Marine Le Pens "Front National" versinkt im Chaos

PARIS. Der Führungsstreit in der rechtsextremen französischen Partei "Front National" (FN) ist eskaliert: Der einflussreiche Vize-Parteichef Florian Philippot kündigte gestern seinen Austritt an.
Nach seiner Entmachtung durch Parteichefin Marine Le Pen werde er "natürlich den FN verlassen", sagte der 35-jährige Parteistratege.
Bei der extremen Rechten tobt seit Le Pens Niederlage bei der Präsidentschaftswahl ein Kampf um die Ausrichtung des FN. Die Parteichefin hatte Philippot am Mittwoch die Zuständigkeit für Strategie und Kommunikation entzogen. "Man hat mir gesagt, dass ich Vize-Präsident für nichts bin", sagte Philippot. Das sei "lächerlich".
Vordergründig drehte sich der Streit um eine politische Vereinigung namens "Die Patrioten", die Philippot nach der Präsidentschaftswahl im Mai gegründet hatte. Le Pen forderte den 35-Jährigen zuletzt wiederholt auf, den Vorsitz über diese Vereinigung aufzugeben. Philippot weigerte sich kategorisch, dies zu tun.
Sündenbock für Wahlniederlage
Die Wurzeln des Konflikts liegen aber tiefer: Philippot, einer der Baumeister der Strategie einer "Entteufelung" der FN, setzte auf soziale Themen, Wirtschaftsprotektionismus und einen Anti-EU- und Anti-Euro-Kurs. Er stand damit im Gegensatz zum traditionellen FN-Flügel, für den der Kampf gegen Einwanderung und "Islamismus" oberste Priorität hat.
Nachdem Le Pen im Frühjahr mit einem scharfen Anti-Euro-Kurs bei der Präsidentschaftswahl scheiterte, wurde Philippot dafür mitverantwortlich gemacht.