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Kazimierz Laski im OÖN-Interview: „Entweder den Euro reparieren, oder sich davon verabschieden“

Von Heinz Niederleitner   01.Februar 2012

OÖN: Österreich hat sein Triple-A-Rating auch mit der Begründung verloren, dass das Risiko unserer Banken in Osteuropa zu groß sei. Stimmt das?

Laski: Ich denke nicht, dass die Lage in Osteuropa schwieriger ist als im restlichen Europa. Mit oder ohne Herabstufung haben wir ein Problem.

OÖN: Angesichts der Euro-Krise: Hat unsere Währung noch Anziehungskraft für osteuropäische Staaten wie Tschechien oder Polen? Ist der Euro für sie erstrebenswert?

Laski: Absolut nicht. Man könnte gleich fragen, ob es überhaupt gut ist, im Euro-Raum zu sein. Er ist eine Fehlkonstruktion. Ohne die politische Bereitschaft zu einem entsprechenden föderalen politischen System macht eine gemeinsame Währung de facto keinen Sinn. Japan, Großbritannien oder die USA haben größere Schulden als viele Staaten in der Euro-Zone. Aber sie haben weniger Probleme, weil die Zentralbanken dieser Staaten im Falle des Falles die notwendige Liquidität liefern. Doch in der Eurozone ist der Euro für jedes Land gewissermaßen eine fremde Währung (weil die Politik in den einzelnen Ländern gemacht wird, die Zentralbank aber für alle entscheidet, Anm.). Das zu reparieren ist nicht einfach. Aber entweder man repariert das oder entscheidet, sich friedlich aus dem Euro zu verabschieden. Das wiederum brächte einen riesigen Schaden.

OÖN: Wäre eine europäische Wirtschaftsregierung eine Chance?

Laski: Eine Riesenchance. Die Frage ist aber, ob die Staaten und die Bevölkerung dazu bereit sind. Und die Zentralbank in Frankfurt müsste wirklich als eine Zentralbank handeln. Was man jetzt macht, ist kontraproduktiv. Man verlangt Konsolidierung und Sparen. Aber jetzt ist nicht die richtige Zeit dazu. Um die Finanzen der Länder zu verbessern, gibt es nur einen Weg. Und das ist nicht der Weg des Sparens, sondern der Weg des Wachstums. Man macht ja bei keinem Menschen eine geplante Operation, wenn es ihm besonders schlecht geht.

OÖN: Die Wirtschaftsprognosen für 2012 sind schlecht. Nach dem, was Sie sagen, sind Sparpakete jetzt besonders ungünstig ...

Laski: Wir betreiben eine falsche Politik, die außerhalb von Europa auf wenig Verständnis stößt. Man sagt, wir haben zu große Staatsschulden. Für manche Staaten mag das berechtigt sein. Aber in unserer Lage müssen wir paradoxerweise mehr Schulden machen, denn der Staat ist der einzige Sektor, der jetzt Gas geben kann. Ich bin nicht begeistert von Schulden: Sie haben große Nachteile. Und natürlich macht man eine falsche Politik, wenn man die guten Zeiten nicht zur Korrektur nutzt. Aber jetzt brauchen wir das Gasgeben.

 

 

Zur Person

Kazimierz Laski wirkte von 1971 bis 1991 als Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre der Uni Linz. Dort wurde er jüngst zu seinem 90. Geburtstag geehrt. Laski ist Senior Research Associate am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche.

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25. April 2024