Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Erdogan versucht mit massiver Regierungsumbildung den Neustart

Von nachrichten.at/apa, 04. Juni 2023, 07:26 Uhr
Erdogan vereidigt
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (re.) beim Handschlag mit seinem neuen Vize Cevdet Yilmaz. Bild: ADEM ALTAN (AFP)

ANKARA. Mit versöhnlichen Tönen und einer massiven Regierungsumbildung versucht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen politischen Neustart. "Lassen Sie uns die Ressentiments und den Ärger des Wahlkampfs beiseite legen", sagte Erdogan am Samstag nach seiner Vereidigung durch das Parlament in Ankara.

Am Abend stellte Erdogan sein neues Kabinett vor, mit dem angesehenen Ökonomen Mehmet Simsek als Finanzminister. Dies wird als Abkehr von der bisherigen Inflationspolitik gewertet.

Bei seiner Angelobung vor den 600 Parlamentsabgeordneten hatte Erdogan versprochen, "seine Pflicht unparteiisch zu erfüllen". Der 69-Jährige hatte sich am vergangenen Sonntag in der Stichwahl mit 52 Prozent der Stimmen gegen den sozialdemokratischen Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu durchgesetzt.

"Ich schwöre, als Präsident all meine Kraft einzusetzen, um die Existenz und Unabhängigkeit des Staates zu schützen", sagte der Präsident in der live vom türkischen Fernsehen übertragenen Zeremonie. Erdogan versprach, nicht von der Rechtsstaatlichkeit und den säkularen Grundsätzen der vor 100 Jahren vom ersten Staatspräsidenten Mustafa Kemal Atatürk gegründeten Republik abzuweichen. Nach der Vereidigung erhoben sich Erdogans Anhänger und applaudierten minutenlang. Einige Oppositionsabgeordnete weigerten sich hingegen, aufzustehen.

"Neue Ära" ausgerufen

Bei strömendem Regen begab sich Erdogan vom Parlament zum Mausoleum des Republikgründers Atatürk, wo er eine "neuen Ära" ausrief und versprach, die nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar aus der betroffenen Region geflohenen Menschen "so schnell wie möglich nach Hause zu bringen". Bei dem Erdbeben waren mindestens 50.000 Menschen ums Leben gekommen, rund drei Millionen Menschen hatten ihre zerstörten Städte verlassen.

In seinem gigantischen Präsidentenpalast auf einem Hügel in Ankara hielt Erdogan anschließend eine überraschend versöhnliche Rede. Er erwarte von der Opposition, "dass sie mit Verantwortungsbewusstsein für das Wohlergehen und die Demokratie der Türkei eintritt". Erdogan forderte "die Parteien", aber auch "Journalisten, Schriftsteller, die Zivilgesellschaft und Künstler" auf, "sich mit dem nationalen Willen zu versöhnen". Die zehntausende Vertreter dieser Gruppen, die derzeit im Gefängnis sitzen, erwähnte er nicht.

Mit seiner Frau Emine an seiner Seite versprach Erdogan weiter, alle 85 Millionen Einwohner der Türkei "zu umarmen, unabhängig von ihren politischen Ansichten, ihrer Herkunft und ihrem Glauben (...)". "Die Türkei braucht Einigkeit und Solidarität mehr denn je", fügte der Präsident hinzu.

Staats- und Regierungschefs bei Amtseinführung

Mehrere Staats- und Regierungschefs sowie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wohnten der Amtseinführung bei. Stoltenberg saß beim festlichen Abendessen in der ersten Reihe. Er will während seines Besuchs in Ankara Erdogan dazu bewegen, seinen Widerstand gegen den NATO-Beitritt Schwedens aufzugeben. Das skandinavische Land hatte seinen Ex-Premier Carl Bildt nach Ankara geschickt, um gute Stimmung für den NATO-Beitritt zu machen.

