Regierung anzustreben, die einen Palästinenserstaat aufbauen werde.