Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Hochwasser in Venedig: "Apokalyptische Zerstörung"

13.November 2019

Dies berichtete der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. "Wir sind mit einer totalen, apokalyptischen Zerstörung konfrontiert und ich übertreibe nicht. 80 Prozent der Stadt ist unter Wasser. Die Schäden sind unvorstellbar und beängstigend", so Zaia in einem TV-Interview am Mittwoch.

Venedig beklage zwei Todesopfer, die Markusbasilika sei überschwemmt. Wegen des Wassers sei es in mehreren Teilen der Lagunenstadt zu Stromausfällen gekommen. Der Strand von Caorle bei Venedig sei verwüstet, berichtete Zaia.

In der Stadt herrschte am Mittwoch eine fast gespenstische Ruhe. Nur ein Teil der Vaporetti verkehrten in der Lagunenstadt. Wenige Einwohner und Touristen waren auf den überschwemmten Straßen zu sehen. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sprach von gravierenden Schäden in der Stadt. "Wir brauchen Hilfe, um diese schwierigen Tage zu bewältigen", so Brugnaro per Twitter. Die Regierung in Rom erklärte sich bereit, die Stadt finanziell zu unterstützen.

Um kurz vor Mitternacht stieg das Wasser - angetrieben durch starken Wind - auf 187 cm über dem Meeresspiegel. Das sei der höchste Wert seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 cm erreicht wurden, teilte die Kommune mit. Danach sollte das Wasser wieder etwas sinken.

Video: Der Brenner eingeschneit, Venedig knietief unter Wasser

Mann durch Stromschlag getötet

Ein 78-jähriger Pensionist starb an einem Stromschlag, da Wasser in seine Wohnung auf der Insel Pellestrina in der Lagune eingedrungen war und einen Kurzschluss ausgelöst hatte, berichtete die Tageszeitung "Il Gazzettino".

Ein zweiter Einwohner Pellestrinas wurde ebenfalls tot in seiner Wohnung aufgefunden. Hier wurde allerdings nicht ausgeschlossen, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist. Stromausfälle wurden in mehreren Teilen Venedigs gemeldet, auch bei den Telekommunikationsverbindungen kam es zu erheblichen Problemen. Schulen und Kindergärten wurden am Mittwoch geschlossen.

Markusplatz vollkommen überflutet - Stadt kämpft um Dom

Die Stadt Venedig kämpft um den Markusdom. Nachdem das Wasser in die Basilika eingedrungen ist, wurden Schäden am Mauerwerk festgestellt. Das Wasser drang auch in die Krypta ein. "Wir waren einen Schritt vor der Apokalypse", meinte Domprokurator Pierpaolo Campostrini, der für die Basilika zuständige Ingenieur.

Mobile Schotten wurden aufgestellt, um zu verhindern, dass das Wasser in die Kapelle Zen gelangen könne, in der sich Bilder-Zyklen rund um die Legende des Heiligen Markus befinden. Gefährdet sind die Mosaiken, sowie die Marmorböden und die Holzstrukturen, die die Basilika schmücken. Wertvolle Gegenstände in der Basilika wurden in Sicherheit gebracht. Eine Taskforce des Kulturministeriums prüfte am Mittwoch die von dem Hochwasser verursachte Überschwemmung.

Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro bestätigte die schweren Schäden in der Basilika. "Venedig ist verwüstet. Die Markusbasilika hat wie die gesamte Stadt und die Inseln schwere Schäden erlitten", sagte Brugnaro. Der italienische Premier Giuseppe Conte wird am Mittwochnachmittag in der Lagunenstadt eintreffen. Er wolle sich persönlich ein Bild der Lage machen, erklärte der Regierungschef.

Touristen mit hohen Gummistiefeln wateten über den Markusplatz und machten Selfies. Die Atmosphäre, die sich ihnen bot, war gespenstisch. Die traditionsreichen Cafes, Modeshops und Souvenirläden rund um den Markusplatz blieben am Mittwoch geschlossen. Geschlossen waren auch Schulen und Kindergärten.

Wegen des starken Sturms zerschellten Boote in den engen Kanälen, viele Gondeln waren schwer beschädigt. Bei den Verbindungen mit den Vaporetti, den Wasserbussen in Venedig, kam es zu erheblichen Problemen. Die Küstenwache musste mehreren Personen und Booten Hilfe leisten. Bürgermeister Luigi Brugnaro prüfte in der Nacht auf Mittwoch an Bord eines Polizeiboots die Lage.

