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Ernüchterung auf der Krim: Chaos und Angst nach dem Anschluss

29.März 2014

Es ist ein holpriger Beitritt. "Meine Kreditkarte ist blockiert, das Konto gesperrt", erzählt Alexander Petrenko, Inhaber eines Internetgeschäftes in Simferopol. "Mein Handel liegt lahm." Die ukrainische PrivatBank hat alle Konten und Kredite ihrer 12.000 Firmen- und 790.000 Privatkunden auf der Schwarzmeerhalbinsel eingefroren, Kunden mit Wohnsitz Krim können auch auf dem ukrainischen Festland oder im Ausland kein Geld abheben. Die PrivatBank macht die Behörden auf der Krim für das Chaos verantwortlich, sie hätten keinerlei Rechtsgrundlagen für Operationen mit dem neu eingeführten Rubel geschaffen.

Der Finanz-GAU, der über die Hälfte der 2,3 Millionen Krimbewohner trifft, stellt andere Ärgernisse in den Schatten. Pensionäre müssen ihre Hoffnungen auf höhere, russische Renten verschieben, bis zum Jahresende werden ihnen ihre alten Bezüge in Rubeln ausgezahlt. "Aber zu einem Kurs von 3,8 Rubeln für eine Griwna, während die Preise viereinhalbmal gestiegen sind", erzählt Alexander. Busfahrer weigern sich, ukrainisches Geld anzunehmen, Tankstellen dagegen lehnen Rubel ab, auch die Spritpreise sind ukrainisch – 30 Prozent teurer als in Russland.

Moskau will groß in die Krim investieren, allein drei Milliarden Dollar für die Modernisierung der Schwarzmeerflotte ausgeben, weitere drei Milliarden für eine monumentale Brücke über die Meerenge bei Kertsch. Trotzdem herrschen Ängste. Nach den massenhaften Stromausfällen fürchten die Leute, dass die Ukraine, die 80 Prozent der auf der Krim verbrauchten Elektrizität liefert, der Halbinsel künftig das Licht abdreht. Oder gar das Trinkwasser, das zu 75 Prozent aus dem Dnjepr kommt.

Russische Regierungsexperten versichern, man werde mit solarbetriebenen Wasserentsalzungsanlagen und mobilen Gaskraftwerken einspringen. Aber so oder so müssen die Einwohner mit saftigen Strom- und Wasserrechnungen rechnen. Auch die Hoffnungen auf einen patriotischen Ansturm russischer Sommerurlauber bröckeln angesichts der akuten Kriegsgefahr. 70 Prozent der Touristen waren bisher Ukrainer, sie werden die Krim nun eher meiden. Und viele Russen reisten aus dem Großraum Moskau per Auto durch die Ukraine an, laut russischer Propaganda aber drohen Russen in der Ukraine jetzt Mord und Totschlag.

Jedenfalls droht Papierkrieg. Kiew hat das Eigentumsregister der Krim gesperrt. Nun befürchten Land- und Immobilienbesitzer, korrupte Beamten könnten ihnen ihr Eigentum abnehmen. (scholl)

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