Schwere Unwetter: EU-Katastrophenschutz-Mechanismus aktiviert
BRÜSSEL. Mehrere Staaten Europas haben mit schweren Unwettern zu kämpfen. Die EU hat ihren Katastrophenschutz-Mechanismus aktiviert.
Neben den verheerenden Unwettern im Westen Deutschlands, wo, wie berichtet, bereits mehr als 100 Tote bestätigt sind, haben auch in anderen Staaten schwere Unwetter für Zerstörungen gesorgt. Bei den heftigen Unwettern in Belgien sind Medienberichten zufolge mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Das berichtete die belgische Tageszeitung "Le Soir" am Freitag unter Berufung auf die Behörden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender hatte zuvor zwölf Tote und mindestens fünf Vermisste gemeldet.
Video: ORF-Korrespondent Bernd Feichtner berichtet aus Belgien:
In Belgien stehen seit heute auch österreichische Kräfte im Einsatz: 103 Feuerwehrleute aus Niederösterreich sind noch Donnerstagabend mit 16 Fahrzeugen und 26 Booten aufgebrochen, nachdem ein entsprechendes Hilfsansuchen der dortigen Behörden über den EU-Katastrophenhilfemechanismus im Innenministerium eingelangt war.
In Österreich machte der Starkregen in Vorarlberg in der Nacht auf Freitag mehr als 50 Feuerwehr-Einsätze notwendig. Hauptsächlich galt es unter Wasser stehende Keller auszupumpen. Fast ausschließlich betroffen war der vordere Bregenzerwald, wo innerhalb von 24 Stunden 80 oder mehr Liter Regen pro Quadratmeter fielen. Verletzt wurde niemand. In der Schweiz stiegen Flusspegel nach starken Regenfällen stark an.
EU-Hilfe in Katastrophenfällen
Angesichts der Flutkatastrophe in Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern hat die EU ihren Katastrophenschutz-Mechanismus aktiviert. "Die EU steht bereit, um zu helfen, zum Beispiel mit unserem Katastrophenschutzverfahren", schrieb Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter. Der Mechanismus kommt weltweit zum Einsatz - und kann auch von Deutschland beantragt werden.
Der europäische Katastrophenschutz bündelt die Kapazitäten der 27 EU-Länder sowie sechs weiterer Staaten (Island, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien, Türkei). Jedes Land der Welt, aber auch die Vereinten Nationen und andere Organisationen können in Notfällen um Unterstützung bitten.
Zuletzt leisteten die Europäer etwa in der Corona-Pandemie in Indien, nach der Explosion im Hafen von Beirut im Libanon, nach Überschwemmungen in der Ukraine und tropischen Wirbelstürmen in Lateinamerika und Asien Hilfe. Innerhalb der EU kommt das Instrument häufig bei Waldbränden zum Einsatz.
Seit Gründung 2001 wurde das Katastrophenschutz-Verfahren über 420 Mal aktiviert, im Pandemie-Jahr 2020 alleine mehr als 90 Mal. Der EU-Katastrophenschutz hing lange vollständig von der Hilfsbereitschaft der teilnehmenden Länder ab. Die EU-Kommission koordinierte lediglich die Zusammenarbeit. Besonders zu Beginn der Corona-Pandemie blieben Hilferufe nach medizinischer Ausrüstung aber häufig unbeantwortet, weil die Mitgliedstaaten ihre Bestände nicht abgeben wollten.
Im Februar wurde deshalb vereinbart, den Mechanismus mit der dreifachen Menge finanzieller Mittel und die Kommission mit mehr Kompetenzen auszustatten. In bestimmten Bereichen, etwa bei medizinischen Einsatzteams, verfügt Brüssel mittlerweile auch über eigene Kapazitäten.
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