Zu Erdogans Gästen zählte - trotz der seit Jahrzehnten schwer belasteten Beziehungen zwischen beiden Ländern - der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan. Als traditioneller Verbündeter der Türkei war auch Paschinjans aserbaidschanischer Erzrivale, Präsident Ilham Alijev, nach Ankara gekommen, ebenso wie der ungarische Regierungschef Viktor Orban, der wie Erdogan den NATO-Beitritt Schwedens blockiert. Ebenfalls anwesend waren der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro sowie die Staatsoberhäupter zahlreicher afrikanischer Staaten, darunter Ruanda, Somalia, Südafrika und Algerien - ein Beleg der aktiven Diplomatie der Türkei auf diesem Kontinent.

Neue Regierung vorgestellt

Nach dem Abendessen stellte Erdogan seine neue Regierung vor. Der Großteil der Ministerposten wurde neu bestellt, wobei die Rückkehr von Ex-Finanzminister Simsek besondere politische Relevanz haben dürfte. Seine Ernennung zum Finanzminister wird als Signal gewertet, dass Erdogan von seiner mit wirtschaftlicher Logik nicht in Einklang zu bringenden Zinspolitik ablässt. Der Präsident hatte jahrelang trotz explodierender Teuerung an niedrigen Zinsen festgehalten, um damit die Wirtschaft anzukurbeln. Die Folge war eine weitere Abwertung der Landeswährung Lira und ein massiver Wohlstandsverlust, was Erdogan fast den neuerlichen Sieg bei der Präsidentenwahl kostete. Simsek gilt als Vertreter einer orthodoxen Finanz- und Wirtschaftspolitik, der Erdogans Niedrigzinspolitik aufgeben dürfte.

Mehr zum Thema
TOPSHOT-TURKEY-POLITICS-GOVERNMENT
Außenpolitik

Erdogan für dritte Amtszeit vereidigt

ANKARA. Nach seiner Wiederwahl ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für eine weitere fünfjährige Amtszeit vereidigt worden.

Erdogan brachte zudem enge Vertraute auf wichtige Posten. So wird Geheimdienstchef Hakan Fidan neuer Außenminister. Mevlüt Cavusoglu muss damit nach zehn Jahren als Chefdiplomat seinen Hut nehmen. Neuer Verteidigungsminister wird Erdogans bisheriger Stabschef Yasar Güler, neuer Innenminister der bisherige Istanbuler Gouverneur Ali Yerlikaya. Einzige Frau im Kabinett ist die neue Familienministerin Mahinur Özdemir Göktas.

Die neuen Parlamentsmitglieder waren bereits im ersten Wahldurchgang am 14. Mai gewählt und am Freitag vereidigt worden. Erdogans Regierungsbündnis behält nach der Wahl die Mehrheit in der Nationalversammlung.

Der islamisch-konservative 69-Jährige lenkt seit 20 Jahren die Geschicke des Landes: seit 2003 als Ministerpräsident, ab 2014 als Präsident. Erdogan regiert über die Jahre hinweg zunehmend autoritär; Kritiker werfen ihm die Unterdrückung der Opposition vor. Vor der Präsidentenwahl hatte er jedoch gesagt, dass dies seine letzte Amtszeit sein werde.

mehr aus Außenpolitik

Die Jury im Prozess um Schweigegeld gegen Donald Trump steht

Trotz Israels Vergeltungsschlag stehen die Zeichen zunächst auf Deeskalation

EU: Weniger Bürokratie, mehr Kooperation

Explosionen nahe Isfahan gemeldet - Iran schoss Drohnen ab

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Gugelbua (31.914 Kommentare)
am 04.06.2023 17:41

nur Makulatur, der milliardenschwere Erdogan-Clan beherrscht die Diktatur,
Kritiker verschwinden auf nimma wiedersehen😵‍💫

lädt ...
melden
antworten
kave84 (3.048 Kommentare)
am 04.06.2023 16:52

Bestimmt verzeiht man ihm, dass er langsam aber sicher tausende unschuldige Menschen im Gefängnis umbringt - weil es ja sowieso nur ums Geschäft geht.
Das weiß der Erdogan natürlich.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen