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„Die Heuchelei der Politik ist frustrierend“

Von Christopher Buzas, 06. Dezember 2011, 00:04 Uhr
„Die Heuchelei der Politik ist frustrierend“
Bild: Ärztekammer

KREMSMÜNSTER. Seit 23 Jahren arbeitet Wolfgang Ziegler als praktischer Arzt. Eine Entscheidung, die der 52-Jährige nie bereut hat, auch wenn er die Entwicklung der vergangenen Jahre kritisch beurteilt.

OÖN: Viele Landarztstellen können künftig nicht mehr besetzt werden. Die OÖNachrichten fordern mit ihrer Initiative „Ärzte für Oberösterreich“ eine Medizinuniversität in Linz. Wie realistisch sehen Sie eine Umsetzung?

Ziegler: Ich finde die OÖN-Aktion sehr gut, aber ich glaube nicht wirklich an eine Umsetzung. Die Forderung nach einer Medizin-Uni in Linz gibt es schon ewig, sie wurde aber von Wien immer geblockt. Wenn man sich ansieht wie der Bund sich verhält und etwa die Ärztebedarfsstudie verzögert, ist das unverständlich. Der Bedarf ist für eine Medizinuni nicht von der Hand zu weisen, man braucht sich nur die demografische Entwicklung anzusehen. Eine Möglichkeit zu einer medizinischen Universität zu kommen wäre, diese privat zu finanzieren, wie das in Salzburg gemacht wurde. Das wäre die absolute Notlösung.

OÖN: 2020 liegt das Durchschnittsalter der praktischen Ärzte im Bezirk Kirchdorf bei 60 Jahren. Wie kann man dem entgegenwirken, was muss sich ändern?

Ziegler: Dafür müssen sich die Rahmenbedingungen ändern. Die Attraktivität des Berufes Hausarzt muss in Taten umgesetzt werden, und es darf nicht nur in politischen Sonntagsreden davon gesprochen werden. In den vergangen Jahren wurden den Ärzten die Hausapotheken weggenommen, der Bereitschaftsdienst ist eine immer größere Belastung. Die Pauschale für den Bereitschaftsdienst ist in Oberösterreich dazu im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr gering. Es fehlt die Anerkennung der Leistung der Landärzte seitens der Politik.

OÖN: Es heißt ja immer, dass Ärzte so gut bezahlt werden. Wie sehen Sie das?

Ziegler: Mit dem Jahreseinkommen bin ich zufrieden, mit dem Stundenlohn nicht. Viele sehen nicht, dass wir sehr viel arbeiten. Gerade Ärzte von kleineren Praxen suchen sich oft noch andere Tätigkeitsfelder, um so auf ein Einkommen zu kommen, das der Ausbildung entspricht. (Ziegler arbeitet nebenbei bei der Unitech als Betriebsarzt, Anm. d. Red.).

OÖN: Immer öfter wandern praktische Ärzte ins Ausland ab. War das auch für Sie eine Option?

Ziegler: Für mich war das keine Option. Damals herrschten aber andere Voraussetzungen. Mit 52 ist ein Wechsel ins Ausland für mich keine Option mehr, für jüngere Kollegen, die sich einen Lebensmittelpunkt aufbauen wollen, ist eine Stelle im Ausland durchaus eine Möglichkeit.

OÖN: Warum haben Sie sich für eine Karriere als Hausarzt entschieden?

Ziegler: Ich bin oft übersiedelt und wollte wo zu Hause sein. Ich bin gerne mein eigener Herr und trage gerne Verantwortung für mein Tun. Es ist schön das Leben eines Patienten von Anfang bis Ende zu verfolgen.

OÖN: Was können Gemeinden tun, um junge Ärzte anzulocken?

Ziegler: Es wird notwendig sein, junge Kollegen für eine Praxis am Land zu begeistern. Vor 40 Jahren hatten wir schon einmal einen Ärztemangel. Die Gemeinden haben sich damals unterschiedlichste Förderungen einfallen lassen, wie etwa die Hausapotheken. Auch die waren in den kleinen Landpraxen eine finanzielle Absicherung.

OÖN: Ein Hausarzt ist ständig einsatzbereit. Wie sehen Ihre Arbeitstage aus?

Ziegler: Ich ordiniere 20 Stunden die Woche. Dazu kommen mindestes zehn Stunden an Hausbesuchen und Betreuung in Alten-und Pflegeheimen. Außerhalb der Ordinationszeiten fällt viel administrative Arbeit an, wie die Buchhaltung zu machen. Dann kommt noch der Bereitschaftsdienst. Im Jahresschnitt komme ich pro Woche sicher auf 70 Stunden.

OÖN: Wie oft haben Sie Bereitschaft?

Ziegler: Wir sind fünf Kollegen, die uns die Gemeinden Kremsmünster, Sattledt und Sipbachzell aufteilen. Das heißt ich habe einmal pro Woche Bereitschaft und jedes fünfte Wochenende.

OÖN: Haben Sie es jemals bereut Hausarzt geworden zu sein?

Ziegler: Nein, ich mache den Job sehr gerne. Ich finde nur die Heuchelei der Politik frustrierend. Wenn sie mich fragen, ob ich jungen Kollegen zu diesem Beruf raten würde, würde ich sagen vom wirtschaftlichen Standpunkt gesehen kann man nur abraten, vom menschlichen ist es ein schöner Beruf. Wenn es so weiter geht, muss man aber sagen, es war ein schöner Beruf.

 

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Unterschriftenliste "Ärzte für Oberösterreich"

Unterschriftenliste "Ärzte für Oberösterreich"

PDF-Datei vom 18.11.2011 (1.284,39 KB)

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 19.01.2012 07:31

Zulagen und sind deshalb wirklich zu Recht als Götter in weiß zu bezeichnen.

Man lese dazu auch im Kurier die astronomische Forderunge des Dr. M. Zimpfer für 4 Jahre entgangene Ersteklassegebüht von sage uns schreibe.....http://www.vienna.at/mit-klage-gegen-akh-gescheitert-prozesskosten-221-000-euro/3072822

Was leistete dieser Mann im Vergleich zum Verdienst, rechnet man nach, ergibt sich ein Monatslohn von weit über einen fünfstelligen Betrag nur an Zulagen, wobei das Primargehalt dann beinahe vernachlässigbar wird.
Diese Schieflagen müßten auch Landärzten und normalen Spitalsärzten voll zu denken geben - auch hier hat man sich effeziente Strukturen zu überlegen, auch wenn es vom Ersteklasseversicherten kommt, wird trotzdem das Defizit von jedem Versicherten mitfinanziert.
Mit diesen astronomischen Zulagenauszahlungen von einer Person könnte man Eihenweise Ärzte anstellen oder am Land bezahlen.
Es ist ein politischer Skandal, wenn solche Dinge nicht beseitigt werden.

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