Kulturministerium setzt Taskforce ein

Angesichts der drastischen Lage hat das italienische Kulturministerium eine Taskforce eingesetzt, die Maßnahmen zum Schutz der Kunstschätze der Lagunenstadt ergreifen soll. Kulturminister Dario Franceschini beobachte "Schritt für Schritt" die Entwicklungen in Venedig, berichtete das Kulturministerium am Mittwoch in Rom.

Besondere Sorge galt der Markusbasilika. Das Wasser verursachte unter anderem Schäden am Mauerwerk. Die gesamte Krypta geriet unter Wasser. Nach Angaben des Domprokurators Pierpaolo Campostrini wurden Nachtwachen eingerichtet, um den Wasserpegel zu kontrollieren. Der Eingang des im Jahr 1063 errichteten Wahrzeichens von Venedig ist der tiefste Punkt des gesamten Stadtkerns.

Fenice-Theater kämpft gegen Überschwemmung

Das Wasser drang in einige Teile des Fenice-Theaters ein. Die Stromversorgung und das Brandmeldesystem funktionierten nicht, berichtete Intendant Fortunato Ortombina. Mit Wasserpumpen wurde versucht, die überschwemmten Räume vom Wasser zu befreien. Die für Mittwoch geplanten Proben für die Saisoneröffnung mit Giuseppe Verdis "Don Carlo" wurden abgesagt. "Die Herausforderung für unser Theater und für die Stadt Venedig ist es, die Saison planmäßig am 24. November öffnen zu können", sagte Ortombina nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Kaum Wetterbesserung in Sicht

Venedig wird wegen seiner Lage in der Lagune immer wieder von Hochwasser heimgesucht, die Lage verschärft sich aber zunehmend. Die Stadt will seit langem ein Flutschutzsystem installieren, da der Anstieg des Meeresspiegels immer häufiger zu Überflutungen führt.

Kurz vor Mitternacht stieg das Wasser - durch starken Wind - auf 187 cm über dem Meeresspiegel. Das sei der höchste Wert seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 cm erreicht wurden, teilte die Kommune mit. Danach sollte das Wasser wieder etwas sinken. Für 12.00 Uhr plante der Stadtchef eine Pressekonferenz mit dem italienischen Zivilschutzchef Angelo Borrelli, um die Bevölkerung über die Lage zu informieren.

Für Mittwoch war kaum Wetterbesserung in Sicht, in ganz Italien war wie schon seit Tagen Regen angesagt. Von den Unwettern besonders betroffen waren am Dienstag die süditalienischen Regionen Basilikata, Apulien und Kalabrien. In Europas Kulturhauptstadt Matera kam es zu Überschwemmungen in der Altstadt.

Die Regenfälle verursachten auch auf der Urlaubsinsel Capri schwere Schäden. Wegen des heftigen Windes stürzte eine Ecke des Gesims des Glockenturms auf die bekannte "Piazzetta", dem bei Touristen besonders beliebten Hauptplatz von Neapel. Einige Dächer wurden beschädigt. Fährverbindungen zwischen der Insel und Neapel mussten vorübergehend unterbrochen werden. In Teilen der Insel kam es zu Stromausfällen. Auch auf Sizilien gab es Überschwemmungen und kleinere Erdrutsche.

Hochwasser auch in Triest

Die schweren Unwetter mit Auswirkungen in ganz Norditalien, haben auch Schäden in Kärntens Nachbarregion Friaul Julisch Venetien verursacht. "Hochwasser auch in Triest", berichtete der Präsident Friauls, Massimiliano Fedriga, der ein Bild des überschwemmten Platzes Unita in Triest postete.

Triest. Schäden wegen der Unwetter wurden in den bei österreichischen Touristen beliebten Adria-Badeortschaften Grado und Lignano Sabbiadoro gemeldet. Wetterexperten warnten vor starkem Wind, Niederschlägen und hohen Wellengang auch in den kommenden Tagen. Vermutlich wegen des heftigen Regens und des starken Windes verlor ein rumänischer Lkw-Fahrer im Karstgebiet unweit von Triest die Kontrolle über sein Fahrzeug und geriet gegen eine Felsenwand. Dabei kam er ums Leben.

 

copyright  2024
29. März 2024