Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Ein eingefrorener Konflikt im Kaukasus eskaliert

Von Stefan Scholl, 28. September 2020, 00:04 Uhr
Ein eingefrorener Konflikt im Kaukasus eskaliert
Generalmobilmachung in der armenischen Hauptstadt Jerewan Bild: Reuters

Nach Artillerie-Gefechten um die Enklave Berg-Karabach droht offener Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan.

Zwei Panzer kriechen durch die Steppe, hinter ihnen gehen Soldaten. Dann schlägt eine Rakete ein, eine Explosion ist zu sehen – und einer der Panzer verschwindet in einer Qualmwolke. Das Video, das aserbaidschanische Truppen unter Beschuss zeigt, veröffentlichte das armenische Verteidigungsministerium gestern.

Der seit Jahrzehnten ungelöste Konflikt zwischen den Kaukasusstaaten Armenien und Aserbaidschan um die Enklave Berg-Karabach droht wieder ein offener Krieg zu werden. Armenien rief gestern die Generalmobilmachung aus. Alle Wehrpflichtigen hätten sich bei ihren Militärkommissionen zu melden.

Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew berichtete in einer TV-Ansprache von Kampfhandlungen und getöteten aserbaidschanischen Soldaten und Zivilisten. "Ihr Blut bleibt nicht ungesühnt."

Propagandistisch ist der Krieg im vollen Gang. Armenische Militärsprecher verkündeten den Abschuss von zwei gegnerischen Hubschraubern, drei Panzern und 14 Drohnen. Die Gegenseite gab nur den Verlust eines Hubschraubers zu, meldete seinerseits die Einnahme von sechs Dörfern und die Vernichtung von 12 Flak-Raketenwerfern der Armenier.

Karabach von Armenien besetzt

Schon im Juli hatte es Grenzgefechte gegeben. Jetzt konzentrieren sich die Kämpfe wieder auf Berg-Karabach. 1988 war in dem mehrheitlich armenischen Bezirk der damaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan ein blutiger Kleinkrieg ausgebrochen. Nach Gemetzeln auf beiden Seiten vertrieben die christlichen Armenier außer den aserbaidschanischen Kämpfern auch die muslimische Zivilbevölkerung. Seitdem fordert Baku die Rückgabe Berg-Karabachs und eines Landkorridors.

Mehrere Verhandlungsrunden unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und Moskaus scheiterten.

Für einen offenen Krieg hätte Aserbaidschan an der Grenze zwei Drittel seiner Streitkräfte versammeln müssen, schreibt die Moskauer Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" unter Berufung auf Militärexperten. "Davon ist nichts zu sehen." Aber das durch Öl- und Gasexporte reich gewordene Aserbaidschan rüstet seit Jahrzehnten auf. Sein Militärhaushalt beträgt laut dem Portal "Global Firepower" 2,8 Milliarden Dollar, jener Armeniens nicht einmal die Hälfte. Die Armee Aserbaidschans umfasst 126.000 Soldaten und 570 Panzer, der Nachbar hat 45.000 Mann und 110 Panzer.

Armenien besitzt laut Global Firepower praktisch keine Kampfjets, gehört aber zum russisch geführten Bündnis OVKS. Moskau unterhält zudem in der Stadt Gjumri einen Militärstützpunkt, wo auch MiG-Jets stationiert sind. "Wenn es Krieg gibt", sagt der Moskauer Politologe Aschdar Kurtow, "wird sich Russland nur schwer heraushalten können." Ein OVKS-Sprecher rief gestern zu einer friedlichen Lösung auf.

mehr aus Außenpolitik

Lukaschenko konterkariert Putins Aussagen über die Terroristen

Cannabisgesetz in Deutschland unterzeichnet

Frankreich: Keine Diskriminierung wegen der Frisur

Warschau beruft Eurokorps-Kommandant wegen Spionage-Ermittlungen ab

Autor
Stefan Scholl
Russland-Korrespondent
Stefan Scholl
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
hanix (666 Kommentare)
am 28.09.2020 11:51

Ob in Syrien, im Mittelmeer im Bereich der griechischen Inseln oder im Kaukasus, steckt immer ein Land mit seiner Politik dahinter. Im Hintergrund agiert Erdogan, der mit seiner Politik nirgends reüssiert hat und nunmehr mit einem Krieg im Kaukasus versucht bei seiner Bevölkerung zu punkten. Bereits das alte Russland hat sich in diesem Gebiet behaupten können. Russland betreibt aber auch eine freundschaftliche Politik gegenüber Aserbeidschan mit umfangreichen Waffenlieferungen. Die Türkei wartet darauf in Armenien einmarschieren zu können und wollte dies bereits einmal....!

lädt ...
melden
antworten
Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 28.09.2020 11:24

Ich denke, Europa treibt auf dieselben internen Kriege zu. Die politmedial Herrschenden haben die Verwandlung Europas in ein stark orientalisch-islamisch geprägtes Mischgebilde durchgesetzt. Die 99,99%ig islamische und expansive Türkei unterstützt die Glaubensbrüder in Aserbeidschan und in Europa. Mit Ariel Muzicant erwarte ich den "Kampf der Kulturen in Europa, mit Gewalt!.

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 28.09.2020 10:36

Ein Diktator, der seine Felle davon schwimmen sieht und einen Putsch fürchtet, kann nur eins tun: seine Generale in den Krieg schicken.

Weder die Zeitungen noch die Fernsehstationen und die Politiker auch nicht - dürfen sagen, wer den Streit und das Feuer eröffnet hat.

Auch das Progrom an den Armeniern vor 100 Jahren kommt nirgends vor, auch in den Wikipedia-Beschreibungen nicht.

Ein Diktator, der seine Felle davon schwimmen sieht und einen Putsch fürchtet, kann nur eins tun: seine Generale in den Krieg schicken.

lädt ...
melden
antworten
Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 28.09.2020 11:21

Warum drücken Sie sich so kryptish aus, Jago? Sprechen Sie doch bitte Klartext!

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 28.09.2020 17:01

> kryptish

da habe ich mich DOCH ganz DEUTLICH ausgedrückt: alle öffentlichen Medien UNTERDRÜCKEN die NACHRICHTEN über die ZUSAMMENHÄNGE. Stattdessen schwelgen sie in der Zankerei zwischen Erdogan und Putin, als ob es sich da nur um eine Wirtshausrauferei zwischen den beiden drehen würde.

Meine Beiträge, meine Kommentare in einem Zeitungsforum sind Kommentare in einem Zeitungsforum.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen