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Iran nimmt EU-Ölembargo gelassen: „Haben schon härtere Zeiten erlebt“

Von Michael Wrase   25.Jänner 2012

Die iranische Zeitung „Khayhan“ erinnerte unlängst an den pakistanischen Ex-Premier Zulfikar Ali Bhutto, der sich 1972 mit markigen Worten für den Bau einer eigenen Atombombe eingesetzt hatte. „Wir werden diese Bombe bauen, selbst wenn wir dafür Gras fressen müssen“, schwor Bhutto. 26 Jahre später zündete das bitterarme Pakistan seine erste Atombombe und verfügt heute vermutlich über mehr als 200 Atomsprengköpfe.

„Auf dem richtigen Weg“

Iran geht es laut Regierungssprecher Rahim Mehmamparast lediglich um „Fortschritte“ bei der Umsetzung seines „zivilen Atomprogramms“. Diese könnten auch durch das „ungerechte Ölembargo“ der EU „niemals verhindert“ werden. Man habe gelernt, mit Sanktionen zu leben, betonte er. Der Vize-Kommandeur der Revolutionsgardisten, Hossein Salami, erinnerte an den Krieg mit Irak, der den iranischen Erdölexport fast zum Erliegen gebracht hatte. Aber auch in „diesen harten Zeiten“ habe man sich nicht vom „richtigen Weg abbringen lassen“.

Nüchtern betrachtet, muss der Iran seit der islamischen Revolution vor fast 33 Jahren mit Zwangsmaßnahmen leben. Die Leidtragenden waren nie die Regierenden, sondern das einfache Volk, das Engpässe bei der Versorgung murrend hinnahm und dafür in der Regel den bösen Westen verantwortlich machte.

Auch der von der EU beschlossene Stopp der Ölimporte wird die Regierung nicht schwächen, sondern eher stärken, glaubt Paul Stevens, der Iranexperte des Londoner Chatam House. Dem in die Kritik geratenen Staatspräsidenten biete sich eine goldene Gelegenheit, die EU für die Fehler seiner Regierung verantwortlich zu machen. Es sei eine Illusion, wenn der Westen glaube, dass die ums Überleben kämpfenden Iraner sich gegen ihre Regierung erheben würden, sagte der iranische Politikwissenschaftler Ali Fathollah-Nejad. Auch die Opposition lehne Sanktionen ab, weil darunter das Volk leide.

Der iranische Rial hat in den letzten zwei Monaten fast die Hälfte seines Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren. Die Preise für Lebensmittel stiegen um fast 40 Prozent. Fleisch ist für die meisten Iraner inzwischen fast unbezahlbar. Nutznießer sind die Revolutionsgardisten, deren Unternehmen den aufblühenden Schwarzmarkt mit den begehrten westlichen Gütern versorgen.

Da angesichts der iranischen Halsstarrigkeit im Atomstreit mit dem Westen eine Aufhebung der Sanktionen wohl nicht in Sicht ist, werden in Teheran immer lauter Gegenmaßnahmen diskutiert. Die Drohung, die Straße von Hormuz zu sperren und so 25 Prozent des internationalen Ölexportes zu blockieren, ist und bleibt nach Ansicht westlicher Analysten „zwar eine ernstzunehmende Option“. Nach der Einfahrt eines US-Flugzeugträgers in den Persischen Golf scheine Teheran inzwischen aber einen „Beschwichtigungskurs“ zu verfolgen. Allerdings: Angesichts der Hochspannung könne ein „durch unvorhersehbare Ereignisse ausgelöster Krieg zwischen Iran und dem Westen nie ausgeschlossen werden“.

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