18 Tote bei Protest: Konflikt in Myanmar eskaliert
YANGON. Sicherheitskräfte schossen auf unbewaffnete Demonstranten.
Der Konflikt in Myanmar eskaliert: Bei landesweiten Protesten gegen den Militärputsch wurden gestern mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 30 zum Teil schwer verletzt. Das war somit der blutigste Tag, seit sich das Militär Anfang Februar an die Macht geputscht hat. Das gab die UNO in einer Mitteilung bekannt. Nach Angaben der Vereinten Nationen schossen Sicherheitskräfte in den beiden größten Städten Yangon und Mandalay sowie in Dawei, Bago, Myeik und Pokokkuo mit scharfer Munition auf die Demonstrierenden.
Die UNO verurteilte das gewaltsame Vorgehen "aufs Schärfste". "Wir fordern das Militär auf, die Anwendung von Gewalt gegen friedliche Demonstranten sofort einzustellen", erklärte die Sprecherin des UNO-Menschenrechtskommissariats, Ravina Shamdasani.
EU-Außenbeauftragter Josep Borrell verurteilte in einem Statement das Vorgehen der Militärs. Durch das Schießen auf unbewaffnete Zivilisten hätten die Sicherheitskräfte eine offene Missachtung des internationalen Rechts gezeigt, kritisierte Borrell. Er rief Myanmars Militärbehörden zum sofortigen Stopp des gewaltsamen Vorgehens auf und sprach der "mutigen Bevölkerung" des Landes, "die ihre Demokratie verteidigt", die Solidarität der EU aus.
Anhörung Aung San Suu Kyis
Am 1. Februar hatte das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt – und die Friedensnobelpreisträgerin festgenommen. Seitdem sind Hunderttausende gegen die Armee auf die Straßen gegangen. Dabei ließen sie sich bisher auch von zunehmender Gewalt und Einschüchterungen nicht abschrecken. Bis zum "blutigen Sonntag" waren mindestens fünf Todesopfer gezählt worden.
Heute, Montag, soll eine Anhörung von Suu Kyi vor Gericht stattfinden. Ihr werden dubiose Vergehen wie der Besitz unregistrierter Funkgeräte vorgeworfen. Ihr Anwalt Khin Maung Zaw sagte, ihm sei bisher kein Treffen mit seiner Mandantin ermöglicht worden. "Als Anwalt vertraue ich dem Gericht. Aber in diesen Zeiten kann alles passieren."
UNO-Botschafter abgesetzt
Myanmars UNO-Botschafter Kyaw Moe Tun stellte sich am Wochenende gegen die Militärführung und rief die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. Die Junta reagierte am Sonntag mit seiner Absetzung. Der Diplomat sei "nicht dem Befehl und der Richtung des Staates gefolgt", hieß es in einem Bericht des Staatsfernsehens.