Ukraine entdeckte zehn russische Folterkammern
KIEW/MOSKAU. Präsident Selenskyj verlangt umgehende Aufklärung – Russland verstärkte seine Raketenangriffe.
Die Berichte über grausame Folterpraktiken der russischen Truppen häufen sich. "Folter war eine weit verbreitete Praxis in dem besetzten Gebiet", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videobotschaft.
Es seien inzwischen mehr als zehn Folterkammern in verschiedenen Städten des befreiten Gebietes entdeckt worden, sagte Selenskyj. Er bezeichnete die vor einer Woche geflohenen russischen Besatzer als "Raschisten" und sagte, so hätten sich auch die "Nazis" verhalten. "Raschismus" vereint die Wörter Russland und Faschismus und wird von den Ukrainern neuerdings als Begriff für "russischen Faschismus" benutzt.
Wir werden die Identitäten aller ermitteln, die gefoltert und misshandelt haben, die diese Grausamkeiten von Russland hier auf ukrainisches Gebiet gebracht haben", sagte der 44-Jährige. Bei ihrer Flucht hätten die Besatzer Foltergeräte zurückgelassen. Ukrainische Behörden veröffentlichten Fotos, die Folterkammern und -geräte zeigen sollen.
"Tun Sie das nicht", warnt Biden
Russland bestreitet seit Kriegsbeginn gezielte Angriffe auf die Zivilbevölkerung und weist alle Foltervorwürfe zurück.
Doch um die ukrainische Gegenoffensive zu stoppen, verstärkte Moskau nach Angaben britischer Geheimdienste zuletzt seine Angriffe auf zivile ukrainische Ziele mit Langstreckenraketen. Dazu zähle etwa der Angriff auf einen Staudamm in der zentralukrainischen Industriestadt Krywyj Rih, heißt es im täglichen Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. Das Ministerium verweist auch auf Angriffe auf Anlagen für die Strom- und Trinkwasserversorgung: Diese Ziele böten zwar keinen unmittelbaren militärischen Gewinn, sie sollten jedoch die Moral des ukrainischen Volkes und der Regierung unterminieren.
Amerikas Präsident Joe Biden warnte unterdessen den russischen Präsidenten Wladimir Putin einmal mehr davor, nach den Rückschlägen in der Ukraine taktische Atom- oder Chemiewaffen einzusetzen. "Tun Sie das nicht, tun Sie das nicht, tun Sie das nicht! Es würde das Gesicht des Krieges verändern wie nichts sonst seit dem Zweiten Weltkrieg", erklärte Biden in einem Interview mit dem TV-Sender CBS.