Demonstrative Einigkeit auf der Skipiste
Es war ein Treffen von Experten in der Niederschlagung von friedlichen Protesten: Kremlchef Wladimir Putin empfing gestern den weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko im Urlaubsort Sotschi. Zumindest vor den TV-Kameras demonstrierten die beiden eine herzliche Zusammenarbeit. "Wir sind einander nahe Menschen", betonte Putin und versprach den Weißrussen weitere Lieferungen des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik V. Nach einer lockeren Plauderstunde über die strategische Partnerschaft in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Kultur fuhren die beiden sogar gemeinsam Ski.
Doch hinter den Kulissen dürfte es zwischen den beiden heftig geknirscht haben. Der russische Präsident Putin hat seinen "kleinen Diktator-Bruder" in Minsk offenbar einmal mehr zur treuen Abhängigkeit von Moskau eingeschworen. Weißrussland ist wirtschaftlich bankrott und auf Öllieferungen und Hilfsgelder von Russland angewiesen. Nach dem gewaltsamen Vorgehen gegen die regimekritischen Straßenproteste kann Lukaschenko vom Westen keine Hilfe mehr erwarten. Doch auch Putin ist auf das kleine Weißrussland angewiesen. Er sieht sein Nachbarland vor allem als strategisch wichtige Pufferzone zur NATO. Und an dem Tag, an dem die EU Sanktionen gegen Moskau auf den Weg bringt, sind selbst für Putin Bilder der Einigkeit wichtig.