WHO tagt erstmals seit drei Jahren ohne Corona-Notstand
GENF. Die ungleiche Gesundheitsversorgung mit vielen Mängeln in ärmeren Ländern steht nach Ende der Corona-Pandemie ab Sonntag im Zentrum der Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die 194 Mitgliedsländer debattieren, wie die Grundversorgung aller rund acht Milliarden Menschen auf der Welt sichergestellt werden kann. Für Österreich nimmt eine Delegation unter Leitung von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) an der Tagung teil.
Die WHO-Mitgliedsstaaten verabschieden auch das Budget 2024/25, für das die Pflichtbeiträge deutlich erhöht werden sollen. Bisher war die WHO bei vielen Aufgaben auf freiwillige Beiträge der Mitglieder angewiesen.
Kurz vor der Jahrestagung hatte die WHO Entwarnung bei der Corona-Pandemie und dem weltweiten Affenpocken-Ausbruch gegeben. Sie erklärte die in beiden Fällen verhängte höchste Alarmstufe, den internationalen Gesundheitsnotstand, für beendet. Gleichwohl warnen Gesundheitsexperten, dass die Viren weiter zirkulierten, sich veränderten und neue Bedrohungen hervorbringen könnten und deshalb unbedingt überwacht werden müssten.
Verhandlungen über Pandemievertrag
Die WHO-Länder verhandeln auch über einen Pandemievertrag. Er soll dafür sorgen, dass die Welt für künftige Pandemien besser gewappnet ist. So sollen unter anderem Ausbrüche schneller eingedämmt und Schutzmaterial sowie Impfstoffe und Medikamente gerechter verteilt werden. Der Vertragsentwurf wird aber erst 2024 vorgelegt.
Bereits jetzt hat die WHO ein globales System zur Früherkennung und Eindämmung von Infektionskrankheiten lanciert. Das am Samstag gestartete International Pathogen Surveillance Network (Internationales Netzwerk zur Überwachung von Pathogenen, IPSN) bietet eine Plattform, auf der sich Länder und Regionen bei der Sammlung und Analyse der Proben von Krankheitserregern verknüpfen können, wie die WHO in Genf mitteilte. Das IPSN soll den Angaben zufolge dabei helfen, dass Bedrohungen durch ansteckende Krankheiten schnell identifiziert werden können. Auch soll die Plattform den Austausch von Informationen über solche Krankheiten erleichtern und die Koordination von Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krankheiten erleichtern.
Das Überwachungssystem wird auf der Genomanalyse - also der Entschlüsselung des Erbguts - von Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern basieren. Durch diese Analysen soll herausgefunden werden, wie ansteckend und tödlich die neu entdeckten Krankheitserreger sind und wie sie sich verbreiten. Die gesammelten Daten sollen in eine breiter angelegte Datenbank zur Nachverfolgung der Ausbreitung von Krankheiten eingespeist werden. Das IPSN soll auch bei der Entwicklung von Behandlungen und Impfstoffen helfen.
"Welt ist stärker, wenn sie zusammensteht"
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus rühmte die "ambitionierten" Ziele des neuen Netzwerks und betonte, dieses könne eine "wesentliche Rolle im Gesundheitsschutz" spielen. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, "dass die Welt stärker ist, wenn sie zusammensteht, um geteilte Gesundheitsbedrohungen zu bekämpfen".
Rauch betonte im Vorfeld des Treffens die Wichtigkeit internationaler Zusammenarbeit zur Bewältigung von Gesundheitskrisen, was die Corona-Pandemie gezeigt habe. "Der Internationale Pandemievertrag soll auf globaler Ebene ermöglichen, dass wir schneller und effektiver auf künftige Gesundheitskrisen reagieren können", sagte der Gesundheitsminister am Sonntag in einer Aussendung. Er verfolge dabei den "One-Health-Ansatz": "Wir müssen die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt als eine Einheit betrachten. Sonst riskieren wir, dass Gefahren für unsere Gesundheit und unsere Ökosysteme zunehmen."
Rauch will sich über den Internationalen Pandemievertrag in Genf direkt mit Tedros Adhanom Ghebreyesus austauschen. Weitere bilaterale Gespräche sind mit den Amtskolleginnen und -kollegen aus dem Vereinigten Königreich, Steve Barclay, und der Republik Moldau, Ala Nemerenco, geplant. Themen werden hier unter anderem die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die jeweiligen Gesundheitssysteme sowie der aktuelle Fachkräftemangel im Pflegebereich sein.
Die sollen sich diesen Pandemievertrag wo hinstecken. Können wir bitte aus dem Verein austreten?