CSU-Aschermittwoch: Unterhosen, Cäsarenwahn und „Freund Guido“
Bei seinem zweiten Politischen Aschermittwoch als Redner holte CSU-Chef Horst Seehofer nach, was er vor einem Jahr seinem Publikum krankheitsbedingt schuldig geblieben war. Ob SPD, Grüne oder Guido Westerwelle: neben der Opposition blieb auch der Koalitionspartner nicht verschont.
Eigentlich liegt dem Partei- und bayerischen Regierungschef das Abwatschen des politischen Gegners nicht so sehr, doch gestern machte Horst Seehofer eine Ausnahme. Nacheinander nahm er sich SPD-Chef Sigmar Gabriel, die Grünen und die Linken vor. Gabriel werfe einen großen Schatten, hinterlasse aber kleine Spuren, lästerte Seehofer. Die Grünen in Bayern würden zwar gelegentlich Lederhosen tragen, darunter aber rote Unterhosen.
Bevorzugt spöttisch ging Seehofer mit dem Koalitionspartner FDP und dessen Vorsitzendem Guido Westerwelle um. Wenn „Freund Guido“ drohe, er könne auch anders, „dann wackeln die Alpen, dann schäumt der Chiemsee“, witzelte der CSU-Chef: „Aber keine Angst, das ist kein Tsunami, sondern nur eine Westerwelle.“
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt durfte noch etwas Pfeffer gegen den Koalitionspartner verstreuen: Westerwelle habe sich bei seinem Aschermittwoch-Auftritt mit dem Defiliermarsch in den Saal geleiten lassen, ätzte er: „Das ist altrömischer Cäsarenwahn.“ Die FDP müsse man „ab und zu mit dem Kaktus streicheln“.
Minarette und Kirchtürme
Bislang war noch nicht aufgefallen, dass CSU-Chef Seehofer Kruzifixe in den bayerischen Klassenzimmern und die Höhe von Minaretten ein ähnliches Herzensanliegen wären wie seinem Vor-Vorgänger Edmund Stoiber, doch in Passau legte Seehofer los: Wenn man da nachgebe, werde Bayern noch die Kreuze von seinen Berggipfeln nehmen müssen, sagte Seehofer. Und er wolle auch nicht, dass die Kinder „wissen, was Halloween ist, aber mit Allerheiligen nichts anfangen können“. In Rage geredet, wandte sich Seehofer gleich auch noch gegen eine Forderung, die bislang niemand aufgestellt hat: „Machtansprüche“, wonach Minarette höher als Kirchtürme sein müssten, „haben bei uns nichts zu suchen.“
Mit dem Sozialpolitiker Seehofer fiel der CSU-Aschermittwoch so arbeitnehmerfreundlich wie noch nie aus. Vor allem bekamen die Boni-Banker ihr Fett weg. „Wer zocken will, soll ins Spielcasino gehen“, forderte er und stellte der Finanzbranche gleich zwei Strafmaßnahmen in Aussicht: zum einen eine Finanz-Transaktionssteuer auf europäischer Ebene und einen „nationalen Beitrag der Finanzbranche“ zur Wiedergutmachung des angerichteten Schadens.