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Rechtsextremes, antisemitisches Motiv: Attentäter von Halle hat gestanden

12.Oktober 2019

Der Todesschütze von Halle hat die Tat gestanden und ein rechtsextremistisches, antisemitisches Motiv bestätigt. Der 27-jährige Stephan B. habe umfangreich ausgesagt, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Der 27-Jährige war am Mittwoch festgenommen worden, nachdem vor einer Synagoge eine Frau (40) und in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss ein Mann (20) erschossen worden waren.

Zuvor hatte der Täter vergeblich versucht, die Synagoge mit Waffengewalt zu stürmen. Zu dem Zeitpunkt feierten 51 Menschen in dem Gotteshaus das wichtigste jüdische Fest, Jom Kippur. Auf der Flucht verletzte der Täter zudem eine 40-Jährige und deren Mann (41) mit Schüssen. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte B. vier Schusswaffen und mehrere Sprengsätze bei sich.

"Kein Platz für Antisemitismus"

Auch gestern wurde an vielen Orten in Halle getrauert. Immer mehr Blumen und Kerzen lagen auf dem Marktplatz, vor der Synagoge im Paulusviertel und vor der Dönerbude. "Kein Platz für Antisemitismus", stand auf einem der vielen Plakate, die niedergelegt wurden.

Ein Bekennervideo in sozialen Netzwerken zeigt den Tatablauf aus der Perspektive des Attentäters – vom Versuch der Erstürmung der Synagoge über die Todesschüsse bis zur Flucht. Zudem legte der Täter in einem elf Seiten langen "Manifest" seine Gedanken dar.

Bei einer Durchsuchung in Helbra (Sachsen-Anhalt) fanden Ermittler einen 3D-Drucker, den B. möglicherweise zur Herstellung von Schusswaffen eingesetzt hat. Das berichtet das Magazin "Spiegel". Mit dem Drucker lassen sich dreidimensionale Kunststoffteile herstellen, die zum Bau von Schießgerät eingesetzt werden können. Der Drucker befand sich in einem von B. genutzten Zimmer in der Wohnung seines Vaters. Die Ermittler gehen davon aus, dass der frühere Chemiestudent einen Großteil der bei seinem Terrorangriff verwendeten Schusswaffen selbst gebaut hat.

"Nachholbedarf"

Unterdessen mehren sich die Rufe nach einem besseren Schutz von Synagogen. Die EU-Antisemitismusbeauftragte Katharina von Schnurbein rief alle EU-Staaten auf, jüdische Einrichtungen ausreichend zu schützen und die Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen zu übernehmen. Eine Reihe von Staaten hätte "Nachholbedarf". Teilweise müssten jüdische Gemeinden 50 Prozent ihres Budgets für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben.

„Antisemitismus ist einfach blöd“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat nach dem Angriff auf die Synagoge in Halle den jüdischen Stadttempel in Wien besucht. Er wurde vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, begrüßt und legte in der Gebetsstätte ein Gesteck mit weißen Rosen nieder. „Antisemitismus ist einfach blöd“, sagte Van der Bellen. Er führe zu Anschlägen wie jenen in Halle. Der Bundespräsident wies darauf hin, dass „in einzelnen Ländern der Rechtsextremismus zugenommen“ habe. Zu Österreich sagte er: „Es wird wohl einen harten Kern von Antisemiten geben.“ Jeder Bürger sei im Kampf gegen den Judenhass gefordert.

"Antisemitismus ist einfach blöd"
Alexander Van der Bellen und Oskar Deutsch

IKG-Präsident Deutsch zählte drei Gruppen auf, die „Antisemitismus zu uns hereintragen“: rechte, linke und islamistische Antisemiten. „Wenn man das addiert, ist der Antisemitismus gestiegen.“ Das sei nicht nur in Österreich so, sondern in ganz Europa und den USA.

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29. März 2024