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Angriff auf das "Herz der Ölindustrie" Saudi-Arabiens

Von nachrichten.at/apa, 15. September 2019, 11:39 Uhr
Die dunklen Rauchsäulen sind weithin sichtbar.  Bild: (REUTERS)

RIAD. Der Anschlag schürte neben Sorgen vor einem nun unmittelbar bevorstehenden Ölpreis-Anstieg auch Befürchtungen vor einer Eskalation der Gewalt in der Region.

Vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen haben mit Drohnenangriffen das Herz der saudi-arabischen Ölindustrie getroffen. Sie beschossen am Samstag unter anderem den weltgrößten Betrieb zur Öl-Verarbeitung in Abkaik. Auf Fernsehbildern waren in Flammen stehende Anlagen und weithin sichtbare Rauchsäulen zu sehen.

Fünf Prozent der weltweit täglichen Nachfrage betroffen

Einem Insider zufolge ist die Förderung von fünf Millionen Barrel Rohöl pro Tag betroffen, das wäre fast die Hälfte der Produktion des weltgrößten Ölexporteurs und fünf Prozent der weltweiten täglichen Nachfrage. "Ein erfolgreicher Angriff auf Abkaik käme einer heftigen Herzattacke für den Ölmarkt und die Weltwirtschaft gleich", sagte Bob McNally vom US-Energie-Analysedienst Rapidan Energy Group.

Der Anschlag schürte neben Sorgen vor einem nun unmittelbar bevorstehenden Ölpreis-Anstieg auch Befürchtungen vor einer Eskalation der Gewalt in der Region. Der UN-Sondergesandte für den Konflikt im Jemen, Martin Griffiths, äußerte sich "extrem besorgt" über die Entwicklungen. Solche Zwischenfälle stellten eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität der regionalen Sicherheit dar und würden den von den Vereinten Nationen geleiteten politischen Prozess gefährden.

Angriff mit zehn Drohnen

Nur Stunden nach den Angriffen erklärte das Weiße Haus, US-Präsident Donald Trump habe mit dem saudischen Kronprinzen telefoniert und dem Land Hilfe für die Selbstverteidigung angeboten. US-Außenminister Mike Pompeo machte den Iran direkt verantwortlich und erklärte, die Führung in Teheran habe trotz aller Aufrufe zur Mäßigung einen Angriff auf die weltweite Ölversorgung gestartet. Alle anderen Länder müssten die Attacken ebenfalls verurteilen.

Der Iran wies die Vorwürfe von Pompeo vehement zurück. Pompeos Unterstellungen seien absurd, unerklärlich und daher auch halt- und wirkungslos, sagte Außenamtssprecher Abbas Musawi am Sonntag.

Die Houthis erklärten, sie hätten mit zehn Drohnen angegriffen. Getroffen wurden die Anlagen in Abkaik und Churais. Abkaik verarbeitet Öl aus dem weltgrößten Ölfeld Ghawar. Vor dort geht das Öl an die weltgrößte See-Verlade-Station Ras Tanura. Die Anlagen gehören dem Öl-Giganten Saudi Aramco, der derzeit auf den mit Spannung erwarteten größten Börsengang aller Zeiten zusteuert.

Über die genauen Zerstörungen gab es zunächst keine klaren Angaben. Mehrere mit der Sache vertraute Personen sagten, Produktion und Ausfuhren seien beeinträchtigt. Das Innenministerium teilte lediglich mit, die Brände an den beiden Standorten seien unter Kontrolle. Das staatliche Fernsehen berichtete, die Öl-Exporte gingen weiter. Berichte über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.

"Sehr wahrscheinlich, dass der Ölpreis steigt"

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Ölpreis steigt, falls die Produktionsunterbrechung von täglich vielen Millionen Barrel für mehr als einen oder zwei Tage anhält", sagte Josh Young von der Energie-Investment-Unternehmen Bison Interests. "Wenn es darüber hinaus geht, sind Öl-Preise von mehr als 80 Dollar in der nächsten Zeit nicht unrealistisch." Am Freitag hatte US-Leichtöl 55 Dollar pro Barrel (je 159 Liter) gekostet, Brent-Öl aus der Nordsee rund 60 Dollar pro Barrel.

Sandy Fielden vom Analysehaus Morningstar sagte, die wichtigste Frage sei nun, wie viel Öl Saudi-Arabien im Lagerbestand habe, um die internationalen Märkte zu versorgen, bis die Anlagen wieder repariert seien. Eine Möglichkeit zum Ausgleich eines Engpasses sei, dass die Öl-Sanktionen der USA gegen den Iran aufgehoben würden. Schließlich hätten die Iraner wegen des derzeitigen Embargos Öl im Überfluss. "Aber politisch wäre das für die Regierung Trump eine schwer zu schluckende Pille."

