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Brexit: Gesetz gegen "no deal"-Austritt in Kraft getreten

Von nachrichten.at/apa, 09. September 2019, 16:52 Uhr
Brexit
Bald nicht mehr EU-Land Bild: Reuters

LONDON. Königin Elizabeth II. billigte das Gesetz zur Vermeidung eines harten Austritts Großbritanniens aus der EU.

Das Gesetz gegen den No-Deal-Brexit ist am Montag in Kraft getreten. Das teilte der Sprecher des britischen Oberhauses mit. Königin Elizabeth II. habe das Gesetz gebilligt. Das Gesetz war vergangene Woche im Eiltempo durch beide Kammern des britischen Parlaments gepeitscht worden.

Zuvor hatte Premierminister Boris Johnson angekündigt, das Parlament in eine fünfwöchige Zwangspause zu schicken, die noch am Montagabend beginnen sollte. Der Sprecher des Unterhauses, John Bercow, kündigte indes an, spätestens zum 31. Oktober von seinem Amt zurückzutreten. Sollte davor bereits eine Neuwahl ausgerufen werden, wolle er nicht mehr antreten.

Das Gesetz sieht vor, dass der Premierminister eine Verlängerung der am 31. Oktober auslaufenden Brexit-Frist beantragen muss, wenn bis zum 19. Oktober kein Austrittsabkommen ratifiziert ist. Johnson lehnt eine Verlängerung jedoch kategorisch ab. Lieber wolle er "tot im Graben" liegen. Über das Gesetz will er sich trotzdem nicht hinwegsetzen. Spekuliert wird, dass die Regierung versuchen wird, anderweitig ein Schlupfloch zu finden. So hatte "Daily Mail" berichtet, dass Johnson formal in einem Schreiben zwar die EU um eine Verlängerung des Brexit um drei Monate bis Ende Jänner 2020 ersuchen könnte, aber kurz darauf in einem weiteren Brief die Bedeutung eines späteren Brexit herunterspielen und revidieren könnte.

Bercow hatte sich in der Auseinandersetzung um den Brexit zwischen Regierung und Parlament immer wieder für die Rechte der Abgeordneten eingesetzt. Er handelte sich damit den Vorwurf der Brexit-Anhänger ein, parteiisch zugunsten der EU-Befürworter zu sein.

Parlament kommt am 14.Oktober zusammen

Das Parlament wird erst wieder am 14. Oktober zusammentreten - also nur etwas mehr als zwei Wochen vor dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Johnson wollte am Montag noch vor Beginn der Zwangspause das Unterhaus ein weiteres Mal über eine Neuwahl abstimmen lassen. Doch es galt als extrem unwahrscheinlich, dass er die dafür nötige Zweidrittelmehrheit aller Abgeordneten bekommt. Die Oppositionsparteien hatten dem Vorstoß schon im Vorfeld eine Absage erteilt. Bereits in der vergangenen Woche war Johnson mit einem ersten Antrag auf eine Neuwahl im Unterhaus durchgefallen.

Bei einem Besuch in Irland sagte Johnson am Montag ausdrücklich, dass er einen geregelten Brexit seines Landes zum 31. Oktober wolle. "Ich will einen Deal erreichen", so Johnson bei dem Treffen mit seinem irischen Amtskollegen Leo Varadkar in Dublin. Dies solle ohne die Einrichtung einer festen Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland möglich sein. Wie das umgesetzt werden soll, verriet Johnson nicht.

Brüssel und Dublin fordern eine Garantie dafür, dass Kontrollposten an der Grenze zu Nordirland nach dem Brexit vermieden werden. Denn das könnte den alten Konflikt zwischen katholischen Befürwortern einer Vereinigung Irlands und protestantischen Loyalisten wieder schüren. Bis eine andere Lösung gefunden wird, sollen für Nordirland weiter einige EU-Regeln gelten und ganz Großbritannien in der EU-Zollunion bleiben.

Diese "Backstop" genannte Lösung lehnt Johnson jedoch strikt ab. Er sieht in der Klausel ein "Instrument der Einkerkerung" Großbritanniens in Zollunion und Binnenmarkt. Varadkar betonte jedoch am Montag: "Für uns gibt es keinen Deal ohne Backstop."

