Flüchtlinge: Italien warnt vor einem Kollaps
"Diese Zahlen sind ein besorgniserregendes Signal. Wir könnten wirklich in Schwierigkeiten geraten, sollten weiterhin tausende Migranten eintreffen", verlautete es aus dem Innenministerium. Die meisten heuer angekommenen Migranten starteten aus Libyen, zum Teil aus Ägypten, Tunesien und Algerien. Ursprünglich stammten die Menschen mehrheitlich aus Nigeria, Bangladesh und Guinea.
Italien befürchtet einen Kollaps seines Aufnahmesystems. Der Plan des Innenministeriums, laut dem jede italienische Gemeinde 2,5 Migranten pro 1.000 Einwohnern versorgen soll, könnte angesichts der steigenden Zahlen nicht ausreichen. Italien hat in den vergangenen vier Jahren die Zahl der Unterkünfte für Migranten mehr als verfünffacht, berichtete das Innenministerium. Die Regierung in Rom macht Druck auf die norditalienischen Regionen, damit sie mehr Migranten aufnehmen. Flüchtlingslager sollen unter anderem in leeren Kasernen, Turnhallen oder Schulen eingerichtet werden. Auch in Hotels, auf Campingplätzen und in Feriendörfern sollen Menschen untergebracht werden.
Die Region, die bisher am meisten Flüchtlinge aufgenommen hat, ist die Lombardei, gefolgt vom süditalienischen Kampanien, von Sizilien und Latium mit der Hauptstadt Rom. 1,66 Prozent der von Italien versorgten Migranten sind in Trentino, Südtirol, untergebracht. Die Regierung macht Druck, damit die Lombardei die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge von 25.000 auf 28.000 aufstockt. Kampanien, das 16.000 Flüchtlinge versorgt, soll Unterkünfte für insgesamt 19.000 Menschen schaffen.
Besonders schwierig ist die Lage für die vielen minderjährigen und unbegleiteten Migranten. Seit Jahresbeginn trafen 5.551 Kinder ein. Das Innenministerium bemüht sich daher um mehr Unterkünfte für minderjährige Flüchtlinge ohne Eltern.