Charme-Offensive in Rom: Schallenberg trifft Di Maio
ROM/WIEN. Antrittsbesuch in heikler Phase – Außenminister beraten über Corona, Wiederaufbau und Grenzfragen.
Ein persönliches Gespräch statt Telefonate, WhatsApp und Videokonferenzen: Außenminister Alexander Schallenberg (VP) reist heute, Freitag, nach Rom, um seinen italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung zu treffen. Es ist Schallenbergs Antrittsbesuch als Mitglied der türkis-grünen Bundesregierung, der ursprüngliche Termin im März hatte wegen der Coronakrise abgesagt werden müssen.
Es gibt viel zu besprechen. In den vergangenen Wochen traten Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Ländern zu Tage. Allen voran beim EU-Wiederaufbauplan für von Corona besonders betroffene Staaten wie Italien. Österreich pocht auf Kredite statt Zuschüsse.
Unmut gab es in Italien rund um die Grenzöffnungen im Juni, als Österreich das südliche Nachbarland wegen der schlechteren Corona-Fallzahlen etwas länger als andere Staaten zappeln hatte lassen. Für die Lombardei gilt in Österreich weiter eine partielle Reisewarnung. Angesichts einer positiven Entwicklung könnte diese in absehbarer Zeit aufgehoben werden. Ob es heute konkrete Zusagen gibt, ist fraglich. Der Transitverkehr über den Brenner war schon vor der Coronakrise ein umstrittenes Thema. Beraten werden dürfte auch über die Flüchtlingsverteilung in der EU, den Bürgerkrieg in Libyen und die EU-Erweiterung auf dem Balkan. Der Besuch ist nicht nur eine Charme-Offensive. Es ist der Abschluss von Schallenbergs zweiwöchigem diplomatischen Kontaktreigen mit allen Nachbarländern. Corona habe gezeigt, wie wichtig diese Kontakte seien, dem werde Rechnung getragen, heißt es. (az)