Zug in Südtirol entgleist: Neun Tote
BOZEN. Bei einem Zugsunglück in Südtirol sind am frühen Montagvormittag mindestens neun Menschen ums Leben gekommen, etwa 30 weitere wurden verletzt, sieben davon schwer.
Möglicherweise gibt es weitere Tote. Nach Angaben der Behörden ist eine Garnitur der Vinschger-Bahn, die Mals mit Meran verbindet, zwischen Latsch und Kastelbell in einer engen Schlucht entgleist, Ursache war offenbar ein Erdrutsch. Durch den Hangrutsch stürzten zwei Waggons um, ein weiterer rutschte Richtung Uferböschung der Etsch. Der Waggon wurde von mehreren Bäumen vor dem Absturz in den Fluss bewahrt. Italienischen Medienberichten zufolge wurde der Triebwagen schwerst beschädigt.
Schlammlawine als Auslöser?
Als Ursache des Erdrutsches wurde eine geborstene Beregnungsanlage vermutet, welche eine Schlammlawine ausgelöst haben soll. In der Region gab es in der Nacht auf Montag kaum Niederschlag. Unmittelbar vor dem Unglück hatte ein anderer Zug die Stelle problemlos passiert.
Einsatzkräfte graben nach Verletzten
Für die Versorgung der Verletzten, deren Bergung schwierig war, wurde ein mobiles Camp eingerichtet, Schwerverletzte wurden in Krankenhäuser geflogen. Ein Feuerwehrmann berichtete von Erde und Schlamm in einem Waggon, durch den die Einsatzskäfte sich teilweise händisch vorarbeiteten, um zu den eingeschlossenen Passagieren zu gelangen. Die parallel führende Straße wurde gesperrt, um Einsatzautos die ungehinderte Zu- und Abfahrt zu ermöglichen.
Das Unglück geschah kurz nach 9.00 Uhr, betroffen war der Zug, der um 8.20 Uhr in Mals abgefahren war und um 9.43 Uhr in Meran eintreffen hätte sollen. Der Südtiroler Landtag unterbrach nach Bekanntwerden des Unfalls seine Sitzung, Landeshauptmann Luis Durnwalder machte sich auf den Weg zum Unglücksort.
Pressekonferenz zum Unfall
Der Südtiroler Landehauptmann Luis Durnwalder (SVP) nahm bei einer Pressekonferenz in der Halle der Freiwilligen Feuerwehr in Kastelbell zu dem Unglück Stellung. „In der Zwischenzeit hat uns der staatliche Zivilschutz seine Unterstützung angeboten, die Unfallstelle ist allerdings bereits gesichert, die Opfer des Unglücks sind geborgen“, erklärte Durnwalder. Um 16.00 Uhr werde es eine weitere Pressekonferenz geben, kündigte er an. Zudem werde sich die Landesregierung gegen 18.00 Uhr zu einer Sondersitzung zusammenfinden, um über das Unglück zu beraten.
„Wie sich die Lage derzeit darstellt, konnte mit so einem Unglück nicht gerechnet werden, auch weil der Hang oberhalb der Unglücksstelle mit Netzen gegen Steinschlag gesichert war“, erklärte Durnwalder. Es habe den Anschein, als ob einsickerndes Wasser den gesamten Hang in Bewegung gesetzt habe. „Alle zwei Jahre nehmen wir alle Böschungen und Abhänge ober- und unterhalb der Gleise unter die Lupe, es hat sich hier allerdings keine Gefahr abgezeichnet“, sagte Landesrat Thomas Widmann (SVP). „Ein solches Unglück, bei dem eine Mure einen fahrenden Zug trifft, war bis heute nicht einmal vorstellbar.“