Andere Experten verwiesen darauf, dass es auch strategische Öl-Reserven der Mitglieder der Internationalen Energie-Agentur IEA gebe. Diese äußerte sich zum Thema Reserven zunächst nicht. Die IEA erklärte am Samstagabend lediglich, derzeit seien die weltweiten Öl-Märkte gut versorgt und es gebe ausreichend Lagerbestände.

"Eine sehr ernste Eskalation"

Mit Blick auf die politischen Auswirkungen des Anschlags herrscht Unklarheit, wie der US-Verbündete Saudi-Arabien nun reagiert. "Das ist eine sehr ernste Eskalation des Krieges zwischen dem Iran und Saudi Arabien", sagte James Krane, Energie-Spezialist für den Nahen Osten an der Denkfabrik Rice University's Baker Institute in Houston. Mit dem Anschlag könnten nun auch die USA in den Konflikt hineingezogen werden.

Jason Bordoff vom Zentrum für globale Energiepolitik an der Clomubia-Universität in Ney York erklärte, das Risiko, dass sich der regionale Konflikt hochschaukele, sei deutlich gestiegen. "Werden die Saudis meinen, sie müssen antworten? Werden die Amerikaner antworten? Ich weiß es nicht", sagte Bordoff. "Aber eins ist klar: Jede neue Attacke erhöht das Risiko einer ungewollten Eskalation zu einem militärischen Konflikt, bei dem sich jede Seite gezwungen sieht, auf den vorangegangenen Vorfall zu antworten."

Ähnlich äußerte sich Robert McNally von der Rapidan Energy Group in Maryland: "So eine dreiste Attacke eines iranischen Erfüllungsgehilfen auf die Kronjuwelen des saudi-arabischen Energiesystems wird die geopolitischen Risiken erhöhen."

 

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9  Kommentare
9  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Christian090676 (2.112 Kommentare)
am 15.09.2019 22:46

Die Autofahrer müssen sich mehr so was fürchten, als vor einer CO2 Steuer.

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benzinverweigerer (14.601 Kommentare)
am 15.09.2019 20:58

Eh egal.
Kommen eh die E-Autos.

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barzahler (7.595 Kommentare)
am 15.09.2019 20:08

Der Islam ist eine Friedensreligion. Wird uns oft so erklärt. Aber wie erklären sich dann die vielen Richtungen innerhalb des Islam? Warum sind diese verschiedenen Glaubensbrüder, die doch keine sind, dialogunfähig, dialogunwillig? Gut, das Christentum hatte auch schwere Differenzen und Auseinandersetzungen. Aber das ist Gott sei Dank beendet.

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benzinverweigerer (14.601 Kommentare)
am 15.09.2019 20:57

Ach, das ist beendet ?
Dann frag mal die Brexit-Dolme... den Anglikanern sind zu viele Katholiken ins Land gekommen...

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u25 (4.948 Kommentare)
am 15.09.2019 17:08

Endlich ein Grund zum Eingreifen

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spacer (1.513 Kommentare)
am 15.09.2019 16:41

Die Amis haben natürlich gleich einen Verdächtigen der ihnen in den Plan paßt.

Hatte nicht der Irak damals angeblich auch Atomwaffen? 😁

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Alfred_E_Neumann (7.175 Kommentare)
am 15.09.2019 15:25

Königshaus und privilegierte Saudiprinzen werden die Macht nicht mehr lange halten können.

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 15.09.2019 15:11

Wenn ich schon nicht mehr mein Öl exportieren darf, dann zerstöre ich eure Ölindustrie.
So will es Trump, werden doch dadurch seine Schieferförderungen rentabel.
Auch Putin freut sich über höhre Förderpreise.
Nur die Armen Europäer, unsere Wirtschaft ruiniert es.
Trump und Putin freut das. Eine weitere Art der Schwächung Europas.

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LinzerWorte (1.093 Kommentare)
am 15.09.2019 12:53

Saudi-Arabien ist im Jemen um dort die Huthi zu bekämpfen.
Diese wehren sich halt und haben den Krieg nun zumindest mit Drohnen nach Saudi Arabien gebracht.
Auf der einen Seite ist es also legitim auf der anderen gehen die Wogen hoch.

Vorm zweiten Weltkrieg hatte die SS mit fingierten Aktionen zum Beispiel auf den Sender Gleiwitz den Krieg gegen Polen begonnen.
Diese Aktionen werden heute natürlich verurteilt, sie kosteten im darauffolgenden Weltkrieg Million Menschen das Leben.
Damals konnte das nur geschehen, weil auch Medien die Propaganda der SS mit trugen.
Auch heute sollten die Medien Eigenverantwortung übernehmen und nicht jede Nato Propaganda ungefiltert übernehmen und verbreiten.

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