Der andere Eurovision Contest
TEL AVIV. In Tel Aviv wird beim Song Contest um die Wette gesungen. In Brüssel geht es darum, wer in den nächsten fünf Jahren den Ton in Europa angibt.
Bühne frei für die Kandidaten: Vier Männer und zwei Frauen wollen einen der Spitzenjobs in Europa. Es geht um die Nachfolge von Jean-Claude Juncker als Kommissionspräsident. Die Fraktion, die bei den EU-Wahlen Ende kommender Woche die meisten Stimmen bekommt, soll den Chef oder die Chefin der Kommission stellen. Davon geht jedenfalls das "Spitzenkandidaten-Modell" des EU-Parlaments aus. Als "Preis" winkt die Leitung einer Behörde mit 28 Kommissaren und 30.000 Beamten, die als einzige Institution der EU Gesetzesvorschläge machen kann. Mittwochabend trafen die Bewerber im zum Eurovision TV-Studio umgewandelten Plenarsaal des EU-Parlaments aufeinander.
Manfred Weber (46): Der CSU-Politiker führt die Europäische Volkspartei in die Wahl. Er will der "Kommission eines neuen Starts" vorstehen. Zum Thema EU-Beitritt der Türkei kündigte er gestern in einem Interview mit der "Presse" an: "Sollte ich Kommissionspräsident werden, werde ich die Dienste anweisen, die Beitrittsgespräche zu beenden. Wir müssen da einen Schlussstrich ziehen." In der Frage Migration und wie weit hier traditionelle christliche Werte einbezogen werden sollen, sagte er: "Für jeden Christdemokraten ist klar, dass jeder Mensch eine Würde hat und respektiert werden muss. Das ist die Trennlinie zu Rechtsradikalen, zu Rassisten."
Frans Timmermans (58): Der Sozialdemokrat aus den Niederlanden erntet Applaus im Saal, als er für alle Länder Europas fordert, was es erst in Österreich und Malta gibt: Wählen ab 16. Außerdem solle das Erasmus-Programm allen jungen Menschen offenstehen.
Margrethe Vestager (51): Die dänische Wettbewerbskommissarin geht für die Liberalen ins Rennen und gilt als Emmanuel Macrons Favoritin für den EU-Top-Job. Sie hat Internetgiganten wie Google und Amazon mit Milliardenstrafen belegt und ist beim Thema Steuergerechtigkeit in ihrem Element: "Für mich ist ein Steuerparadies ein Ort, wo Unternehmen ihre Steuern zahlen."
Ska Keller (37): Die Deutsche tritt zum zweiten Mal als Spitzenkandidatin der Grünen an. Eine humane Asylpolitik und Klimaschutz sind ihre Schwerpunkte. "Wir haben nur einen Planeten, können keine Kompromisse eingehen."
Nico Cué (62): Der Belgier tritt für die Europäischen Linken an und ist "das Kind illegaler Einwanderer", wie er sagt. Seine spanischen Eltern flüchteten vor dem Franco-Regime nach Belgien. Daraus leitet er eine Politik ab, die Migration als Chance sieht, unter anderem für eine Verjüngung des Kontinents.
Jan Zahradil (54): Der Tscheche tritt für die Liberal-Konservativen Reformer an. Sein roter Faden ist die Souveränität der Nationalstaaten. Diese müssten autonom bleiben in der Außen- und Asylpolitik.
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ein euro-visionscontest in israel....aha....