Varadkar warnte, ein EU-Austritt Großbritanniens ohne Abkommen sei alles andere als ein "klarer Bruch". Was auch immer passiere - beide Seiten müssten schnell wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Die ersten Punkte auf der Tagesordnung werden sein: Rechte von Bürgern, ein finanzieller Ausgleich und die irische Grenze", so Varadkar. Für alle diese Punkte seien im Austrittsabkommen, das Johnsons Vorgängerin Theresa May mit der EU ausgehandelt hatte, Lösungen gefunden worden.

Etwa 100 Demonstranten protestierten vor dem Parlamentsgebäude in Dublin gegen Johnsons Brexit-Kurs. "Keine Zölle, keine Grenze, kein Brexit", sangen einige von ihnen. Sie glauben nicht, dass Johnson tatsächlich einen geregelten Ausstieg aus der EU anstrebt. "Der lügt doch", sagte eine Demonstrantin aus der Grafschaft Cork.

Die Polizei in Nordirland teilte unterdessen mit, ein am Samstag in einem Grenzort gefundener Sprengsatz sei der katholisch-republikanischen Splittergruppe "Neue IRA" zuzuordnen. Die funktionsfähige Mörsergranate sollte nach Angaben der Ermittler wohl auf ein Polizeirevier abgefeuert werden, der Granatwerfer habe aber vermutlich versagt. Gefunden wurde sie auf einer Mauer nahe der Polizeidienststelle. Sie konnte erfolgreich entschärft werden. Verletzt wurde niemand. Ähnliche Vorfälle hatte es in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach gegeben.

Aus dem Europaparlament kommt heftige Kritik an Johnsons Brexit-Kurs. Er versuche, aus einem konstruierten Konflikt zwischen dem britischen Parlament und den Menschen politisches Kapital zu schlagen, sagte die Grünen-Abgeordnete Terry Reintke der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. "Diese demagogische Hetze destabilisiert das gesamte demokratische System Großbritanniens." Reintke plädierte für einen weiteren Aufschub des Brexits, wenn die Briten dies beantragten. Ein EU-Austritt ohne Vertrag wäre ihrer Ansicht nach vor allem für Irland ein zu hoher Preis.

Auch der CDU-Europaabgeordnete David McAllister äußerte sich höchst besorgt. "Die politische Lage auf der Insel ist derzeit so angespannt wie nie zuvor, der Machtkampf zwischen dem britischen Unterhaus und dem Premierminister nimmt neue Dimensionen an", erklärte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der dpa.

EU-Abgeordnete wollen sich am Mittwoch auf den Entwurf einer Brexit-Resolution verständigen und diese nächste Woche verabschieden. Am Donnerstag informiert EU-Chefunterhändler Michel Barnier die Fraktionsvorsitzenden des Parlaments über den Stand der Gespräche mit London.

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10  Kommentare
10  Kommentare
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Alcea (10.015 Kommentare)
am 09.09.2019 20:25

MITREDEN,
freut mich, dass du meinem Beitrag zustimmen kannst. Du musst aber meinen Beitrag auch im Zusammenhang mit Putin sehen.
Die Veränderungen von Europas Grenzen sind auf die Auflösung der UDSSR und damit dem Machtverlust Russlands einhergegangen. Putin hat diesen Machtverlust bis heute nicht verkraftet. Russland hat sogar wieder Angst vor einem starken Europa.

Die Eroberung der Krim war für Putin eine Leichtigkeit. Die Ukraine ist ihm nicht mehr gelungen. Also Krieg ist für Putin keine Lösung, Russland wieder stärker zu machen als das für ihn zunehmend stärker werdende Europa. Doch wie bekommt Putin wieder diese einstigen UDSSR-Staaten, welche jetzt zu Europa gehören zurück?

Europa muss geschwächt werden. Wenn das starke Großbritannien Europa schwächt, dann hat Putin Europa so weit bezwungen, seine Grenzen von Europa wieder neu zu richten. Großbritannien hilft Putin dabei, wie man sieht, denn auch GB ist nicht an einem starken Festlandeuropa interessiert.

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zweitaccount (4.217 Kommentare)
am 09.09.2019 18:56

Wer will diese schizophrenen Briten noch länger mitfüttern?

Die EU hat ihnen bei den Austrittsverhandlungen eh fast alles durchgehen lassen, aber den eingebildeten Schnöseln ist das fertig verhandelte Abkommen nicht gut genug.

Selbst wenn man den Briten das Austrittsabkommen selbst schreiben lassen würde, wäre es am Ende immer noch nicht gut genug.

