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Details zu Attentätern in Sri Lanka: Hassprediger möglicher Drahtzieher

Von nachrichten.at/apa, 24. April 2019, 15:03 Uhr
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Bildergalerie Nationaler Trauertag nach Anschlägen in Sri Lanka
Bild: REUTERS/Fayaz Aziz

COLOMBO. Die Selbstmordattentäter vom Ostersonntag in Sri Lanka waren wohlhabend und hatten im Ausland studiert. Außerdem wird vermutet, dass der radikale Geistliche Zahran Hashim eine zentrale Rolle bei den Anschlägen gespielt hat.

Die meisten von ihnen seien gebildet gewesen und hätten der oberen Mittelschicht angehört, sagte Sri Lankas Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Einer der Attentäter habe vermutlich in Großbritannien und Australien studiert und sei danach nach Sri Lanka zurückgekehrt.

Es seien insgesamt neun Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt gewesen, darunter eine Frau. Acht von ihnen seien bisher identifiziert worden, sagte Wijewardene.

Hassprediger als Drahtzieher

Jahrelang warnten Sri Lankas Muslime die Behörden vor einem radikalen Geistlichen in ihrer Mitte. Jetzt scheint es so, als ob Zahran Hashim eine zentrale Rolle bei einem der schlimmsten Anschläge in der Geschichte des südasiatischen Inselstaates gespielt haben könnte.

In dem am Dienstag von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) veröffentlichten Bekenner-Video steht Hashim offenbar im Zentrum. Er scheint der rundgesichtige Geistliche zu sein, der in dem Filmmaterial zu sehen ist und der als einziger der acht IS-Anhänger unvermummt auftritt. Ein schwarzes Tuch um den Kopf geschlungen und ein Gewehr im Arm, leitet Hashim die mutmaßlichen Angreifer in einem Treueschwur auf IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi an.

Der Mann in der Mitte soll Zahran Hashim sein. Bild: HO (AAMAQ NEWS AGENCY)

Der Mann in der Mitte soll Zahran Hashim sein. (APA)

Sri Lankas Regierung hatte Hashim bereits indirekt für die verheerende Anschlagserie mit über 350 Toten am Ostersonntag auf drei christliche Kirchen und drei Luxushotels verantwortlich gemacht, als sie die Tat der einheimischen Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) zuschrieb. Der Kleriker gilt als Anführer der Gruppe.

Vor den Anschlägen war Hashim weitgehend unbekannt - auch in Sri Lanka. In den Online-Medien hatte er allerdings tausende Follower, veröffentlichte hetzerische Predigten auf YouTube und Facebook. In einer Aufnahme hält der Mann mit dem ungepflegten schwarzen Bart eine Hassrede gegen Nichtmuslime.

"Dieser Mensch war ein Einzelgänger"

Hilmy Ahamed, Vizepräsident des Muslimrats von Sri Lanka, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe die Behörden bereits vor drei Jahren vor Hashim gewarnt. "Dieser Mensch war ein Einzelgänger und er hat junge Menschen unter dem Deckmantel des Koranunterrichts radikalisiert", berichtete Ahamed. Niemand habe jedoch geglaubt, dass "diese Menschen" einen Anschlag solchen Ausmaßes ausführen könnten.

Laut Ahamed ist Hashim etwa 40 Jahre alt und kommt aus der Region Batticaloa an der Ostküste Sri Lankas, in der eine der am Sonntag attackierten Kirchen steht. Der Kleriker stamme aus einer "normalen muslimischen Mittelstandsfamilie", sagte der Muslimrat-Vize. Hashim habe an einer Islamschule in Kattankudy im Osten des Landes studiert.

In der örtlichen Muslimgemeinde habe er für Ärger gesorgt, sagte Ahamed. Es habe immer wieder Konflikte mit anderen Moscheebesuchern gegeben. Einmal habe Hashim ein Schwert gezogen, um Menschen aus der Thowheeth-Moschee in Kattankudy zu töten.

Aus Ermittlerkreise erfuhr AFP, dass es bisher keine Beweise gibt, dass Hashim unter den Selbstmordattentätern war. "Bis wir DNA-Tests bei allen gemacht haben, können wir nicht sicher sein", hieß es. Alle Hinweise zu seinem Schicksal seien für die Sicherheitsbehörden von höchstem Interesse. Doch auch Ahamed hat keine aktuellen Informationen über Hashim: "Ich weiß nicht, ob er tot ist oder lebt."

Aufnahmen von Überwachungskameras sollen einen Attentäter kurz vor der Tat zeigen:

Fast 400 Tote

Sieben sri-lankesische Attentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu zeitgleich in drei Kirchen in mehreren Städten sowie in drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Ein weiteres Attentat auf ein Fünf-Sterne-Hotel scheiterte. Einige Stunden später gab es zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und einem Wohnhaus in Vororten Colombos. Bei der achten Explosion kamen laut Polizei die Frau, zwei Kinder und ein weiterer Verwandter eines der Attentäter sowie drei Polizisten ums Leben.

Die Zahl der Toten lag nach Polizeiangaben vom Mittwoch bei 359 - darunter mehr als 30 Ausländer. Mehr als 400 Verletzte wurden noch in Krankenhäusern behandelt. Details zu den Anschlägen lesen Sie hier.

Polizeichef muss gehen

Wegen folgenschwerer Fehler bei der Informationsweitergabe vor den Anschlägen in Sri Lanka müssen dort der Polizeichef und ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums ihre Posten räumen. Staatspräsident Maithripala Sirisena wies sie am Mittwoch an, ihre Kündigung einzureichen, wie sein Büro mitteilte.

Die Sicherheitsdienste Sri Lankas hatten schon vor den Anschlägen Hinweise auf entsprechende Pläne. So warnte Sri Lankas Polizeichef am 11. April vor islamistischen Angriffen auf Kirchen. Premierminister Ranil Wickremesinghe bestätigte, dass der Polizei die Anschlagspläne bekannt gewesen seien, sie habe jedoch nicht gehandelt und die Informationen auch nicht an ihn weitergeleitet.

USA "wussten nichts"

Die USA dementierten unterdessen vorherige Kenntnis von der tödlichen Anschlagserie in Sri Lanka gehabt zu haben. "Wir wussten nichts von diesen Anschlägen", sagte US-Botschafterin Alaina Teplitz dem US-Fernsehsender CNN am Mittwoch. Bei den Bombenanschlägen wurden mindestens vier US-Bürger getötet.

Ein Minister Sri Lankas hatte Anfang der Woche gesagt, Indien und die USA hätten seiner Regierung vor den Anschlägen Informationen zukommen lassen. Botschafterin Teplitz verneinte dies nun: "Ich weiß nicht, welche anderen Informationsquellen die Regierung Sri Lankas hat. Ich kann ihnen nur sagen, dass wir keine vorherige Kenntnis hatten", sagte sie CNN. Die Regierung von Sri Lanka habe Fehler beim Sammeln und Weitergeben von Geheimdienstinformationen zugegeben, fügte sie hinzu.

Der "Islamische Staat" (IS) hatte die Anschläge am Dienstag für sich reklamiert. Zu möglichen IS-Verbindungen werde noch ermittelt, sagte Wijewardene. Die Regierung hatte eine wenig bekannte einheimische Islamistengruppe verantwortlich gemacht, mit ausländischer Hilfe die Anschläge verübt zu haben. Als Motiv vermutete die Regierung Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen in Christchurch im März. Es könnten noch Verdächtige auf freiem Fuß sein, erklärte Wijewardene. "Wir bitten die Leute, wachsam zu sein."

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