Die Ukraine sanktioniert den russischen Patriarchen Kirill

KIEW / MOSKAU. Atomenergie-Inspektoren sind in Saporischschja eingetroffen
Die ukrainische Regierung hat für die kommenden zehn Jahre Sanktionen gegen den Moskauer Patriarchen Kirill I. und weitere sieben orthodoxe Geistliche aus Russland beschlossen. Eine entsprechende Verordnung hat das Ministerkabinett unterzeichnet. Diese werde nun vom Sicherheits- und Verteidigungsrat sowie von Präsident Wolodymyr Selenskyj geprüft, berichtete Kathpress am Mittwoch.
"Die russisch-orthodoxe Kirche unterstützt Russlands Krieg gegen das ukrainische Volk und segnet täglich Kriegsverbrechen gegen Ukrainer", sagte der ukrainische Kulturminister Olexandr Tkatschenko. Jeder, der daran beteiligt sei, solle zur Rechenschaft gezogen werden. Kiew will alle ukrainischen Vermögenswerte der acht Geistlichen einfrieren und ihnen Handelsgeschäfte in der Ukraine verbieten. Auch sollen sie nicht einreisen dürfen.
Expertenteam in Saporischschja
Die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind unterdessen in der südostukrainischen Großstadt Saporischschja eingetroffen. Der ukrainische Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom veröffentlichte am Nachmittag ein Video der Ankunft des Teams nach neun Stunden Fahrt aus Kiew. Die 14 Inspektoren unter der Leitung von IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi wollen heute im AKW Saporischschja bei Enerhodar eintreffen.
Die Stadt Saporischschja, Hauptstadt des gleichnamigen Gebiets, steht unter ukrainischer Kontrolle. Das AKW – 50 Kilometer Luftlinie, aber rund 120 Kilometer Fahrtweg von der Gebietshauptstadt entfernt – ist hingegen von Russland besetzt.
IAEA-Chef Grossi erläuterte nach seiner Ankunft das Ziel des geplanten Kontrollbesuchs im AKW Saporischschja folgendermaßen: Die Visite sei ein "technischer Einsatz", mit dem ein Nuklearunfall verhindert werden solle.
Einreise-Erschwernis für Russen
Die EU wird ein mit Russland 2007 geschlossenes Abkommen zur Erleichterung der Visa-Vergabe für Reisende vollständig aussetzen. Das kündigte EU-Außenbeauftragter Josep Borrell am Mittwoch nach Beratungen der Außenminister in Prag an. Der Schritt ist eine weitere Sanktion als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg.
Sie zielt darauf ab, EU-Staaten unkompliziert Einreisebeschränkungen für Russen zu ermöglichen sowie Kosten und Aufwand für Antragsteller zu erhöhen.
Gazprom-Rekordgewinn
41,6 Milliarden Euro: Der staatlich kontrollierte russische Gaskonzern Gazprom hat nach eigenen Angaben trotz der westlichen Sanktionen im ersten Halbjahr 2022 einen Rekordgewinn erwirtschaftet. Unterm Strich sei ein Ergebnis von 2,5 Billionen Rubel (umgerechnet 41,6 Milliarden Euro) gestanden, teilte der Staatskonzern in der Nacht auf Mittwoch mit.
Pipelines nach China: Mit dem Gewinn wolle man nun „strategische Investitionsprojekte“ vorantreiben, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. Konkret soll das Pipeline-Netz in Richtung China ausgeweitet werden. Auch eine Abzweigung in die Mongolei ist geplant.