Schneller würde es gehen, wenn 27 Länder aus der EU austreten und eine Neugründung vornehmen würden!

Wir haben die Nase gestrichen voll von diesem lauwarmen Austrittsbier der spinnenden Briten.
Es ist nicht fünf vor zwölf, nein es ist schon after eight!

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 09.09.2019 17:47

Die spinnen doch die Briten. Kein Austritt ohne Verhandlung mit der EU.
Ist Europa ein Marionettentheater am Gängelband der Briten? Europa hat doch schon einen Vertrag mit den Briten ausgehandelt. Was wollen sie denn jetzt noch? Europa einen Vertrag aufzwingen, wie Europa von Großbritannien austreten soll?

Ich glaube, jetzt ist endlich Europa gefragt. Es gibt eine Deadline. Diese Bruchlinie wurde mit dem britischen Parlament und Europa vereinbart und die liegt Ende Oktober. Wenn Europa hier wieder zögert und sich die weiß ich wievielte Verlängerung von GB auf diktieren lässt, dann Gute Nacht Europa, das war es dann.
Putin hat es damit geschafft, was er erreichen wollte. Europa zu schwächen, so zu schwächen, um die Grenzen Europas wieder neu festlegen zu können.

- England hat hier brav mitgespielt.
- Europa liegt damit auf dem Boden.
- Ohne jeglicher Glaubwürdigkeit an Europa!
- Ohne jeglicher Zukunftsvision von Europa!
- Ohne den Traum des einigen Europa richtig begonnen zu haben.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 09.09.2019 17:57

Was hat Putin damit zu tun?
Ansonsten volle Zustimmung!

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max1 (11.582 Kommentare)
am 09.09.2019 18:43

Das britische Volk hat für einen Austritt aus der EU gestimmt, es wurde keine Frage gestellt über mit oder ohne Vertrag.

Die Politiker halten sich nicht an des Volkes willen, das ist wie bei uns. Die nichtgewählten EU-Funktionäre bestimmen darüber worüber das UK-Volk abgestimmt hat. All das hat mit Demokratie oder demokratischen Verfahren gar nichts gemeinsames, das ist Totalitarismus und Diktatur einer bestimmten Gruppe.

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0x00 (2.048 Kommentare)
am 09.09.2019 17:21

Was wird früher stattfinden? Der Brexit oder die Fertigstellung des BER. Fragen über Fragen

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jopc (7.371 Kommentare)
am 09.09.2019 17:17

Verschiebung von der Verschiebung der Verschiebung von der Verschiebung derVerschiebung usw.
Warum sollte sich was in den nächsten 3 Monaten ändern?
Die EU stellt auf stur und will GB demütigen.
Gestern bei Anne Will wurden wieder Schauergeschichten in die Welt gesetzt dass einem nur das kalte Grausen überkam.
Menschen müssten wegen mangelnder Gesundheitsvorsorge sterben, Hungersnot bricht aus usw.
Jetzt sind 3 Jahre seit dem Referendum vergangen, solange haben sie schon Zeit gehabt. Warum sollte sich jetzt auf einmal in 3 Monaten was ändern?
Das EINZIGE was ich aus der ganzen Sache herauslese, die Politelite WILL den Willen des Volkes nicht erfüllen.

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 09.09.2019 17:34

Die EU stellt auf stur und will GB demütigen. --- Eine grundlose Behauptung.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 09.09.2019 17:55

Die EU muss sich nicht verbiegen oder verschaukeln lassen. Schon gar nicht von den Briten. So schauts aus.
Keine endlose Geschichte mehr. Raus und fertig!

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max1 (11.582 Kommentare)
am 09.09.2019 18:49

Die EU ist ein verbogenes Konstrukt und muß sich daher nicht verbiegen. Es ist die EU die den Briten einen Vertrag aufzwingen will in dem eine defakto Mitgliedschaft definiert ist ohne jegliches Recht der Mitsprache. So nebenbei bemekrt läuft ja mit der Schweiz ein ähnliches Verfahren dabei geht es um einen bilateralen Vertrag da sich die Schweizer berechtigt Sorgen machen um ihre Form der Demokratie. Dieser Vertrag ist eine genau gleiche Erpressung so wie Trump die EU erpresst erpresst die Eu die Briten, Schweiz, Südamerika, Afrika ...

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